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Bayern genießen Sterne - Bayern genießen im Dezember

Der Blick hinauf zu den Sternen gehört zum Anfang aller Kultur. Dunkle Dezembertage sind wie dazu gemacht. In Bayern genießen gibt’s zahlreiche Anregungen dazu.

Published at: 2-12-2020 | Archiv

Bayern genießen: Sterne - Bayern genießen im Dezember

Lichter, Glühwein, Mandelduft - Christkindlmarkt gibt's heuer nur in der Erinnerung. Aber wer weiß, wozu das gut ist, wenn die Abende und die Nächte tatsächlich einmal stiller werden. Wenn der schöne Kunstlichtschein der Welt einmal verblasst, kann der Blick frei werden, hinauf zum wahren Glanz des Himmels, der Sterne. Es gibt vielleicht keinen größeren Genuss, als in einer schwarzen, frostigen Winternacht in den bestirnten Himmel zu schauen. Gern auch mit Glühwein.

Hier unsere Genuss-Themen aus den bayerischen Regionen rund ums Motto "Sterne"

Oberbayern: Sternbilder. Was die Sterne wirklich sagen. Von Gerald Huber
Niederbayern: Sternhaufen. Ein Sterngigant aus Geigant. Von Renate Roßberger
Oberpfalz: Sternforscher. Das Kepler-Haus in Regensburg. Von Thomas Muggenthaler
Oberfranken: Senf mit Stern. Bratwurstsempft von der Saale. Von Anja Bischof
Mittelfranken: Stern im Namen. Warum viele Gasthöfe „Stern“ heißen. Von Marion Christgau
Mainfranken: Sternenblick. Der Sternenpark Rhön. Von Anke Gundelach
Schwaben: Stella Maris. Christliche Sterne. Von Barbara Leinfelder

Der Sternenpark Rhön

Fangen wir am Anfang an. Die Wortwurzel str- bedeutet in der Ursprache der ersten Bauern alles, was fest, unbeweglich ist. Altgriechisch stereos heißt ebenfalls fest, hart, räumlich. Wir meinen heut mit Stereo den Raumklang. Aber die Wurzel steckt auch in vielen deutschen Wörtern: Der Festmeter Holz ist ein Ster. Starr, stur oder die harte Stirn - alles dasselbe Wort. Auch das Sterben. Wer stirbt, wird unbeweglich und starr. Und selbstverständlich ist auch der Stern Teil dieser Wortfamilie. Fixsterne zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie ihre Abstände voneinander nicht ändern und so feste Sternbilder ziehen, die nachts über den Himmel ziehen. Über viele Jahrtausende Menschheitsgeschichte waren die Sterne treue Begleiter der menschlichen Nacht. Bis wir vor etwa 200 Jahren begonnen haben, die Sterne quasi auszusperren. Die ersten dauerhaften Laternen, die in der unsicheren Zeit der napoleonischen Kriege an den Häusern ausgesteckt werden mussten, machten den Sternen noch wenig Konkurrenz. Aber spätestens mit dem Aufkommen der Elektrizität begann das Kunstlicht der Menschen den ewigen Himmel zu überstrahlen. Heute sind in unseren Siedlungen bloß noch die allerhellsten Sterne zu sehen. Der über und über mit Sternen regelrecht bestickte Nachthimmel ist selten geworden. So selten, dass es mittlerweile überall auf der Welt ausgewiesene sogenannte Sternenparks gibt, weit weg von jeder Lichtverschmutzung. Auf der Winklmoosalm bei Reit im Winkl gibt es den ersten Sternenpark der Alpen. Der erste Sternenpark Bayerns aber wurde 2014 im Biosphärenreservat Rhön ausgewiesen.

