BR Heimat

Bayern - Land und Leute Das Zugunglück von Aßling

Zugunglück nahe Rosenheim (2007) | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 19.07.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Tödliche Heimkehr
Das Zugunglück von Aßling
Von Kirsten Zesewitz
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

Der Zweite Weltkrieg ist seit neun Wochen vorbei. Die rund 70 000 Insassen des amerikanischen Kriegsgefangenenlagers Bad Aibling haben ihn überlebt. Sie campieren unter freiem Himmel, hungern und wollen nur eins: endlich nach Hause. Für 1200 Soldaten aus Westfalen und dem Ruhrgebiet erfüllt sich dieser Traum. Am 16. Juli 1945 sitzen sie in einem langen Zug, der die Heimkehrer über Rosenheim und München Richtung Hannover bringen soll. Über 100 von ihnen werden niemals dort ankommen.
Es ist kurz nach 21 Uhr. Der Zug ist hinter Aßling auf offener Strecke liegen geblieben, die Lok muss repariert werden. Die elektrischen Streckenanlagen am Aßlinger Bahnhof sind seit einem Fliegerangriff im April 1945 zerstört, der Funkverkehr ist schlecht, es ist dunkel, es regnet. Da rast ein amerikanischer Güterzug, mit Militärmaterial beladen, in den stehenden Zug. Die letzten acht Waggons werden zerquetscht, Panzer und Eisenteile auf die Gleise geschleudert, dazwischen die Verwundeten, Schreie, Panik ... Anwohner kommen zu Hilfe geeilt, erste Notoperationen finden noch am Bahndamm statt. 105 tödlich verunglückte Soldaten werden auf dem Friedhof von Oberelkofen beerdigt.
Das Unglück geriet in der kollektiven Erinnerung in Vergessenheit. Umso spannender ist es für Kirsten Zesewitz gewesen, sich auf Recherche zu begeben: Noch können Menschen berichten, die den Unfall damals, im Juli vor 70 Jahren, miterlebt haben.