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Bayerisches Feuilleton Bayerische Berufungen: Der Briefträger

Samstag, 20.08.2016
08:05 bis 09:00 Uhr

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<strong>"Bayerische Berufungen und Instanzen"
</strong><strong>4) Der Briefträger</strong>
Von Ulrich Zwack
<em>Als Podcast verfügbar</em>
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2

Bayern zeigte sich postalisch stets auf der Höhe der Zeit. 1849 gab es als erster Staat in Deutschland Briefmarken heraus. Bayerische Briefträger existieren sogar noch länger: Am 1. März 1808 kaufte das Königreich Bayern den Fürsten von Thurn und Taxis für stolze 100 000 Gulden die Postzuständigkeit ab. Seitdem laufen Bayerns Briefträger bei jedem Wetter straßauf, straßab, Treppe hoch, Treppe runter, liefern Privat- und Geschäftsbriefe aus, Päckchen und Rechnungen, Mahnbescheide und Steuerbescheide. Sie kassieren Nachporti und Nachnahmen.

1920 musste Bayern die eigene Post in die deutsche überführen, aber typisch bayerische Briefträgertätigkeiten gibt es auch heute noch. So schiebt ein Briefträger auf der Zugspitze Dienst, ein anderer liefert im Winter auf Skiern die Post an die bewirtschafteten Almen und Hütten in der Sudelfeldregion aus. Die Briefträger von heute sind nicht mehr verbeamtet, heißen offiziell "Fachmann/Fachfrau für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen". Sie tragen keine schmucke Amtsuniform mehr, kurven zeitgemäß per E-Bike von Haustür zu Haustür. In anderen Bereichen hat sich jedoch so gut wie nichts geändert: Briefträger werden auch heute noch überproportional häufig von Hunden gebissen.

Briefträger haben immer auch Kulturschaffende inspiriert. Für Carl Spitzweg waren Postboten offenbar ein besonders lohnendes Motiv. Auch wenn der Postmann in Bayern schon lange nicht mehr zweimal täglich klingelt - selbstverständlich haben Merkurs weiß-blaue Geschwister auch in die Literatur Eingang gefunden, zum Beispiel in der satirischen Gesellschaftskritik "Zu Lasten der Briefträger", einem Roman von Alois Brandstetter.

Ulrich Zwack heftet sich an die Fersen eines traditionellen Dienstleister- Berufs, dem inzwischen UPS, DPD, Hermes und Co. ernsthaft Konkurrenz machen.

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