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Sieben Leben retten Wer Organe spenden kann

Eigentlich kann so gut wie jeder Organspender werden. Entscheidend ist, ob die Organe funktionstüchtig sind, und nicht das Alter des Patienten: Selbst hirntote Kinder kommen als Organspender in Frage. Entscheiden müssen dann die Eltern, denn den freien Willen zur Organspende dürfen erst Jugendliche ab 14 Jahren äußern, und erst ab 16 ist der Organspendeausweis gültig.

Author: Moritz Pompl

Published at: 5-9-2018

Hand hält Organspendeausweis | Bild: picture-alliance/dpa

Bei älteren Patienten gibt es keine Altersbeschränkung nach oben. In der Regel wird bei einer späteren Transplantation aber darauf geachtet, dass junge Empfänger eher die Organe eines jüngeren Spenders erhalten und ältere Empfänger Organe eines älteren Spenders.

"Es gibt entsprechende Programme, zum Beispiel 'Old for old'. Das Organ von einem älteren Patienten wird also nicht auf einen jungen übertragen, sondern auf jemanden in einer ähnlichen Altersgruppe."

PD Dr. Stefanie Förderreuther, Neurologischer Konsiliardienst, Klinik LMU München

Es gibt Ausnahmen für die Organspende

Manche Patienten können aber auch keine Organe spenden. So gibt es Beschränkungen für die Spende, wenn eine bösartige Grunderkrankung vorliegt, da sonst die Gefahr bestünde mit dem Spenderorgan, bösartige Tumorzellen in den Empfänger zu übertragen.  

HIV

Ausnahmen gibt es auch für Patienten mit bestimmten Infektionskrankheiten wie HIV. Inzwischen können zwar die Organe eines HIV-Infizierten auf einen HIV-positiven Empfänger übertragen werden. Aber für einen Nicht-Infizierten kommen die Organe nicht in Frage. Besonders heikel ist es in diesem Zusammenhang, dass jeder Empfänger nach einer erfolgreichen Transplantation eine lebenslange Immunsuppression braucht, also eine künstliche, medikamentöse Unterdrückung seines Immunsystems. Das hat zur Folge, dass eventuell übertragene Tumoren oder Infektionskrankheiten besonders schnell ausbrechen können.

Diese Organe können gespendet werden

In erster Linie kommen das Herz, die Lungen, die Nieren, die Leber, der Dünndarm und die Bauchspeicheldrüse für eine Organspende in Frage. Darüber hinaus haben schwedische Ärzte einer Frau ohne Uterus bereits eine Gebärmutter transplantiert, und es gab die aufsehenerregenden Fälle von Gesichts- oder Handtransplantationen. Das sind allerdings keine standardmäßigen Verfahren, die im Rahmen einer normalen Organspende durchgeführt werden oder die mit der Willenserklärung mittels Organspendeausweis zu tun haben. Abgesehen von den Organen können Gewebe wie die Hornhaut des Auges oder die normale Haut gespendet werden, etwa für Verbrennungsopfer. Und die Ärzte können auch nur Teile von Organen transplantieren, etwa eine Herzklappe.

Der Organspendeausweis ermöglicht Einschränkungen

Im Organspendeausweis kann jeder Mensch für dokumentieren, ob er Organe spenden will oder nicht. Dabei kann man sogar festlegen, welche Organe jemand spenden will und welche nicht. So können zum Beispiel Menschen, die nach dem Tod aus religiösen Gründen ihr Herz behalten, aber andere Organe spenden wollen, dies angeben. Der Organspendeausweis ermöglicht auch, die Frage einer Organspende in die Hände einer anderen Person zu legen.

Der Organspendeausweis ist unter anderem über die Krankenkassen, in Krankenhäusern und Arztpraxen oder in Apotheken erhältlich. Als kleines Kärtchen kann man ihn im Geldbeutel mit sich tragen.

Keine Registrierung

Mit dem Organspendeausweis wird man nirgends registriert – das heißt, im Zweifel weiß man nur selbst, ob man im Todesfall seine Organe spenden will oder nicht (gerade deshalb empfiehlt es sich auch, mit Angehörigen darüber zu reden).

Sollte man irgendwann seine Meinung ändern und doch keine Organe mehr spenden wollen, kann man einfach einen neuen Ausweis ausfüllen. Nur wenn man seinen Willen im Organspendeausweis dokumentiert, stellt man sicher, dass der eigne Wille nach dem Tod erfüllt wird. Wesentlich ist dabei auch, dass man so den Angehörigen die Last der Entscheidung abnimmt. Immer sollte man bedenken:  Durch eine Organspende kann man viele Leben retten und Leid lindern.


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