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Der Viechdoktor "Bayerische Berufungen und Instanzen"

Autor Ulrich Zwack ergründet Geschichte und Gegenwart des Berufsstandes der Landtierärzte, zu dem man wahrlich berufen sein muss. Denn der Umgang mit großen Tieren - und deren Haltern - fordert oft den ganzen Mann, die ganze Frau. Und weil der "Dr. med. vet." oft über Wohl und Wehe von Vierbeinern und von Zweibeinern entscheidet, ist er auch eine echte Instanz.

Von: Ulrich Zwack

Stand: 07.02.2018 | Archiv

Geschichte und Gegenwart der Landtierärzte

"Als gebürtiger Großstädter gehe ich an das Thema 'Viechdoktor' zunächst ganz schön naiv heran. Meine Erfahrungen mit diesem Berufsstand beschränken sich im Wesentlichen darauf, dass vor vielen Jahren einmal das Meerschweinchen meiner Kinder eingeschläfert werden musste. In der Praxis von Josef Endl werde ich allerdings schnell mit der tierärztlichen Realität konfrontiert: Als Augenzeuge bei der Sterilisation einer Hündin. Manch anderem würde es dabei den Magen umdrehen. Aber ich bin von der OP seltsam fasziniert: Von der High-Tech-Ausstattung der Praxis, mit eigenem Labor für Blutuntersuchungen. Mein Hausarzt besitzt dergleichen nicht."

Autor Ulrich Zwack

Ein rechter Viechdoktor

Wenn man von einem Humanmediziner sagt, er sei "ein rechter Viechdoktor", ist das nicht unbedingt schmeichelhaft gemeint. Denn bei einem solchen Arzt muss es sich um einen groben Kerl handeln, der mit seinen Patienten nicht zimperlich umspringt. Betitelt man hingegen einen Tierarzt als "Viechdoktor", dann klingt in dieser Bezeichnung Respekt an.

"Bevor ich mit den Recherche zu dieser Sendung begann, bin ich von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen. Der Viechdoktor, so habe ich mir nämlich eingebildet, müsse im früheren Bayern eine ähnlich honorige und wichtige Figur dargestellt haben wie der Pfarrer, der Bürgermeister, der Apotheker, der Wirt oder der Advokat. Aber schnell erweist sich dann, dass es sich beim Viechdoktor bis ins 20. Jahrhundert hinein in Wahrheit um eine reine Randerscheinung handelte, die im Bewusstsein der Landbevölkerung so unbedeutend war, dass sie nicht einmal Ludwig Thoma oder Ludwig Ganghofer auch nur der Erwähnung für wert befunden haben."

Autor Ulrich Zwack

Hl. Leonhard bitt für uns!

Leonhardi-Wallfahrt Bad Tölz

Inzwischen stehen die Viechdoktoren, die sich meistens um Nutztiere kümmern, auf dem Land hoch im Ansehen, da ohne ihr Wirken schon so mancher Tierhalter in den Ruin geraten wäre. Wobei man ihm gerne unterstellt, dass ihre Rechnungen hoch ausfallen. Nicht von ungefähr bitten die Teilnehmer der traditionellen Pferdewallfahrten, "dass wir durch unser Fahrn den teuren Viechdoktor dersparn".

Der Landtierarzt als Sympathieträger

Spätestens seit der Fernseh-Serie "Tierarzt Dr. Engel" mit Publikumsliebling Wolfgang Fierek ist der Landtierarzt auch ein Sympathieträger. Und auch die echte Landtierärztin Astrid Brandl aus dem Chiemgau versteht es, als Kolumnistin und Autorin viele Leser zu fesseln.

"Also des is net auf meim Mist gwachsn, sondern i hab gar net gwusst, dassi meine Gschichten überhaupt zu Papier bringen könnte. Aber i hab an guadn Freund, der hat damals ein Magazin auf den Markt gebracht, des Magazin MUH; des 's ja nach wie vor gibt. Und da wollta eben gern, dassi aus meim Berufsalltag irgendwelche witzigen Begebenheiten beisteuere. Weil des natürlich scho sehr bezeichnend is für den bayerischen Charakter, was ma auf die Bauernhöfe erlebt. Gedacht war's aber so, dass er die Sachen zu Papier bringt, dass ich ihm des immer erzähle und er schreibts dann, weil er des eben einfacher kann und glernt hat. Und dann war mir des auf Dauer aber einfach zu aufwändig, immer da nach München zu ihm fahrn, ihm die Gschichten zu erzähln, er schreibts nieder. Und dann im Endeffekt habi ma dacht, ja, jetzt schreibst amal selber auf."

Dr. Astrid Brandl

Buchtipp:

Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe. Geschichten einer furchtlosen Landtierärztin

  • Autorin: Astrid Brandl
  • Broschur: 272 Seiten
  • Verlag: Piper
  • ISBN: 978-3-492-30221-0

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