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70 Jahre Bergsendungen im BR Mit Seil und Haken - und live im Radio

Als an einem Samstagmorgen im November 1948 im damaligen Radio München zum erstenmal Für Bergsteiger auf Sendung geht, wurde damit eine einzigartige Tradition begründet. Bis heute ist das Rucksackradio des Bayerischen Rundfunks die älteste und die einzige regelmäßige Bergsteigersendung im Rundfunk – auf der ganzen Welt! Die dazugehörige Bergsteigerredaktion befasst sich seit mittlerweile 70 Jahren mit Geschichten und Ereignissen rund um Wald und Gebirge, Wandern und Bergsteigen.

Von: Georg Bayerle

Stand: 16.10.2018 | Archiv

Live dabei war der BR selbstverständlich bei der Landung von Hermann Buhl, des Erstbesteigers des Nanga Parbat, 1953, auf dem Flughafen München-Riem. Die Details der Erstbesteigung erfuhren die Hörerinnen und Hörer aus erster Hand. Im Interview mit Hermann Buhl:

"Ich wollt so weit als möglich gehen, bin aber dann von der Nacht in einer Felswand überrascht worden und hab somit ein sehr unangenehmes Biwak überstehen müssen. Also nur auf einem Felsblock stehend, ohne Seil, ohne Biwakausrüstung. Mein Rucksack ist 400 Meter tiefer am Plateau gelegen, mit Bekleidung, mit Essen, mit allem."

Hermann Buhl im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk 1953

Es ging bei den Bergsteigersendungen aber nicht nur um alpinistische Heldentaten. Als die erste Bergsendung mit dem Titel "Für den Bergsteiger" am 24. November 1948 bei Radio München ausgestrahlt wurde, hatte Redakteur Bruno Ehrat vor allem die Bedürfnisse der ganz normalen Bergsteiger im Sinn.

Reinhold Messner und Bruno Erath | Bild: BR

"Des waren die simpelsten Dinge, von den Fahrmöglichkeiten der noch beschränkten Deutschen Bundesbahn mit Sperren und Schikanen. Bis hin zu der Frage, welche Hütten gibt's überhaupt, welche sind offen, welche sind abgebrannt oder ausgeplündert? Wir haben halt getan, was uns notwendig erschien, haben uns an der Sache aufgerichtet und dabei gelernt."

Redakteur Bruno Ehrat über seine Zielsetzung

Fragen der Ausrüstung, der Kleidung (auch für die "Skihaserl" - wie die Frauen damals gern bezeichnet wurden), des Trainings, der Sicherheit und der richtigen Technik haben von Anfang an auch eine große Rolle gespielt. Bald drängte sich auch die Erhaltung der Bergwelt ins Programm - der Naturschutz hat die Bergsteigersendungen von Anfang an begleitet. Schon in der zweiten Sendung ging es um einen geplanten Partnach-Stausee, der den Bergsteigern ein Dorn im Auge war. Wandern in einer intakten Natur war auch eine Art Lebensanschauung: Erst durch das Bergsteigen wird der Mensch zu einer kompletten Persönlichkeit - wie es in einer der ersten Sendungen nicht ohne Pathos formuliert wurde:

"Für den Bergsteiger ist das Ringen mit den Bergen ein Erlebnis, das sich tief in sein Herz eingräbt. Ihm ist die Höchstleistung Bedürfnis, die Verbundenheit mit der Natur der sehnlichste Wunsch. Darum komme ich zu der Schlussfolgerung: Bergsteigen ist tiefstes Naturempfinden, Erlebnis, das den Bergsteiger zu dem formt, was er eben ist, zum Bergsteiger; zum Charakter, zum ganzen Menschen!"

Aus einer der ersten Bergsteigersendungen des Bayerischen Rundfunks

Ein Wiederhören mit Edmund Hillary, dem Erstbesteiger des Mount Everest, mit dem Südtiroler Reinhold Messner, dem ehemaligen bayerischen Umweltminister Max Streibl und vielen Bergsteigern und Bergsteigerinnen in Georg Bayerles Feature "Mit Seil und Haken - und live im Radio! 70 Jahre Bergsendungen im Bayerischen Rundfunk".


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