BR Heimat

BR Heimat - Heimat lesen Hermann Theodor Schmid: "Der Dombaumeister von Regensburg" (1)

Dom von Regensburg | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 24.03.2019
20:05 bis 21:00 Uhr

BR Heimat

"Heimat lesen" beginnt heute mit einem neuen Werk, einem Mittelalter-Krimi, der sich “Sie“ schreibt! Autor ist ein gewisser Hermann Theodor Schmid, geboren 1815 im oberösterreichischen Waizenkirchen, aufgewachsen in Altbayern. Gestorben ist der Autor und Geschichtsforscher 1880 in München. Von Haus aus Jurist, hat Schmid schon recht bald mit dem Schreiben angefangen und zählt rückblickend zu den bekanntesten Autoren historischer Romane, die er weitgehend in Bayern ansiedelt oder sich das aus dem jeweiligen Thema sozusagen automatisch ergibt. Mit seinem Gesamtwerk prägt Hermann von Schmid das vielzitierte "Bayernklischee“ maßgeblich mit.

Neben der Schriftstellerei betätigt sich der rauschebärtige Autor ab 1870 auch etliche Jahre als Direktor des Münchner Gärtnerplatztheaters. 1876 erhebt ihn König Ludwig II., der Schmid als Hofdichter für seine Separat-Vorstellungen sehr schätzt, in den Adelsstand - der Künstler darf sich fortan Ritter von Schmid nennen. 1866 veröffentlicht Hermann von Schmid in der Zeitschriftenreihe "Die Gartenlaube“ eine spannende geschichtliche Erzählung: "Der Dommeister von Regensburg“ heißt sie, und sie wird uns an den nächsten Sonntag-Abenden hier auf BR Heimat beschäftigen.

Worum geht's? Natürlich um den mächtigen Regensburger Dom, eines der ältesten sakralen Bauwerke Europas. Und um einen seiner bekannteren Baumeister, Wolfgang Roritzer. Er entstammt der Bildhauerfamilie Roritzer, deren Mitglieder nachweislich von 1411 bis 1514 in leitender Position den Regensburger Dom mitgestaltet haben. Belegt ist, dass er 1493 das Sakramentshäuschen am Dom erschafft und ihm 1495 das Regensburger Bürgerrecht zugesprochen wird. Zeitgleich wird er Werkmeister am Dom, der damals schon fast 300 Jahre in seinen Grundfesten steht. Im Jahr 1500 fertigt Wolfgang Roritzer den "Schönen Brunnen“ beim Südportal des Doms, seine bildhauerischen Fähigkeiten sind auch durch seine Figuren am Nordturm gut dokumentiert.

Das historische Regensburg ist Anfang des 16. Jahrhundert, in dem unsere Erzählung einsetzt, ein politisch wie gesellschaftlich höchst unruhiges Pflaster. Soziale Unruhen heizen die Freie Reichsstadt auf, sie hatte sich damals von kirchlicher und herzoglicher Herrschaft weitgehend befreit.

Kaiser Friedrich III. erzwingt 1492 von Herzog Albrecht IV. von Bayern die Herausgabe der Stadt und setzt fortan Reichshauptmänner ein. Die Bevölkerung der Donaumetropole formiert sich dagegen lautstark pro-bayerisch und anti-kaiserlich, durch die Gassen der Stadt geistert die Losung: "Besser ein Herzog als ein Kaiser! Der Herzog macht reich, das Reich macht arm!“

Wolfgang Roritzer geht wachen Auges durch seine Stadt, aber als Mann der Künste hält er sich zu Beginn unserer Erzählung politisch noch im Hintergrund - alles, was für ihn zählt, ist die Gott geweihte Vollendung des Regensburger Doms... seines Doms.

Es liest Christian Jungwirth.