BR Heimat

BAYERN 2-SOMMERRADIO Bayerisches Feuilleton Auswanderer berichten aus Amerika

Deutsche Siedler in Amerika (um 1880) | Bild: picture-alliance/dpa/akg-images

Samstag, 17.08.2019
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Sommerradio-Reihe "Bavariamerica"
"Jeder Mensch jamert und die reichersten Farmer leuen sich Geld"
Auswanderer berichten aus Amerika
Von Marita Krauss

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Joseph Wühr aus Sankt Marie an Franz in Hofern bei Kötzting, 16.1.1885: "Treiester Freind! Da es heite zwei Jahr ist das ich euch alle verlassen habe und jetzt ein so schlechtes Wetter ist, so will ich an euch ein briflein senden. Lieber Franz! Ich bin dieses Jahr 14hundert Meilen weit herum gereist und bin jetzt wieder wo ich das letzte Jahr gewesen bin. Ich war in Schigago, in Jowa, in Nebraßka und in Misuri, ich habe ser vill Geld verreist, es macht aus über 150 Taler und es hat mich noch nicht gereit, den ich habe etwas gesehen und etwas erfahren. Weiter kann ich dier Schreiben, dass dieses Jahr hir für jeden Menschen ein schlechtes ist... Jeder Mensch jamert und die reichersten Farmer leuen sich Geld. ... Wan du ein überiges Geld hast zum ausleuen so schige es mir, ich gib dir recht gerne 5 Brozent den ich bekom von 8 bis 12 ... Gute Nacht und bleibts alle gesund! Das winscht euch allen Mister Joseph Wühr in Nordamerika."

Im 19. und 20. Jahrhundert nahm mit der Geschwindigkeit und geringeren Gefährlichkeit des internationalen und transatlantischen Reisens die Zahl der Auswanderer erheblich zu. Damit wuchs auch die Menge an Briefen, die allein zwischen den USA und Deutschland hin- und hergingen; man schätzt sie auf rund 280 Millionen zwischen 1820 und 1914. Alle Adressaten und ihre Verwandten oder Freunde, die in Bayern solche Briefe zu lesen bekamen, bildeten sich so ein Bild aus erster Hand über die USA, über die Lebensbedingungen, die Verdienstmöglichkeiten, die Preise. Diese Briefe waren höchst glaubwürdig und sie veränderten den Blick der Daheimgebliebenen auf die Welt.

Marita Krauss sichtet Briefe bayerischer Auswanderer und ihre Erfahrungen mit der "Neuen Welt".

(BR 2004)

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.