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Bayern - Land und Leute Proton und Contra in Ebersberg

Der Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) im Europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 13.12.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

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Proton und Contra in Ebersberg
Der Widerstand gegen den Teilchenbeschleuniger CERN in den 1960er Jahren
Von Thomas Grasberger
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

Bayerns erste Bürgerinitiative gegen ein Großprojekt - lange vor "Wackersdorf", "Donauausbau" und "Startbahn-Protest" - hatte ihre Wurzeln im Ebersberger Forst. Denn dort sollte ursprünglich die Großforschungseinrichtung CERN (Europäische Organisation für Kernforschung) entstehen, die heute im Kanton Genf in der Schweiz ansässig ist.

Wissenschaftler betrachteten den Ebersberger Forst als idealen Standort

Als in den 1960er Jahren europaweit nach einem geeigneten Standort für solch ein 20 Quadratkilometer großes Versuchsgelände gesucht wurde, stand das oberbayerische Waldgebiet östlich von München ganz oben auf der Wunschliste der Wissenschaftler. Bereits 1962 wurden die Untergrundverhältnisse für den Bau eines 300-Giga-Elektronen-Volt-Protonen-Synchrotrons - wie der Teilchenbeschleuniger in der Fachsprache heißt,  untersucht. 1963 diskutierte man auch im Bundesforschungsministeriums über den möglichen Standort Ebersberg. Und im Jahr darauf schlug dann die Bayerische Staatsregierung den Forst als Cern-Gebiet vor. Zehn- bis 15 000 Menschen sollten dort einmal arbeiten.

Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis wehrte sich gegen das Bauvorhaben

Aber als Anfang Januar 1965 durch eine Radiomeldung die Pläne öffentlich wurden, fegte ein Sturm der Entrüstung über die Region Ebersberg und ganz Bayern hinweg. Bürger, Lokalpolitiker, Naturschützer, Gewerkschafter - alle fanden sich zusammen, und ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis wehrte sich gegen die Pläne des bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel und seines Landwirtschaftsministers Alois Hundhammer. Im Herbst 1965 entstand auch die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, die sich mit Protestkundgebungen und -briefen gegen das Atomforschungsprojekt stellte. Der Widerstand im Wald wurde zum Symbol für bürgerliches Selbst- und bayerisches Heimatbewusstsein.