Therapiemöglichkeiten Was hilft bei einer Spinalkanalstenose?
Auf Dauer hilft bei einer verengten Wirbelsäule nur eine Operation. Bevor Nerven Schaden nehmen, sollte der Patient auch darüber rechtzeitig nachdenken. Doch bis dahin kann er auch selbst aktiv werden und einiges für sich tun.

Es gibt keine Prävention, die verhindert, dass man im Alter eine Spinalkanalstenose bekommt. Sicher scheint, dass Übergewicht ein negativer Faktor ist, weil der Körper mehr schleppen muss und es zu einer überlasteten und schlechten Rückenmuskulatur kommt. Diese Kombination kann zu schnellerer Abnutzung und zum Verschleiß an der Lendenwirbelsäule führen. Die Spinalkanalstenose entwickelt sich langsam über einen Zeitraum von zehn bis 20 Jahren; daher muss auch nicht sofort operiert werden.
Bei den ersten Symptomen helfen auch erst einmal:
- Entzündungshemmende Schmerzmedikamente, sogenannte nichtsteroidale Antiphlogistika, reduzieren den lokalen Reiz. Bekannt sind beispielsweise Diclofenac und Ibuprophen.
- muskelentspannende Medikamente
- Krankengymnastik stärkt Bauch- und Rückenmuskulatur und hält die Wirbelsäule stabil; ein Hohlkreuz verschlimmert die Schmerzen
- Gewichtsreduktion, denn Übergewicht verschlimmert Körperfehlhaltungen, die die Einengung des Wirbelkanals wirksamer werden lassen
- Röntgengesteuerte Injektionen im Wirbelkanal selbst
- Physikalische Therapie wie Elektrotherapie und Massagen; Hintergrund: Der Schmerzreiz in den Nerven bewirkt oft, dass die umliegende Muskulatur verkrampft, dann schmerzt zusätzlich noch die Muskulatur.
Da die Spinalkanalstenose dauerhaft zunimmt und die Einengung fortschreitet, reichen diese Maßnahmen irgendwann nicht mehr aus, denn sie behandeln letztendlich nur die entstandenen Symptome, nicht aber die eigentliche Ursache der Einengung. Über die Zeit – das dauert in der Regel Jahrzehnte – wird der Kanal irgendwann so sehr verengt sein, dass konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen.
Wann eine OP sinnvoll ist
Die häufigste Ursache für eine Operation an der Wirbelsäule bei Patienten über 60 ist inzwischen die Spinalkanalstenose an der Lendenwirbelsäule geworden. Denn grundsätzlich gilt, dass die Spinalkanalstenose eine Strukturveränderung ist, die mit dem Älterwerden zunimmt und die keiner aufhalten kann; lediglich die Symptome können gelindert werden. Die Ursache der Spinalkanalstenose selbst kann jedoch nur eine Operation beheben, so Dr. med. Andreas Korge, Wirbelsäulenspezialist an der Schön Klinik in München Harlaching.
Nerven können Schaden nehmen
Wenn die konservativen Maßnahmen nicht mehr greifen und der Patient sich in seiner Lebensqualität und seinem Alltag sehr eingeschränkt fühlt – durch Schmerzen, Schwäche und Gefühlsstörungen an den Beinen oder weil er nicht mehr weit gehen kann –, dann ist eine Operation sinnvoll, da die Nerven bei dauerhaftem Druck einen irreparablen Schaden nehmen können. Die Operation kennt kein Alterslimit. In der Regel sind die Patienten, die operiert werden, um die 65-75 Jahre alt, die älteste Patientin von Dr. Korge war zum Zeitpunkt der Operation 97 Jahre alt.
Minimalinvasiv und gezielt
Die Operation läuft als minimalinvasive Operation ab, der Chirurg kann sehr gezielt und dosiert operieren, die Verwendung eines Operationsmikroskops ist jedoch Voraussetzung und erforderlich. Es sei eine Operation, die vom Risiko überschaubar ist, so der Münchner Wirbelsäulenchirurg Dr. med. Andreas Korge, jedoch werde die minimalisierte OP noch nicht überall durchgeführt. Eine veraltete Methode sei es, Teile vom Knochen zu entfernen und Teile der Wirbelsäule zu versteifen. Das sei heutzutage in Deutschland nicht mehr die Regel, sondern nur in den Fällen, bei denen die Wirbelsäule in sich instabil sei oder ausgeprägte Fehlstellungen aufweise, zum Beispiel bei zusätzlichem instabilen Wirbelgleiten (was in 15 Prozent der Fälle so ist).
Was passiert bei der OP?
- Der Kanal wird wieder erweitert.
- Durch den Einsatz des Operationsmikroskops können die Nervenstrukturen gut eingesehen und geschützt werden, ebenso kann die korrekte und ausreichende Entlastung der Nerven überprüft werden.
- Einengendes Gewebe wird entfernt: Weichteilgewebe wird mit kleinen Zangen entfernt (Stanzen); bei Knochen arbeitet der Chirurg mit Hochgeschwindigkeits-Fräsen, wie man sie vom Zahnarzt her kennt.
- In mehr als 80 Prozent der Fälle müssen nur ein bis zwei Segmente der Wirbelsäule (als Segment wird hier jeweils der Bereich von zwei Wirbeln und einer dazwischenliegenden Bandscheibe bezeichnet) erweitert werden.
Die minimalinvasive Operation an der Wirbelsäule macht nicht jeder Chirurg, Wirbelsäulen-Schwerpunktzentren aber in der Regel schon.
Eine Woche Krankenhaus
In der Regel kann der Patient am Abend der OP aufstehen und darf am Tag nach der Operation bereits Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen. Oft dauert der Krankenhausaufenthalt nur wenige Tage, länger als eine Woche muss der Patient meistens nicht im Krankenhaus bleiben.
"Man sollte als Operateur immer versuchen, nur zu operieren, wenn es auch erforderlich ist. Diese Dekompressionsoperation bei engem Spinalkanal ist jedoch ein logischer Eingriff, denn ein Zuwarten bringt ja nichts. Weil man weiß, der Wirbelkanal wird nicht mehr weiter, sondern nur enger. Wenn der Patient die entsprechenden Symptome zeigt, die Beschwerden zunehmen und er nicht damit zurechtkommt, ist es wirklich eine Operation, die sinnvoll ist. Auch ältere Patienten haben einen Anspruch auf Lebensqualität. Und wenn der Narkosearzt sagt, dass der Patient eine Narkose bekommen kann, dann ist für uns das Alter kein Limit mehr."
Dr. med. Andreas Korge, Chefarzt am Wirbelsäulenzentrum der Schön Klinik München Harlaching
Risiken eines Eingriffs
Da es sich um einen minimalinvasiven Eingriff handelt, sind die Risiken für Komplikationen deutlich geringer als bei offenen Operationen. Unter Umständen können durch die OP zum Beispiel Nerven irritiert werden, so dass es zu sensiblen und/oder motorischen Auffälligkeiten kommen kann, was eine erneute Operation zur Folge haben kann, um zum Beispiel einen Bluterguss zu entfernen oder gegebenenfalls eine Infektion zu sanieren, was jedoch relativ selten vorkommt.