BR Heimat

Bayerisches Feuilleton München und die Goldenen Zwanziger Jahre

Joan Crawford tanzt auf Autodach (1926) | Bild: picture-alliance/dpa/akg-images

Samstag, 17.10.2020
08:05 bis 09:00 Uhr

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"Nix wie ab nach Berlin!"
Wie München die Goldenen Zwanziger fast verpasst hätte
Von Friedemann Beyer

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
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Nach Ende des Ersten Weltkriegs erlebte München Anfang der 1920er Jahre einen radikalen Wechsel des politischen und kulturellen Klimas. In der einst „leuchtenden“, weltoffenen Hochburg der Künstler, Schriftsteller und Bohèmiens gewannen rückständige, nationalistische Kräfte die Oberhand. Hitlers Karriere und der Aufstieg Münchens zur Hauptstadt der NS-Bewegung bedingten einander. Kulturschaffende wie Bert Brecht, Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger oder Joachim Ringelnatz siedelten nach Berlin um und mehrten dessen Ruf als Welthauptstadt der Goldenen 20er Jahre. München verlor seinen Rang als kultureller Leuchtturm und „Place to be“, den es vor dem Ersten Weltkrieg hatte. Oder doch nicht?

Immerhin gab es etwa mit dem „Deutschen Theater“ einen Vergnügungspalast, der mit seinen internationalen Ausstattungsrevuen den Vergleich mit Berlin nicht zu scheuen brauchte.

Auch konkurrierten die ehrgeizigen Filmproduktionen der Münchner Lichtspielkunst („Emelka“) mit denen des Berliner Ufa-Konzerns und begründeten den Ruf der Isarmetropole als Filmstadt. Und schließlich blieben liberale Geister wie Thomas Mann, Oskar Maria Graf oder Arthur Kutscher in München wohnen; vorerst jedenfalls.

Andererseits kennzeichnet die Münchner 20er Jahre ein seltenes Banausentum, das sich etwa in der behördlichen Verbannung von Leuchtreklamen und einem Auftrittsverbot der „Negernackttänzerin“ Joséphine Baker wegen Verletzung des öffentlichen Anstands manifestierte.

Friedemann Beyers „Bayerisches Feuilleton“ beleuchtet die legendären „Roaring Twenties“ als ein Jahrzehnt, in dem München und Berlin ebenso als Konkurrenten wie als Antipoden in Beziehung standen. Eine komplexe, schillernde, höchst spannungsreiche Beziehung mit durchaus aktuellen Bezügen.

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