BR Heimat

Faust-Festival München Bayerisches Feuilleton Faustisches Bayern

Samstag, 10.03.2018
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Faustisches Bayern
Eine mephistophelische Erkundung
Von Thomas Kernert
Wiederholung am Sonntag, 17.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Siehe auch Sonntag, 11. März 2018, ab 8.30 Uhr

Faust, "der Mensch", ist ungeduldig, unbescheiden und "unbehaust". Ähnlich der Bayer: Auch ihn bedrängen immer wieder Schübe starker Orientierungslosigkeit, die ihn entweder lähmen oder aber in einen hyperaktiven Hansdampf verwandeln. Den ewigen Fragen menschlicher Existenz ist er ähnlich intensiv ausgeliefert wie der Held des Goethe-Dramas. Weshalb er, der Bayer, denn auch ähnlich skrupellos auf teuflische Unterstützung zurückgreift wie einstens Faust. Des Bayern alchemistisch-moralische Grundannahme: Was krumm ist, kann durch krumme Methoden prinzipiell nicht krummer werden, sondern, wer weiß, vielleicht sogar gerade!! Der Bayer und sein Teufel sind Dialektiker erster Güte! Mit dieser Methode stürzen sie sich ins Leben und ins Laster, gieren nach Anerkennung, Erfolg und ewiger Weisheit und lassen kein Gretchen am Wegesrand verblühen.

Und dennoch: Die Augenblicke wirklicher Erfüllung sind auch in Bayern nicht ganz so zahlreich wie die Zwiebeltürme. Und selbst die 50. Meisterschaft des großen FCB würde, so steht zu befürchten, den Bayern nicht mit dem Bayern versöhnen. Irgendetwas fehlt immer! - Zum Glück gibt es da zumindest "Faust Bayrisch Hell", ein Bier aus Unterfranken. Bei einer gepflegten Maß unterm Kastanienbaum, wenn das schräg einfallende Licht der Abendsonne das Hopfenkaltgetränk in Gold verwandelt, könnte das große alchemistische Lebensexperiment gelingen … Dann könnte er plötzlich da sein, der Augenblick, zu dem man sagen möchte: "Verweile doch!"

Thomas Kernert hat strebend sich bemüht, dem Faustischen in Bayern auf die Schliche zu kommen …

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.