BR Heimat

Bayerisches Feuilleton Die Hebamme

Hebamme mit Baby auf dem Arm | Bild: picture alliance/dpa | Holger Hollemann

Samstag, 05.10.2019
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Bayerische Berufungen und Instanzen
Die Hebamme
Von Justina Schreiber

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Lange verfügten Frauen über ein einziges Recht: sie durften sich die Hebamme selbst wählen. Kaum ein Mensch erhielt so viel Einblick ins häusliche Leben wie die Geburtshelferin, die noch Tage nach der Niederkunft die Familie versorgte. Hebammen verstanden (und verstehen) sich nicht nur auf gezielte Handgriffe, sondern auch auf wohltuende Heilpflanzen. Vor allem aber wussten sie über die magischen Handlungen Bescheid, die Schaden abwenden sollten. Schließlich kosteten Geburt und Wochenbett Mütter wie Kinder oft genug das Leben. Kein Wunder, dass die "weisen Frauen" der mehr oder weniger aufgeklärten Herrenwelt, allen voran Medizinern und Pharmakologen, ein Dorn im Auge waren.

Als Hexen oder Dilettantinnen über Jahrhunderte diffamiert und verfolgt, wurden die Hebammen fast zwangsläufig Galionsfiguren der modernen Frauenbewegung, die forderte, die Macht über den weiblichen Körper nicht nur dem Gynäkologen zu überlassen. In entlegenen Allgäuer Tälern oder oberbayerischen Weilern allerdings blieben die Geburtshelferinnen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein von zentraler Bedeutung für das örtliche Leben.
Wie viele Bauernkinder haben sie zur Welt gebracht, wie viel Leid, wie viel Freude erlebt! Und wie viel Wissen über Empfängnisverhütung und Geburtenregelung vermittelt - von Frau zu Frau.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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