Astrologie

Wie klein ist der Mensch, wie groß die Schöpfung. Fragen wie diese haben vermutlich schon die allerersten Menschen vor Jahrhunderttausenden gestellt. Der Blick in die Sterne gehört zum Anfang aller Kultur. Selbstverständlich galten die beiden größten Himmelskörper Sonne und Mond als Götter. Danach die Planeten, die sich nicht wie die übrigen Sterne verhalten, ihre Ordnung buchstäblich durchkreuzt haben - ebenfalls Götter. Schon früh hat es Menschen gegeben, die den Lauf der Himmelskörper beobachtet haben, mehr darüber wussten als ihre Mitmenschen. Sie wussten, wann Begegnungen von Planeten stattfinden werden, konnten beispielsweise voraussagen, wann die Tage nach tiefster Wintersnacht wieder länger werden, wann die richtigen Zeiten für die Aussaat waren. Jetzt im Dezember zum Beispiel, wird der Riesenplanet Jupiter den Saturn einholen. Zudem tauchen die Sternschnuppen des Geminidenstroms auf. Und weil solches Wissen Macht bedeutet, avancierten die frühen Sterndeuter bald zu wichtigen Führungspersönlichkeiten. Die Priester, beziehungsweise Könige der frühen Hochkulturen kannten sich alle mit den Sternen aus. Die Heiligen drei Könige, die Magier aus dem Weihnachtsevangelium, gehören dazu. Und auch heute noch gibt es Leute, die fest auf die Wirkung des Himmels auf das Schicksal des Menschen bauen. In München gibt es sogar eine Astrologieschule.

Das Kepler-Haus in Regensburg

Bis weit hinein in die Neuzeit übte die Astrologie, die Lehre von den Sternen, bedeutenden Einfluss auf das Leben der Menschen aus. Immer misstrauisch beäugt von der Kirche, die ja den alten Glauben an die Planetengötter seit jeher für Aberglauben gehalten hat. Andererseits galt der Himmel für das Christentum als perfekte Schöpfung Gottes. Mit dem Aufkommen von neuen Beobachtungsgeräten, vor allem der Erfindung von Fernrohren, wurde aus der Astrologie allmählich die Astronomie. Man entdeckte die natürlichen Gesetzmäßigkeiten, die hinter den Himmelskörpern stecken. Und man stellte fest, dass sich die Sterne viel weniger um das Leben der Menschen kümmern, als man jahrtausendelang geglaubt hat. Dass aber auch der Lauf der Sterne nicht so perfekt ebenmäßig ist, wie man das von der perfekten Schöpfung eines allmächtigen Gottes erwartet hat, das hat so manches festgefügte Weltbild durcheinandergebracht. Doch Leute wie Galileo Galilei oder Johannes Kepler, der 1630 in Regensburg gestorben ist, haben sich nicht davon abbringen lassen. Das Regensburger Kepler-Haus, ein Patrizierhaus aus dem 13. Jahrhundert, präsentiert nicht nur astronomische Geräte und Originaldokumente aus Keplers Leben, es zeigt mit originalen und originalgetreuen Möbeln auch, wie man im 16. und 17. Jahrhundert gewohnt hat.

Stella Maris

Weihnachten und Sterne - gehören zusammen. Nicht nur, weil sich in langen Winternächten der Sternenhimmel so gut beobachten lässt, sondern vor allem auch wegen des Sterns von Betlehem, der die Sterndeuter aus dem Osten zur Krippe des neuen Herrschers der Welt führt, der die Menschen aus ihrer uralten Abhängigkeit von der Natur, ihren Planetengöttern und deren Launen erlöst. Die Sterne waren für die Christen keine Götter mehr, sondern gehörten zu Gottes Schöpfung, deren Schönheit sie dann auch in der Kunst symbolisiert haben. In den Konflikten der Kirche mit frühen Naturwissenschaftlern wie Galilei oder Kepler ging es vor allem um die Deutungshoheit über die Natur, die die Kirche nicht so leicht teilen wollte. Und man wehrte sich gegen den aufkeimenden Anspruch der Wissenschaft, die Geheimnisse dessen, was die Welt im Innersten zusammenhält, alle vollständig enträtseln zu können. Doch schon bald zeigte sich, dass auf jede Antwort der Naturwissenschaftler es mindestens zwei neue Fragen gegeben hat, dass es aus der menschlichen Froschperspektive nie gelingen wird, über alle Horizonte zu blicken. Längst hat sich die Kirche mit den Naturwissenschaften versöhnt, denn die Wunder der Schöpfung sind eher mehr geworden als weniger, eher größer als kleiner. Und so haben auch die Sterne nichts von ihrer Symbolkraft eingebüßt.

