Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. Januar 1871 Patent zur Herstellung von Margarine

Butter ist teuer, macht aber stark, wusste Napoleon III - und versprach einen Preis für die Erfindung von Kunstbutter. Richtig gute Margarine erfand dann ein Amerikaner: Henry W. Bradley, der am 3. Januar 1871 ein Patent erhielt.

Stand: 03.01.2014 | Archiv

03 Januar

Freitag, 03. Januar 2014

Autor(in): Anja Mösing

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

Es war einmal ein Kaiser, den erfasste eine große Sorge um sein Volk: "Es muss etwas geschehen!", dachte der Kaiser,  "Soldaten und Volk brauchen dringend ein wenig Fett auf die Rippen!"

Wunderbutter für die Soldaten

Zwar war sein Volk  stolz und fleißig und hatte einst für "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" gekämpft. Doch das war bald einhundert Jahre her. Inzwischen lief ein gut Teil von ihnen in Lumpen herum. So arm war das Volk des Kaisers. Die Menschen standen in Lohn und Brot, allein, ihre Herren zahlten ihnen so wenig, dass sie sich die Butter aufs Brot nicht leisten konnten. Auch Schmalz war noch zu teuer. Selbst die Soldaten des Kaisers bekamen kaum noch Butter und Schmalz zu sehen, geschweige denn zu essen.

Übrigens war das mit den Soldaten für den Kaiser eigentlich am schlimmsten. Denn er hieß Napoleon der III., wollte Kriege führen, und brauchte dazu gesunde, kräftige Männer.

Nun ließ der Kaiser überall verkünden, dass er dem einhunderttausend Goldfrancs schenken würde, der ihm ein Rezept für eine künstliche Butter erfindet. Gar billig möge sie sein und vortrefflich haltbar. Ist ja klar: Die Soldaten sollten die Wunderbutter leicht mit in den Krieg nehmen können.

Drei lange Jahre forschten die Klugen und die Gewitzten seines Landes und suchten ein Rezept zu finden, welches die kostbare Butter aus Milch ersetzen könne. Und eines schönen Tages war es dann soweit: Der Chemiker Hippolyte Mège-Mouriès nahm geschmolzenen Rindertalg, Wasser und fein gehacktes Kuheuter und mischte daraus eine feine Kunstbutter. Mit diesem Rezept gewann der edle Erfinder den stolzen Preis des Kaisers. Und er nannte sie: beurre économique - günstige Butter. Gar mancher nannte die kunstvolle Creme fortan margarine Mouriès, da sie schimmerte wie eine Perle. Und die hieß in der Sprache der Griechen einst "margaros".

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann futtern sie diese Margarine noch heute? Von wegen! Da konnte sie noch so perlfarben schimmern, diese verquere Kunstbutter schmeckte dem Volk des Kaisers überhaupt nicht.
So arm es auch war, niemand kaufte sie. Die Soldaten hatten keine andere Wahl, das war klar ...

Pflanzenöl statt fein gehacktem Kuheuter

Aber die Erfinder rührten weiter in ihren Töpfen - und überall auf der Welt wurden Patente auf immer neue Rezepturen für Margarinen vergeben. Auch am 3. Januar 1871, an den ansonsten herzlich unbekannten Henry W. Bradley aus Binghampon, im Staate New York. Wahrlich recht weit entfernt vom Reich des kriegslüsternen Kaisers! Und wahrlich unerhört: die Pflanzen in Bradleys Margarine Rezeptur! Er nahm keine tierischen Fette mehr für seine Kunstbutter, nurmehr Öle, aus Pflanzen gepresst. Zauberhaft!

Auch in Europa wurden jene Margarine-Rezepturen  besser und besser. Bald war die Margarine so gut, dass viele Menschen sie richtig gern kauften, weil sie ihnen mundete. Sogar den Soldaten, und sie wurden groß und stark. Kaum waren abermals einhundert Jahre vergangen, da passierte etwas, das kein Mensch je zuvor hätt denken können: Es wuchsen riesige Butterberge heran - Aus echter Butter! Und wenn sich die Nachfahren des Kaisers und seines Volkes heute einmal Sorgen um Butter machen, dann nur mehr weil sie zu viel Fett auf den Rippen haben.


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