BR Heimat

Bayern 2-Sommerradio Bayerisches Feuilleton Die wilden 60er Jahre an der Isar

Amon Düül live in Concert (70er Jahre) | Bild: picture-alliance/jazzarchiv/Hardy Schiffler

Samstag, 28.07.2018
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Sommerradio-Reihe "Rock, Revolte, Flower Power - Zeitreisen in die wilden Jahre"
München rockt
Die wilden 60er Jahre an der Isar
Von Florian Fricke
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Anfang der 1960er bahnen sich von Norden her die ersten Ausläufer einer Flutwelle ihren Weg durch die Republik. Diese Welle mit Namen "Beat" erreicht schließlich auch den Alpenrand, all die Teens und Twens mitreißend, die nicht mit beiden Füßen auf dem Boden stehen. München entwickelt sich zum Zentrum der Beatmusik im gesamten süddeutschen Raum. 1963 eröffnet in der Leopoldstraße das Musiklokal "Big Apple", wenig später in der Nachbarschaft der Liveclub "PN hit-house". Jeden Tag spielt eine Band, sieben Tage die Woche. Wenn ein Topact der so genannten "British Invasion" wie die Kinks oder die Hollies auftreten, kommen die Gäste aus dem gesamten Umland, ja sogar bis von Stuttgart und Salzburg, um die ersten langhaarigen Musiker zu bestaunen.

Musik ist vorerst noch die wichtigste Droge, die alle brauchen und die alles zusammenhält. Viele Karrieren werden angeschoben, im Großen wie im Kleinen. Hanns Christian Müller, der später als Regisseur der Gerhard Polt-Filme Furore machen wird, steht schon als Fünfzehnjähriger mit seiner Band auf der Bühne des PN. Pete York, heute Schlagzeuger bei Helge Schneider und schon lange Wahlbayer, lässt sich mit der Spencer Davis Group im Big Apple feiern. Konstantin Wecker hält als Jugendlicher die Beatles für Schlagerfuzzis und steht eher auf Opern, was ihn nicht davon abhält, mit einem Kumpel und gestohlenem Geld für vier Wochen nach Italien abzuhauen. Christian Burchardt entdeckt für sich die Musik fremder Völker, gründet "Embryo" und tourt durch Nordafrika und Indien. Die Band "Amon Düül" liefert den wilden, neuen Sound zur 68er-Revolution. Viele andere namenlose Musiker beackern die Bühnen in Haidhausen und Schwabing und werden von den Nachwuchsfans gefeiert, als wären sie die Stones persönlich. Es sind wilde Zeiten, die nicht alle unversehrt überstehen. Aber kaum einer der Veteranen will sie missen.

Florian Fricke rekonstruiert den Soundtrack und das Lebensgefühl jener Jahre, in denen München rockte.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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