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Bayern - Land und Leute Der Ingolstädter Landtag von 1516

v.l. Herzog Ludwig X. von Bayern und Herzog Wilhelm IV. von Bayern (Glasfenster im Liebfrauenmünster) | Bild: Stadtarchiv Ingolstadt

Sonntag, 24.04.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

<strong>Eine Hinrichtung, viele Verhandlungen und eine Landesordnung
</strong><strong>Der Ingolstädter Landtag von 1516</strong>
Von Renate Eichmeier
<em>Als Podcast verfügbar</em>
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2

Ende März 1516 begann in Ingolstadt ein großer gesellschaftlicher und politischer Event, der die Stadt wochenlang in Atem halten sollte: Der Landtag versammelte sich. Die Wittelsbacher Landesfürsten und die bayerischen Landstände reisten an, um über die Zukunft der Teilherzogtümer Ober- und Niederbayern zu entscheiden.

Herzog Wilhelm IV. kam mit seinem Hofstaat aus München, sein Bruder Ludwig aus dem niederbayerischen Landshut. Sie residierten im Neuen Schloss. Die Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und der Städte suchten sich mit ihren Bediensteten in und um Ingolstadt Unterkunft und Verpflegung. Nach der Eröffnungsmesse im Liebfrauenmünster ritten die herzoglichen Brüder Wilhelm IV. und Ludwig X. gemeinsam zum Neuen Schloss, gefolgt von einer Prozession der Universität mit Hunderten von Menschen. Der Landtag stand ganz im Zeichen der Versöhnung der beiden Brüder, die seit Jahren im Streit lagen. Seit 1506 bestimmte das Primogeniturgesetz den Erstgeborenen zum Regenten des Herzogtums Bayern, um die bis dato üblichen Landesteilungen zu beenden. Doch Ludwig hatte gegenüber seinem älteren Bruder Wilhelm IV. Ansprüche erhoben. Jahrelang schwelte der Konflikt, für den nun Wilhelms Hofmeister Hieronymus von Stauff mit seinem Leben bezahlen sollte. Ihm wurde vorgeworfen, die Brüder gegeneinander aufgehetzt zu haben. Er wurde einem sogenannten peinlichen Prozess unterzogen, zum Tode verurteilt und auf dem heutigen Rathausplatz vor Hunderten von Zuschauern hingerichtet.

Die Wittelsbacher Brüder hatten einen Schuldigen - und das Publikum hatte sein blutiges Spektakel. Einer Einigung stand nichts mehr im Wege. Der Landtag verlief in arbeitsamen Bahnen. Kirchenbesuche wechselten einander ab mit Beratungen in verschiedenen Ausschüssen, in denen Salzhandel, Steuern, Bestrafung von Verbrechen, Fragen von Wirtschaft und Rechtsprechung verhandelt wurden. Am 24.4. endete der Landtag mit der Verabschiedung der Landesordnung, die Nieder- und Oberbayern zu einem Herzogtum mit einheitlichen wirtschaftlichen und rechtlichen Regelungen machte - und auch das bis heute gültige Reinheitsgebot für Bier umfasste …