BR Heimat

Bayern - Land und Leute Die Caprihose

Sonntag, 13.09.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Aus München in die Welt
Die Caprihose
Von Markus Metz und Georg Seeßlen
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

Als München noch in Trümmern lag, im Jahr 1945, eröffnete eine umtriebige Sportlerin, Schauspielerin und Designerin namens Sonja de Lennart in der Stadt eine kleine Modeboutique, in der sie selbstentworfene moderne Kleidung für die Frau anbot. Ihrer ersten Kollektion gab sie den klang- und sehnsuchtsvollen Namen "Capri". Das Glanzstück dieser Kollektion, die zwischen 1945 und 1948 entstand, war die "Caprihose". Das war eine enganliegende, dreiviertellange buntgemusterte Hose mit einem seitlichen Schlitz, der das Umkrempeln des Saums erlaubte: Es war das Versprechen einer neuen Freiheit und Frechheit, ein Kleidungsstück, das alle Schrecken der Vergangenheit vergessen ließ und für die Zeit von Nachkrieg und Wirtschaftswunder so charakteristisch wurde wie Nierentische und Campingurlaub. Besonders populär wurden die Caprihosen auch durch das Kino; die beliebte Schauspielerin Mady Rahl wurde als Model das "Gesicht" der Modelinie. Zum Siegeszug der Caprihose gehörte es natürlich auch, dass sich Ewiggestrige und Moralisten über sie empörten. Die Caprihose aus München wurde dennoch oder gerade deswegen so populär, dass sich sogar Hollywood für das neue Modeteil interessierte: Weltweit durchgesetzt hat sich die Caprihose schließlich, als Audrey Hepburn in "Roman Holiday" sich mit einer Caprihose auf eine Vespa schwang. Danach gab es kaum einen weiblichen Hollywoodstar, der sich nicht in dieser praktischen und sexy wirkenden Hose zeigte, Marilyn Monroe, Doris Day, Anita Ekberg. Seitdem hat es immer wieder einmal Comebackversuche der Caprihose gegeben, letztendlich bleibt sie aber eines jener Objekte, die zu einer nostalgischen Sehnsucht nach einer Zeit voller Aufbruch und Hoffnungen gehören.