BR Heimat

Bavaresi a Roma Die Romsehnsucht der Bayern

"Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh'n", schwärmte einst schon Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe über Italien. Die Sehnsucht der Bayern nach Italien und vor allem Rom ist ungebrochen, besonders, seit es in den römischen Discountern Weißwürste und Brezen gibt. - Andreas Pehl schildert erfüllte und unerfüllte Sehnsüchte nach der Ewigen Stadt.

Von: Andreas Pehl

Stand: 13.08.2022 | Archiv

Die einen treibt der Ehrgeiz her, andere die Bürde eines öffentlichen Amtes, wieder andere ein Auftrag, den sie erledigen müssen; andere der Genuss, den sie in dieser reichen Stadt bestens befriedigen können, andere die Leidenschaft für die Wissenschaften, andere die Liebe ...

Roma rückwärts gelesen ergibt Amor!

Brigitte Malvagna blieb der Liebe wegen in Rom

Brigitte Malvagna, Wahlrömerin aus Landshut, ist Stadtführerin. Sie lächelt: Ob dem Münzenwerfer klar ist, was er da tut? Die Tradition besagt, dass man nach dem ersten Geldstück zurückkehrt, nach dem zweiten hier die große Liebe findet und nach dem dritten einen Römer heiratet. Bei Brigitte selbst hat der Trick mit drei Münzen jedenfalls funktioniert. Roma rückwärts gelesen ergibt nun einmal Amor, erzählt sie. Doch dieses Wortspiel stammt nicht von ihr. In den verwinkelten Gassen Roms soll es Ludwig I. jedem, der ihm begegnete, liebestrunken erzählt haben: Rom kann man nur verstehen, wenn man es von hinten liest. Marianna hieß die römische Angebetete des in München verheirateten Wittelsbachers.

Eine anheimelnde Mischung aus Antike, Katholizismus und Barock

Abtprimas Notker Wolf spielt in einem Konzert mit seiner Band "Feedback"

Doch ist es nicht nur die Liebe, die Bayern nach Rom zieht. Die Stadt selbst, diese Mischung aus Antike, Katholizismus und ausuferndem Barock scheint der bayerischen Seele besonders zu entsprechen. Die Münchnerin Sonja Bauer hält der römische Himmel in der Stadt fest, Abtprimas P. Notker Wolf (inzwischen wieder ganz in Bayern beheimatet, nämlich in der Erzabtei St. Ottilien) schwärmt vom Sonnenuntergang über dem Palatin, Anna Maria Brunner aus der Holledau liebt den Blick aus ihrem Büro im Vatikan auf den Petersdom. Der obdachlose Hans aus Erlangen genießt es, bei Rot über die Ampel gehen zu können, wann immer er Lust dazu hat.

Die "Cantina Tirolese" in Rom

Gaststube der "Catina Tirolese" in Rom

Manuela Macher ist die Wirtin der "Cantina Tirolese", des Tiroler Kellers in Rom. Spezialität der Cantina ist die "Päpstliche Frittatensuppe". Signora Macher erzählt: "Das Restaurant heißt Tiroler Keller, weil 1971, als meine Mutter des eröffnet hatte, Steiermark kannte niemand, Kärnten kannte niemand, nur Tirol. - Hier machen wir echte alpenländische Küche, bayerische und österreichische. Unser erster bayerischer Gast, das war Kardinal Ratzinger. 'Endlich amal a gscheide Suppn' hat er gsagt. - Und das war dann mit seiner Elezione, mit der Wahl, das war unglaublich, was da passiert ist, … alle wussten, dass hier Ratzinger zu uns kam, ... Und der Tag danach, nachdem er gewählt worden ist, von der ganzen Welt haben wir Journalisten vor der Tür gehabt. ... Und noch heute kommen Touristen aus aller Welt, die irgendwo gelesen haben, dass hier Ratzinger zu Gast war, und ... wir haben ihm einen Tisch gewidmet. Ich habe Pilger gesehen, die sich dort vorne hingekniet haben und gebetet haben und fotografiert ganz viel, aus aller Welt, also unglaublich, unglaublich."

Das Heimweh nach Bayern bricht immer wieder mal durch

Mit Leberkäse und Bratkatoffeln gegen Heimweh

Sie alle wissen viel zu berichten über bayerisch-römische Geschichten, über Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Mentalität und über die Tücken des täglichen Lebens in der ewigen Stadt. - Zwar bricht das Heimweh nach Bayern bei allen immer wieder durch. Doch seit es in der Filiale eines deutschen Discounters an der Via Aurelia Weißwurst und vor allem bezahlbare Brezn gibt, lässt es sich in Rom für Bayern noch besser leben. Und vom Wechselgeld der Butterbrezn bleiben sicher noch eine, zwei oder sogar drei Münzen übrig für die Fontana di Trevi.

Im Hörfunk-Studio:

Christiane Roßbach und Gerd Anthoff

Prominente Schauspieler bei der Aufnahme zur "Bavaresi a Roma"-Sendung im Studio 11 des Bayerischen Rundfunks: Christiane Roßbach und Gerd Anthoff.