BR Heimat

Bayerisches Feuilleton Olympia 1936 in Garmisch-Partenkirchen

Samstag, 04.01.2020
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Die vergessenen Spiele
Olympia 1936 in Garmisch-Partenkirchen
Von Nick Golüke und Michael Müller

Als Podcast verfügbar

Vom 9. bis zum 22. Januar 2020 werden in Lausanne die III. Olympischen Jugend-Winterspiele ausgetragen, eine Art Testlauf für talentierte Nachwuchssportler aus aller Welt, die auf diese Weise Gelegenheit bekommen sollen, erstmals olympische Luft zu schnuppern.

Aus diesem Anlass unternehmen wir eine Zeitreise in das Jahr 1936 zu einem sportlichen Großereignis von ganz anderem Zuschnitt. Die IV. Olympischen Winterspiele von Garmisch-Partenkirchen waren die ersten Winterspiele der Superlative. Eine halbe Millionen Menschen kamen aus aller Welt, um im Schatten der Zugspitze den 646 Athleten aus 28 Nationen bei ihren Wettkämpfen zuzusehen.

Nie zuvor hatten Winterspiele eine derartige internationale Aufmerksamkeit und ein solches Zuschauerinteresse geweckt. Die Wintersportstars aus dem Werdenfelser oder Berchtesgadener Land wie Christl Cranz, Willy Bogner oder Franz Pfnür, aber auch ausländische Athleten wie Birger Ruud oder Sonya Henie, begeisterten die Massen. Für die Nationalsozialisten aber waren die Winterspiele vor allem eins: die Möglichkeit, sich der Weltöffentlichkeit als vermeintlich tolerantes, weltoffenes und erfolgreiches Regime zu präsentieren. Und dies angesichts einer internationalen Boykott-Bewegung, die wegen der nationalsozialistischen Rassenpolitik für ein Fernbleiben von den Spielen eintrat.

Damit waren die Spiele von Garmisch-Partenkirchen auch der entscheidende Testlauf für die Sommerspiele in Berlin. Nachdem vor allem die USA sich gegen einen Boykott entschieden hatten, wurden die Winterspiele zu einem Triumph für die nationalsozialistischen Gewaltherrscher. Goebbels notierte in seinem Tagebuch: "Das haben wir gut gemacht. Viel Arbeit hat’s gekostet. Doch hat es sich gelohnt."

Heute sind die Winterspiele von 1936 in der Öffentlichkeit weitgehend vergessen. Wir erzählen die Geschichte der Winterspiele neu: Von der zwangsweisen Vereinigung der beiden Orte Garmisch und Partenkirchen über die Bemühungen des Regimes, im Kampf gegen die internationale Boykottbewegung die antijüdische Stimmung im Werdenfelser Land einzudämmen, bis zum triumphalen Propagandaerfolg der Spiele von Garmisch-Partenkirchen, der die Sommerspiele in Berlin erst möglich gemacht hat.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.