BR Heimat

Bayern - Land und Leute Kleine bayerische Flohkunde

Flohzirkusdirektor Robert Birk | Bild: Ulrich Benz

Sonntag, 10.01.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Gehupft wie gesprungen
Kleine bayerische Flohkunde
Von Sarah Khosh-Amoz
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2

Es juckt und beißt. Schuld daran ist ein Vertreter der "Siphonaptera", so der wissenschaftliche Name für die Kategorie jener flügellosen Blutsauger, die man gemeinhin als "Flöhe" bezeichnet. Und zu diesen gehört auch "Pulex irritans", der Menschenfloh. Das Problem mit ihm ist, dass er beim Trinken etwas Speichel in die Haut spritzt, der wiederum einen extrem starken Juckreiz auslöst. Zahllose Menschen hat er um den Schlaf gebracht, mit flinken Fingern wurde er gejagt und erlegt, vorzugsweise von Frauen. Deren "süßes" Blut nämlich bevorzuge er, hieß es - weshalb er als Feinschmecker galt. Tatsächlich stammt der Floh aus einer Zeit, in der die Dinosaurier schon ausgestorben waren, der Mensch aber noch längst nicht existierte.

Als Mensch und Floh sich dann das Erdendasein teilen mussten, wurde das Tierchen zum Plagegeist - und als Überträger der Pest auch zur lebensgefährlichen Bedrohung. Dieses Wissen ist jedoch erst hundert Jahre alt, zuvor hat man weder den Floh noch die Ratten mit der Pest in Verbindung gebracht. Entsprechend galt der Floh zwar jahrhundertelang als lästiger Blutsauger, aber als ein unschuldiger. Nur so ist es verständlich, dass ihn in Kunst und Literatur ein witziger, sympathischer, ja sogar erotischer Nimbus umgibt.

Inzwischen sind Flohstiche selten geworden. In unseren Breiten stammen sie vom Katzenfloh. Menschenflöhe sind bei uns so gut wie ausgestorben. Das Ende einer Floh-Ära? Nicht so für Robert Birk aus dem oberbayerischen Pörnbach, Flohzirkusdirektor aus Leidenschaft und als solcher einer der letzten seiner Zunft. Er ist gern gesehener Gast auf Bauernhöfen: Dort sucht er Katzenjunge nach Flöhen ab, um diese anschließend zu geschickten Artisten auszubilden, die tanzen und Tore schießen. Sarah Khosh-Amoz hat den Flohzirkus auf dem Münchner Oktoberfest besucht und zeichnet die sprunghaft wechselnde Be- und Verurteilung des Tierchens seitens des "Homo sapiens" nach: vom Plagegeist hüpfend zum Feinschmecker, vom Krankheitsüberträger zum Zirkusartisten.