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Bayern - Land und Leute Der Holzapfel von der Deutschen Eiche

Dietmar Holzapfel (l.) und Josef Sattler, Geschäftsführer des Hotels und Gastronomiebetriebes "Deutsche Eiche" in München | Bild: Alessandra Schellnegger/Süddeutsche Zeitung Photo

Sonntag, 03.05.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Der Holzapfel von der Deutschen Eiche
Ein schwuler Wirt und seine illustren Gäste
Von Heidi Wolf
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

Die „Deutsche Eiche“ in der Reichenbachstraße 13 im Gärtnerplatzviertel ist mit ihren über 150 Jahren eine Münchner Traditions-Wirtschaft. Und einer der ältesten Schwulen-Treffpunkte in der Stadt. Rainer Werner Fassbinder, der von 1974 bis 1978 im Haus gegenüber wohnte, zählte zu den Stammgästen. Hier traf er seinen Geliebten Armin Meier, der in der „Deutschen Eiche“ als Schankkellner arbeitete und in einigen Fassbinder-Filmen mitspielte. Auch Queen-Sänger Freddie Mercury zählte zu den Gästen. Dass die „Deutsche Eiche“ ein Treff für Homosexuelle sein soll, wies Wirtin Ella Reichenbach in den 1950-er Jahren noch entrüstet von sich: „Bei mia verkehren 90 Prozent Künstler und 10 Prozent von den Frauen enttäuschte Männer!“
Dietmar Holzapfel schmunzelt noch heute über diesen Satz. Zusammen mit seinem Adoptiv-Vater Niki Holzapfel und seinem Lebenspartner Sep Sattler kaufte er 1993 die heruntergekommene Wirtschaft. „3,3 Millionen Euro haben wir für die Bruchbude auf den Tisch gelegt, alles über Kredite finanziert, zu einem Zinssatz von acht Prozent“, erinnert sich Holzapfel. Von der Gastronomie hatte nur Niki Holzapfel eine Ahnung, aber der starb schon ein Jahr später. Dietmar Holzapfel und der Werbefilmer Sepp Sattler entwickelten ein goldenes Händchen. Sie möbelten das Gasthaus und das zugehörige Hotel auf, bauten eine luxuriöse Männersauna als Treffpunkt für Schwule ein. Dietmar Holzapfel gab seinen Lehrer-Beruf auf, um nur mehr Wirt zu sein. Mehrmals in der Woche führt er Gruppen durch die „Deutsche Eiche“. „Manche Leute können einem anfangs gar nicht in die Augen schauen und hinterher bedanken sie sich für diesen Einblick in die andere Welt“, erzählt Dietmar Holzapfel. Er ist in Ingolstadt aufgewachsen, kam zum Studium nach München und fand hier den Mut, sich als Homosexueller zu outen.
Seine Mutter informierte er in einem Brief über seine sexuelle Orientierung und sie schrieb ihm nach ein paar Wochen zurück: Er werde immer ihr Sohn bleiben … Den Brief bewahrt Dietmar Holzapfel noch heute auf.