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Babylon Bayern Wer tötete Bob Marley?

1981 besuchte der unheilbar an Krebs erkrankte Bob Marley die Klinik des Ganzheitstherapeuten Dr. Issels in Rottach-Egern. Wenige Zeit später war er tot. Das befeuert auch heute noch Verschwörungstheorien. Eine Sendung aus dem Jahr 2007 zum 75. Geburtstag von Bob Marley am 6. Februar 2020.

Von: Thomas Kernert

Stand: 08.02.2020 | Archiv

Bayern ist sehr musikalisch. Zum Bier gibt’s Blasmusik, bei Föhn bläst alles den Blues. Aber auch Rap und Reggae erfreuen sich großer Beliebtheit. Hans Söllner, der legendäre Alpen-Rastaman, besitzt seit Jahren eine ebenso große wie treue CSU-Fangemeinde. Inspirationen holt er sich regelmäßig auf einer Insel: "the island in the sun" – Jamaika.

Verschwörungstheoretiker geben Dr. Issels die Schuld an Bob Marleys Tod

Dr. Josef Issels stand mit seiner Krebstherapie im krassen Gegensatz zur Schulmedizin. Er wurde als "Krebsarzt vom Tegernsee" bekannt.

Jamaika-Urlauber aus Rottach-Egern hingegen tun sicherlich gut daran, ihren idyllischen Heimatort zu verschweigen. Rottach-Egern besitzt nämlich auf der karibischen Reggae-Insel keinen allzu guten Klang.

Grund: Ganzheitstherapeut Dr. Issels therapierte 1981 im schönen Rottach-Egern den "King of Reggae" zu Tode. Sagen jedenfalls die Konspirationstheoretiker unter den Marley-Fans. Tatsache ist, dass der Musiker bereits unheilbar krank an den Tegernsee kam. Tatsache ist aber auch, dass er in die Methoden des Promi-Krebs-Arztes Issels große Hoffnungen setzte.

Marley litt sehr unter der Chemotherapie

Bob Marley (li.) in der Klinik von Dr. Josef Issels am Tegernsee (1981)

Marleys letzte Lebenswochen in Bayern waren der blanke Horror für den Musiker. Durch die Chemotherapie verlor er u. a. seine Dreadlocks, was für einen gläubigen Rastafarian eine Katastrophe darstellt.

Die Dreadlocks symbolisieren im Glauben der Rastafari Stärke, Mut, Entschlossenheit, aber auch Weisheit und Fruchtbarkeit. Sich die Dreads schneiden zu lassen, kam nicht in Frage: Im Alten Testament, Levitikus, Kapitel 21, Vers 5 heißt es: "Die Priester sollen sich auf ihrem Kopf keine Glatze scheren, ihren Bart nicht stutzen und an ihrem Körper keine Einschnitte machen".

In Jamaika ist man deshalb überzeugt, dass Bayern das Land des Todes sei. Am 8. Mai 1981 beschloss Marley, die Therapie abzubrechen und nach Jamaika zurückzukehren. Er sollte sein Heimatland nie mehr erreichen.

"Es war das große Rätselraten: Bob Marley, hieß es, ist in Deutschland! Und ich habe durch Zufall erfahren, dass Bob Marley in der Issels-Klinik gelandet ist. Daraufhin habe ich die BILD-Zeitung angerufen, denn BILD war interessiert, was Marley macht, wo er sich aufhält, wie's ihm geht, hab Herrn Dr. Issels in Kenntnis gesetzt und damit ist ein Teil der Popularität Marleys in Bayern erst entstanden."

(Anton Altrichter, Zeitzeuge)

Wie dienlich dieser Anruf Marleys Popularität im weißblauen Rautenstaat war, sei dahin gestellt. Der Popularität Bayerns in der weltweiten Marley-Fangemeinde war er mehr als dienlich: Er war verheerend ...

Krebs war ein zu banaler Tod für eine Pop-Ikone wie Bob Marley

Fakt ist: Krebs ist grausam, aber für einen Popstar trotzdem irgendwie ein bisschen banal. Krebs bekommt jeder, aber kein Popstar, kein Messias, keine Ikone. Popstars sterben an Drogen, Messiasse und Ikonen am Kreuz oder im Kugelhagel. Und da Bob Marley eine ganz besondere Ikone war und bis auf den heutigen Tag ist, musste er von einer ganz besonders perfiden Macht auf ganz besonders perfide Art und Weise vernichtet worden sein!

Thomas Kernert inszeniert ein Melodrama mit internationaler Starbesetzung vor herrlicher Bergkulisse.


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