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Suizid-Prävention Suizidgedanken - wer kann helfen?

Sie kennen ein Familienmitglied oder einen Freund, bei dem Sie Angst haben, er oder sie könnte sich etwas antun? Sie verspüren selbst immer wieder Suizidgedanken? Bei den folgenden Anlaufstellen finden Sie Menschen, mit denen Sie darüber sprechen können.

Von: Ulrike Ostner

Stand: 17.10.2023

Mann steht auf einem Steg am See | Bild: picture-alliance/dpa

Zwischen 9.000 und 10.000 Menschen versterben jedes Jahr in Deutschland durch einen Suizid. Suizide sind häufiger als der Tod im Straßenverkehr.

Hinter vielen Selbsttötungen steckt eine Depression. Und fast alle Menschen, die ihrem Leben selbst ein Ende bereiten, hinterlassen Angehörige. Ein Suizid kostet nicht nur das Leben des Verstorbenen, er reißt auch tiefe Wunden bei den Hinterbliebenen. 

Telefonseelsorge: "Sorgen kann man teilen"

Das ist das Motto der bundesweiten Telefonseelsorge. Die sehr gut ausgebildeten, aber ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres erreichbar, kostenfrei. Man kann sich auf verschiedenen Wegen an die Telefonseelsorge wenden:

  • Im Akutfall per Telefon unter: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123
  • Online: Im Chat oder per Mail unter online.telefonseelsorge.de

Hilfe für ganz Bayern

Das Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz in Bayern, kurz PsychKHG, hat den flächendeckenden Ausbau der psychiatrischen Krisendienste in Bayern bis 2021 vorgeschrieben. Inzwischen gibt es dafür eine bayernweit einheitliche Telefonnummer, unter der man in einer Krisensituation in kürzester Zeit persönliche Unterstützung vor Ort bekommt, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Ein Anruf genügt unter der kostenfreien Rufnummer:

Der Krisendienst ist auch für Angehörige und Mitbetroffene da. Die Angebote reichen von telefonischer Beratung bis zu Hausbesuchen innerhalb weniger Stunden. Es werden aber auch ambulante Krisentermine bei entsprechenden Beratungsstellen oder in Spezialambulanzen vermittelt.

Über 50 Jahre Erfahrung

So lange gibt es die ARCHE – einen Verein für Suizidprävention und Lebenshilfe in München. Die Mitarbeiter haben also sehr viel Erfahrung und beraten auf ganz verschiedenen Ebenen, auch Menschen außerhalb Münchens:

  • Krisenintervention und Einzelberatung für Suizidgefährdete
  • Paar- und Familienberatung (wenn ein Partner Suizidgedanken hat)
  • Angehörigenberatung
  • Trauerbegleitung
  • offene Therapiegruppe

Die ARCHE e.V. erreichen Sie unter 089/33 40 41 oder im Internet. Sie können dort auch anrufen, wenn Sie nicht in München leben.

Wie geht man mit gefährdeten Menschen um?

Wenn man den Verdacht hat, dass jemand im eigenen Umfeld Suizidgedanken hat oder man Zeuge wird, wie der oder die Betreffende solche Gedanken äußert, sollte man versuchen, die Person darauf anzusprechen. Allerdings nicht, um selbst zum Therapeuten zu werden, sondern zunächst einfach, um zu zeigen, dass der oder die Betroffene – auch in seiner Not – gesehen wird. Das angstfreie Sprechen über Suizidgedanken kann entlastend sein.

An Bezirkskrankenhäusern oder Psychiatrischen Kliniken, zum Beispiel der Universitäten, gibt es Notaufnahmen, die Schutz und Hilfe im Aktufall anbieten. Bestenfalls erklärt sich der Betroffene bereit, einen freiwillig dorthin zu begleiten.

Akute Hilfe

Wie reagiert man richtig, wenn man im akuten Fall mit einem Menschen konfrontiert ist, der sich das Leben nehmen will? Der sich zum Beispiel auf den Fenstersims eines Hochhauses gestellt hat, um zu springen? Soll man ihn ansprechen oder in Ruhe lassen? Wen ruft man an?

Schritt 1: Der Notruf

Unter der europaweit einheitlichen Telefonnummer 112 erreicht man die sogenannten integrierten Leitstellen. Dort schildert man den Notfall und sofort wird von der Leitstelle das Notwendige in die Wege geleitet. Egal, ob die Polizei von Nöten ist, ein Notarztwagen oder ein Krisenteam – die Leitstelle organisiert alles.

Schritt 2: Kontakt herstellen

Wer es sich zutraut, kann versuchen, den selbstmordgefährdeten Mitmenschen sehr vorsichtig anzusprechen. Aber: Abstand halten und nur bis auf Hörweite herantreten. Man kann zum Beispiel seinen oder ihren Namen sagen und nach dem Namen des/der anderen fragen. Ein einfaches Gespräch ist sinnvoll, um die Zeit bis zum Eintreffen der Helfer zu überbrücken. Dennoch sollte man auf sich selbst achten und nur das zu tun, was man verkraften kann.

Schritt 3: Abgeben und selbst Hilfe annehmen

Sobald Hilfe eintrifft, überlässt man den Profis das Feld. Da solche Erlebnisse sehr verstörend sein können, gibt es zum Beispiel von der Polizei psychologische Teams, mit denen man nach dem Ereignis sprechen kann, wenn man das Bedürfnis nach sofortiger Unterstützung hat.


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