Gasthöfe zum Stern

Orientierung zu haben heißt zu wissen, wo der Orient, wo Osten ist, wo die Sterne aufgehen und unser wichtigster Stern, die Sonne. Alle ziehen sie scheinbar von Osten nach Westen und drehen sich dabei um einen gedachten Pol, den auf der Nordhalbkugel der sogenannte Polarstern markiert. Er weist seit Urzeiten den Weg, für alle die unterwegs sind - und wissen, wo sie hinwollen. Wer aber, wie die Magier aus dem Morgenland, vielleicht weiß, was er sucht, aber nicht, wo er suchen soll, für den schadet es nichts, nach anderen Sternen Ausschau zu halten. Schon immer wurden und werden wichtige Ziele von und mit Sternen markiert. Wirtshäuser wie der Goldene Stern in Schwabach zum Beispiel…

Senf mit Stern

Nach den Sternen greifen - das heißt: Zu versuchen an sich Unerreichbares möglich zu machen. Sterne, die golden strahlen sind daher auch schon von jeher auch ein Zeichen für scheinbar überweltliche, zumindest ganz besondere Qualität. Wenn hinter dem Einser in der Schulaufgabe noch ein Stern gestanden hat zum Beispiel - gut, zugegeben, das war bei mir nur ein einziges Mal der Fall. Auch Hoteliers und Gastronomen freuen sich darüber, wenn es jedes Jahr aufs Neue Sterne regnet, wie im berühmten Sterntalermärchen. Aber nicht deswegen hat der Senfhersteller Max Jackstädt aus Hof an der Saale vor bald hundert Jahren sein Unternehmen Siebenstern genannt. Der weiß blühende Siebenstern ist schlicht die Symbolpflanze des Fichtelgebirges und sollte Jackstädts Heimatverbundenheit zeigen. Heute allerdings gilt der Siebensternsenf als der Senf mit Stern in Franken. Bratwürst ohne ihn undenkbar. Ein Siebenstern-Hausrezept mit Siebenstern-Senf gibt es hier.

Holzsternbastler Michael Gruber

Nach den Sternen zu greifen, das ist durchaus kein unbescheidenes Ansinnen. Denn nur, wer das probiert, der kann dann auch einmal die Sterne vom Himmel holen, also etwas zustandezubringen, von dem andere sagen: Unmöglich. Die Geschichte ist voll von Menschen, die was geschafft haben, was sie einzigartig macht. Im Großen genauso wie im Kleinen, wobei das Kleine sooo klein gar nicht immer sein muss. Nehmen sie zum Beispiel Michael Gruber aus Geigant im Bayerischen Wald. Er ist zu sowas wie einem Sterngiganten geworden - mit dem Basteln von Holzsternen. Und zwar nicht nur in der Adventszeit, sondern das ganze Jahr über. Coronabedingt haben sich bei Michael Gruber heuer besonders viele Sterne angesammelt, gleichzeitig fällt aber die Geiganter Dorfweihnacht aus.

Wie Sie trotzdem an ein oder mehrere Exemplare kommen und damit unsere Sternstundenaktion unterstützen? Bitte rufen Sie Michael Gruber an (09975 - 729) und vereinbaren Sie einen Übergabetermin. Außerdem hat Gruber wieder ein Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Geigant, Stichwort "Sternstunden", IBAN 97742610240000041700, eingerichtet. Übrigens: Am 11. Dezember ist wieder unser großer Sternstundentag mit hoffentlich wieder einem Spendenrekord.

Abergenerationen von Menschen haben sich vom Blick in die Sterne Erleuchtung erhofft. Doch in den letzten Jahrzehnten seit der Erfindung des künstlichen Lichts ist diese Erleuchtung der Ausleuchtung gewichen. Gerade zur Advents- und Weihnachtszeit, in der orgiastische Lichtexzesse, Metrialschlachten aus Geleucht und Gelichter nicht mehr bloß in den Städten den milden Glanz der Sterne verdunkeln. Es scheint einen Zusammenhang zu geben zwischen dem Verschwinden des Sternenhimmels und der Materialisierung der Welt. Wer die Sterne des Himmels nicht mehr sieht, der muss sich buchstäblich mit höchst irdischen Stars begnügen. Vielleicht aber hat ja die Pandemie auch ihr Gutes und lässt heuer einmal wieder stille und vor allem auch dunkle Stunden im Advent und zu den Weihnachtstagen zu, die den Blick zu den Sternen zu einem großen Erlebnis werden lassen.


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