BR Heimat

Bayern - Land und Leute Ignaz Döllinger und Lady Blennerhassett

Lady with Quill Pen | Bild: picture-alliance / Mary Evans Picture Library/MARY

Sonntag, 06.08.2017
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Land und Leute - Sommeredition:
"Zwider bist mer ned!"
Liebesgeschichten
"Machen Sie mich nicht erröthen"
2) Ignaz Döllinger und Lady Blennerhassett
Von Hiltrud Häntzschel
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

"Wenn man mir vor sechs Monaten gesagt hätte, dass ich bald lange Briefe an eine junge Dame schreiben würde, so hätte ich geantwortet: Das ist ganz undenkbar, cela ne s’est jamais fait, cela ne se fera jamais. Wieder ein Beweis, dass man bis ins Alter hinein immer noch neue Entdeckungen an sich selber macht." Das schreibt Ignaz Döllinger, Dompropst der Münchner Theatinerkirche St. Kajetan und Theologieprofessor der Universität, an sein „liebes Kind“, „mein liebes Töchterchen“, an Charlotte Gräfin Leyden (seit 1870 verheiratete Lady Blennerhassett), die er im Mai 1865 kennengelernt hatte.

Er ist 65, sie 22, er ist ein charmanter Causeur, ein großer Gelehrter und streitbarer Theologe, sie ist eine ungewöhnlich begabte junge Frau, die unter den Defiziten zugestandener weiblicher Bildung leidet und nun unter seiner Anleitung zu einer systematischen historischen Lektüre, zu ungewöhnlich selbständigem Urteil angeleitet, schließlich zur „ersten Schriftstellerin Deutschlands“ reift.

Der Briefton hält in der Mischung aus wissenschaftlichem Ernst, väterlicher Verliebtheit und zarter Ironie das Ungleichgewicht der Beziehung auf wundersame Weise in der Schwebe, aber es ist auch nicht zu überhören, dass es nicht allein der Gott der Gelehrsamkeit ist, der da als Bote fungiert. - In den über 400 erhaltenen seitenlangen Briefen hat Hiltrud Häntzschel ein einfühlsames Zwiegespräch zwischen dem Professor und seiner Schülerin entdeckt.