Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. März 1909 Clyde geboren

"Ein Freund ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt" ... Am 24. März 1909 wurde Clyde Barrow geboren, der berüchtigte männliche Partner des Verbrecherduos Bonnie und Clyde. Ihre Partnerschaft hat aus einer Verbrecherkarriere den Mythos einer großen Freundschaft gemacht.

Stand: 24.03.2014 | Archiv

24 März

Montag, 24. März 2014

Autor(in): Anja Mösing

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Naja, so ist der Mensch! Werden Sie in vier Minuten vielleicht sagen. Zumindest denken und vielleicht sogar ein bisschen entschuldigend und ratlos die Schultern heben und wieder fallen lassen. So ist er halt, da kann man nichts machen. Aber wir fragen uns: Könnten wir nicht doch mal was daraus lernen?

Also, zur Sache: Angeblich war der Mensch wohl schon zu Anbeginn der Zeiten so. Zumindest, wenn wir unserer Bibel folgen. In ihr bekommt Adam seine Partnerin Eva, damit er nicht allein ist. Dabei hatte er es doch so schon schön gehabt. Paradiesisch, möchten wir Heutigen sogar schwärmen. Aber nein: Sogar im  Paradies fehlte Adam noch jemand, der zu ihm gehört. Erst da war sein Glück, wenn nicht gar die ganze Schöpfung Gottes, gut und vollkommen. Zwar sind die beiden später wegen Evas Ungehorsam aus dem Paradies geflogen. Aber wichtig ist: Sie haben weiter zusammen gehalten. Sind sozusagen gemeinsam auf der Erde durch Dick und Dünn gegangen.

Und so einen "partner in crime", wie die Amerikaner sagen, einen "Kumpel zum Pferde Stehlen", wie den Adam, den suchen wir wohl immer noch. Schon als Kinder. Mit Sex hat das erst mal gar nichts zu tun. Oder haben Sie sich früher keinen Freund wie Obelix gewünscht? Einen, der zwar unglaublich verfressen und dick, dafür aber herzensgut und mächtig stark ist? Einer, der einen nie im Stich lassen würde. Und sogar wenn Sie als Kind eher der Obelix-Typ gewesen sind, möchten wir wetten, dass so ein sehr kleiner, dafür aber richtig gewitzter Kerl wie Asterix ein Wunschfreund für Sie gewesen ist, oder nicht? Sogar dann, wenn so eine dicke Freundschaft einen in ungeheuer viele Schwierigkeiten bringen kann. Egal! Haben wir damals alle gedacht. So ein Kumpel wäre einfach klasse. Gemeinsam sind Schwierigkeiten doch bloß Abenteuer.

Und einige Jahre später dachten viele von uns vielleicht noch genau so. Damals, als sie zum ersten Mal die Geschichte von Bonnie und Clyde gehört haben. Einer Geschichte von zwei jungen Leuten, die sich gemeinsam gegen die Regeln der Gesellschaft gestellt haben und dafür am Schluss zusammen in einem irrsinnigen Kugelhagel gestorben sind. Filmreif war das. Und kaum zu glauben, dass es wirklich passiert war. Der Mann, Clyde Barrow, wurde am 24. März 1909 geboren. Gute Karten für´s Leben hatte er an der Wiege nicht gerade ausgeteilt bekommen. Er wurde in eine Familie von Kleinkriminellen geboren, und in dieses Milieu hatte er sich zunächst auch gut eingefunden.

Seine Partnerin, Bonnie Parker, mit der er sich durch die USA ballerte, war ein Jahr jünger. Sie war Prostituierte, als sie sich kennen gelernt hatten und konnte also auch einen guten Freund brauchen, obwohl sie eigentlich die Stärkere in der Beziehung war.

Aber von wegen "Pferdestehlen"! Richtig genommen ist an dem, was die zwei in ihren letzten beiden berühmt gewordenen Lebensjahren getrieben haben, so viel Rohheit, so viel Skrupelloses, dass es eher zur Verachtung als zur romantischen Verklärung taugt. Oder sind tödliche Schüsse auf schlafende Menschen, Vergewaltigungen und Morde für ein schnelleres Auto oder Geld Heldentaten? Nicht so richtig. Trotzdem wurden Bonnie und Clyde schon zu Lebzeiten bewundert. Wenn zwei echte Habenichtse zwei Jahre lang Banken überfallen und ihre Verfolger immer wieder austricksen, dann gefällt uns das offenbar. Und wenn diese zwei dann auch noch ein Liebespaar sind, und am Ende sogar gemeinsam sterben, dann wird alles Grausame an ihnen eben ausgeblendet. Aber so ist der Mensch. Egal, ob in seiner biblischen Erstausgabe, im Comic, oder im wirklichen Leben - ja sogar im Verbrechen: Wir sehnen uns nach einem, der zu uns hält.


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