BR Heimat

Bayern - Land und Leute Geschichte einer jüdischen Frauenschule

Ausstellung über jüdische Mädchenschule im Maximilianeum, 2007 | Bild: picture-alliance/dpa

Freitag, 01.05.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

"Weg mit diesen Judenweibern!"
Geschichte einer Frauenschule auf dem Land
Von Sybille Krafft
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

"Wolfratshausen wurde judenfrei!", schreibt das örtliche Tagblatt nach der sogenannten Reichskristallnacht am 9. November 1938. Damit endet die Geschichte einer jüdischen Hauswirtschaftsschule, die einst so hoffnungsvoll begann.
Am 1. Mai 1926 wurde die "Wirtschaftliche Frauenschule auf dem Lande" im Isartal eröffnet. Hier sollten jüdische Mädchen auf ihre künftige Aufgabe als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden. Anfangs waren es acht, später bis zu 100 Schülerinnen, die in dem Pensionat unterrichtet wurden. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme entwickelte sich die Ausbildungsstätte immer mehr zu einem Zufluchtsort für jüdische Mädchen, die von ihren Schulen vertrieben wurden.
Schon vor 1933 war das "Judenheim" nicht bei allen Wolfratshausener Bürgern gern gesehen. Aber erst unter dem nationalsozialistischen Regime begannen sich steigernde Drangsalierungen. Wiederholt wurde der Bürgermeister bei der Regierung vorstellig, um eine Schließung der Schule zu erreichen. Das Pogrom vom 9. November bot ihm dann die lang ersehnte Gelegenheit, die "Judenplage" los zu werden. Lehrerinnen und Schülerinnen wurden gezwungen, innerhalb von zwei Stunden die Stadt zu verlassen. Gemeinsam mussten sie mit der Isartalbahn nach München fahren. An der Endstation warteten vier Gestapo-Männer in Zivil.
Sybille Krafft schildert die bewegende Geschichte der Schule und verfolgt die Spuren der aus Wolfratshausen vertriebenen Frauen.