BR Heimat

Bayerisches Feuilleton Oskar Maria Graf und Ödön von Horváth

Oskar Maria Graf und Ödön von Horváth | Bild: Georg Schödl/Süddeutsche Zeitung Photo; picture-alliance/dpa

Samstag, 27.06.2015
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Ende einer Dichterfreundschaft
Oskar Maria Graf und Ödön von Horváth
Von Elisabeth Tworek
Bis 4.7.2015 als Streaming verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2

Die Schriftsteller Ödön von Horváth und Oskar Maria Graf waren Duzfreunde. Beide wohnten sie in München ganz in der Nähe der Schellingstraße und waren in den 1920er Jahren Stammgäste im "Schelling-Salon". Beide saßen im "Schutzverband Deutscher Schriftsteller" am Tisch der jungen Autoren. Weißer Terror und Hitlerputsch hatten Bayern inzwischen zu einer "Ordnungszelle des Reiches" werden lassen. Und aus der "Kunststadt München" war ein "Mekka der Reaktion" geworden. Ödön von Horváth, Diplomatensohn mit ungarischem Pass, war in den Metropolen Mitteleuropas aufgewachsen und analysierte das Geschehen von außen. Oskar Maria Graf stammte aus einer Bäckerei am Starnberger See und war selber einer aus dem Volk. Beide wollten sie herausfinden, warum die aggressive "nationale Bewegung" auf dem Boden bierseliger Gemütlichkeit in Bayern so prächtig gedieh.
Im Zuge von Hitlers Machtübernahme musste Ödön von Horváth im Februar 1933 aus dem Landhaus seiner Eltern in Murnau fliehen. Oskar Maria Graf, der sich zufällig auf einer Lesereise befand, konnte nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Als Horváth Ende Mai 1933 eine bereits zugesagte Unterschrift unter eine Protestresolution antifaschistischer Autoren an den PEN-Kongress in Ragusa zurückzog, kündigte ihm Graf in einem offenen Brief die Freundschaft auf: "Du willst Dir nach keiner Seite irgendein Geschäftchen verderben. Mit solchen Leuten, deren Gesinnung nicht weiter reicht als ihr Maul, und die bei einem so geringfügigen Ansinnen die Flucht ergreifen, habe ich nichts zu schaffen."
Elisabeth Tworek schildert, wie die beiden jungen Schriftsteller als erklärte Gegner des Nationalsozialismus dessen raschen Aufstieg aus ganz unterschiedlichen Perspektiven in ihren Erzählungen und Romanen dokumentierten - und wie ihre Freundschaft an der unterschiedlichen Haltung gegenüber den Nationalsozialisten zerbrach.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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