BR Heimat

Bayern - Land und Leute Fjodor Iwanowitsch und die schöne Amalie

Philipp Graf von und zu Lerchenfeld betrachtet das Bild der schönen Amalie in Schloss Köfering, dem Stammsitz der Lerchenfelds | Bild: Bernd Kellermann

Sonntag, 30.07.2017
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Land und Leute - Sommeredition:
"Zwider bist mer ned!"
Liebesgeschichten
1) Fjodor Iwanowitsch und die schöne Amalie
Eine große Liebe zwischen München, Donaustauf, Moskau und Tegernsee
Von Bernd Kellermann
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2

In der Schönheitsgalerie von König Ludwig I. im Schloss Nymphenburg sticht ein Bild besonders hervor: Es zeigt eine Frau mit ebenmäßigem Gesicht, schulterfreiem Kleid und rötlich gepuderten Wangen, die den Kopf nicht - wie all die anderen Schönheiten - artig neigt, sondern selbstbewusst ganz gerade am Betrachter vorbeischaut.

Selbstbewusst konnte eine Frau mit ihrer Geschichte auch sein. Sie wurde 1808 in Regensburg als Amalie Stargard geboren und war das uneheliche Kind von Herzogin Therese von Mecklenburg, einer Prinzessin von Thurn und Taxis, und dem Gesandten am Immerwährenden Reichstag Maximilian-Emanuel Graf von und zu Lerchenfeld. Aufgewachsen ist sie in München und im Schloss der Lerchenfelds in Köfering bei Regensburg. Sie - und die ganze Familie - war stolz auf ihre Herkunft, deshalb durfte sie sich auch Amalie von Lerchenfeld nennen. Ein Nachfahre ihres Vaters, der heutige Bundestagsabgeordnete Philipp Graf von und zu Lerchenfeld, belegt das in der Sendung mit Auszügen aus Briefen und Tagebüchern sowie mit Anekdoten aus der Familiengeschichte.

Mit 16 Jahren lernt Amalie den drei Jahre älteren Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew kennen, einen Dichter, der als Diplomat an der Botschaft des Zaren in München Dienst tut. Ort ihrer Rendezvous ist die romantische Ruine der Burg Donaustauf bei Regensburg. Tjuttschew widmet seiner Angebeteten Liebesgedichte, die in Russland jedes Schulkind heute noch kennt. Doch die beiden können nicht zueinander kommen: Ein Kollege Tjuttschews, Baron Paul von Krüdener, ist ebenfalls in die Schöne verliebt. Fast kommt es zwischen den beiden Rivalen zum Duell. Am Ende heiratet Amalie nicht den jungen Dichter, sondern den älteren Baron. Drei Jahre nach der Hochzeit lässt König Ludwig I. die Umschwärmte für seine Schönheitsgalerie malen. Ihre Geschichte ist damit jedoch noch nicht zu Ende. Als Amalie Comtesse Adlerberg verbringt sie ihren Lebensabend am Tegernsee, wo im Zuge der Recherchen für diese Sendung ihr Grab wiedergefunden wurde.