BR Heimat

Bayern - Land und Leute Nuss oder Stuss? Ein Franke isst Gott

Kokosnuss wird vom Meer angespült | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 15.08.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Das Weite suchen - Bayern in der Fremde
3) Nuss oder Stuss?
Ein Franke isst Gott
Von Thomas Kernert
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

Kokosnüsse können wochenlang im Meer treiben, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren. Auf diese Art und Weise breiten sie sich in tropischen Gefilden schnell aus. Wie sie jedoch einst in das meerferne Nürnberg gelangten, ist unbekannt. Ausgerechnet dort fanden sie um das Jahr 1899 herum in dem Apothekenlehrling August Engelhardt einen ihrer glühendsten Apologeten. Überdrüssig der europäischen Zivilisation und fränkischer Bratwürste erkannte Engelhardt in der Kokosnuss die einzige und wahre Götterspeise. Der Kerngedanke seiner „Kokovorismus“ (nicht zu verwechseln mit Kokolores) genannten Theologie lautete: „Die Kokosnuss ist Gott in nuce“. Woraus folgt: Wer die edle Nuss (die eigentlich gar keine Nuss, sondern eine Steinfrucht ist) isst, isst Gott, wer sie nackt isst, isst Gott in nuce. Da der Nudismus um 1900 in Nürnberg noch unterentwickelt war, machte sich Engelhardt bald nach der damals deutschen Kolonie Papua-Neuguinea auf und gründete dort einen „Sonnenorden“. Eine Zeitlang soll diese Hippiekommune ante rem bis zu dreißig Anhänger gehabt haben.
Leider jedoch erwies sich der ausschließliche Verzehr von Kokosnüssen als nicht ganz so göttlich wie gemutmaßt. Und auch die Pläne für ein „internationales tropisches Kolonialreich des Fruktivorismus“ verdorrten bald schon kümmerlich unter der Äquatorsonne. Der erfahrene Kokologe Thomas Kernert berichtet ...