BR Heimat

Bayern - Land und Leute Der Erfinder der "Kalten Ente"

"Kalte Ente" mit Zitrone, Minze und Zitronenmelisse | Bild: colourbox.com

Donnerstag, 05.05.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

<strong>Der Erfinder der "Kalten Ente"
</strong><strong>Fürstbischof Clemens Wenzeslaus und sein Ostallgäuer Oberdorf
</strong>Von Christoph Thoma
<em>Als Podcast verfügbar</em>
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2

Clemens Wenzeslaus (1739-1812) von Sachsen, der letzte Fürstbischof von Augsburg, war auch Kurfürst von Trier. Bei einem Gastmahl ließ er aus einer Laune heraus Wein und Champagner zusammengießen und mit Zitrone und Zitronenmelisse würzen. So wurde er zum Erfinder der „Kalten Ente“.

Um ihn ranken sich Anekdoten und Legenden. Vor allem in seiner „Sommerfrische“ Marktoberdorf im Ostallgäu ist er bis heute „lebendig“, verdankt ihm die Stadt doch wirtschaftlichen Erfolg. Ohne seine Förderung hätte Marktoberdorf den Aufschwung zur Kreisstadt nicht geschafft. Und das „modernste Traktorenwerk der Welt“ (Fendt) wäre ohne gute Verkehrswege wohl nicht entstanden.

So viel Zeit wie möglich verbrachte der Fürstbischof in seinem geliebten „Oberdorf“, feierte rauschende Feste, sprach Recht und ging dem Waidwerk nach. Clemens Wenzeslaus war mit drei französischen Königen verwandt und wahlberechtigt für den deutschen Kaiser. Bevor er letzter Fürstbischof von Augsburg vor der Säkularisation wurde, war er Bischof von Freising und Regensburg. Der Schriftsteller Clemens Brentano hatte ihn als Taufpaten.
Clemens Wenzeslaus war leutselig, menschenfreundlich, sozial und den Ideen der Aufklärung nicht abgeneigt. So förderte er die Schulbildung. Dass Marktoberdorf ein Schulzentrum im Ostallgäu ist, reich an vielfältigen Kulturangeboten, und dass aus dem Fürstbischöflichen Schloss die Bayerische Musikakademie wurde, ist kein Zufall.

Unter allen Fürstbischöfen des Hochstiftes Augsburg war er es, der der Weiterentwicklung des Marktes Oberdorf besondere Förderung angedeihen ließ. Er sorgte für größere Gewerbefreiheit, schützte den Handel und befahl den Bau der Salzstraße von Schongau nach Oberdorf: Basis für die spätere Eisenbahnanbindung.

Um 1780 ließ Clemens Wenzeslaus 670 Linden in Reih und Glied setzen, um bei Ausfahrten den Blick auf die Alpenkette aus kühlem Schatten genießen zu können. Die zwei Kilometer lange Lindenallee ist MarktoberdorfsPanorama-Spazierweg. Und zusammen mit dem Schloss Wahrzeichen der Stadt.