BR Heimat

Bayern - Land und Leute Das Grab des Herrn Schefbeck

Dienstag, 01.11.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Das Grab des Herrn Schefbeck
Skandal auf dem Alten Südlichen Friedhof in München
Von Dorothee Rengeling
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2

Eine kleine Erzählung aus dem Jahr 1909 von Josef Ruederer hat es in sich. "Das Grab des Herrn Schefbeck" erzählt von Betrug, Sex, Geld, Gier. Von einem Skandal, der auf dem Alten Südlichen Friedhof um die Jahrhundertwende spielt. Eine Witwe hatte die prunkvolle Grabstätte ihres verstorbenen Mannes verkauft und den Leichnam bei Nacht und Nebel in einem Armengrab verscharren lassen. Jahrzehntelang galt die Erzählung als frei erfunden.

Vor einigen Jahren machte dann die Kunsthistorikerin Dr. Claudia Denk, Spezialistin für den Alten Südlichen Friedhof in München, im Rahmen eines Forschungsprojektes eine sensationelle Entdeckung. Sie stieß im Stadtarchiv auf eine Zeitungsnotiz, die sehr schnell deutlich machte, dass die bekannte Novelle von Ruederer auf einer wahren Begebenheit beruhte.

Claudia Denk recherchierte lange, wer die Witwe, das Grab und der herausgeschmissene Tote waren. Sie fand die noch existierende Prunk-Grabstelle auf dem Alten Südlichen Friedhof und identifizierte den Großhändler Georg Lorenz als Josef Schefbeck in Ruederers Geschichte.

Mit dem Umbetten ins Armengrab nahm die junge Witwe Olly Rache an ihrem Mann, der sie mittellos hinterlassen hatte. Dabei war das Geld der einzige Grund, warum die lebenslustige junge Frau den dicken alten Wurstfabrikanten überhaupt genommen hatte. Nach seinem Tod dann die schockierende Entdeckung: Alle Depots leer. Kein Geld, keine Rente. Stattdessen: ein Leben in Armut. Es gab nur ein einziges Grundstück, auf dem keine Hypothek lag und das richtig viel Geld wert war, eine winzige Immobilie: Das Grab von Herrn Schefbeck. Das verkaufte die Witwe an eine wohlhabende Familie, verschwand mit dem Geld ins Ausland.

Dorothee Rengeling schildert einen handfesten Skandal, der auch die pompöse Bestattungskultur der damaligen Münchner Gesellschaft offenbart.