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Bayern genießen Sommer - Bayern genießen im Juli

Auch in Tagen wie diesen lässt sich der Sommer genießen. Wir haben für Sie eine Reihe sommerlicher Aktivitäten zusammengetragen, die - trotz allem - ihren Sommer zu einem großen Vergnügen machen können.

Published at: 30-6-2020 | Archiv

Bayern genießen: Sommer - Bayern genießen im Juli

Hier unsere Genuss-Themen aus den bayerischen Regionen rund ums Motto "Sommer"

Oberbayern: Stand Up Paddling. Von Theresa Krinninger
Niederbayern: Die Sommerrodelbahn in St. Englmar. Von Birgit Fürst
Oberpfalz: Naturbad. Von Thomas Muggenthaler
Oberfranken: Sommerzeit ist Kellerzeit. Von Susanne Roßbach
Mittelfranken: Sommergetränke nach alten Rezepturen. Von Claudia Mrosek
Mainfranken: Urlaub daheim - Ein Gang durch Sommerhausen. Von Jürgen Gläser
Schwaben: Die Blüte der Sumpfgladiolen auf der Königsbrunner Heide. Von Barbara Leinfelder

Die Sumpfgladiolen auf der Königsbrunner Heide

"Geh aus, mein Herz, und suche Freud,
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben."

Paul Gerhardt

Das hat Paul Gerhardt gedichtet. Und er preist die Gärten, deren abgeschlossene Kultur zu seiner Zeit noch im herben Gegensatz stand zur wilden, freien Natur drumherum. Dieser Gegensatz ist heute verschwunden: Überall ist Kulturlandschaft - und selbst Gegenden die sich als wilde Natur ausgeben, sind großenteils von Menschen gemacht. Das gilt für die allermeisten unserer großen Naturschutzgebiete. Zum Beispiel die Königsbrunner Heide in der Nähe von Augsburg. Entstanden nach der letzten Eiszeit, kamen schon früh die Menschen, rodeten die dortigen Kiefernwälder und formten sie mit ihren Weidetieren zu einer parkähnlichen Landschaft um. Eine Art wilder Garten ist so entstanden mit einem riesigen Artenreichtum. Über 3000 Tiere und Pflanzen leben hier. An ihrer Spitze die pinkfarbene Sumpf-Siegwurz oder Sumpfgladiole, die jetzt in überwältigender Pracht blüht. 400.000 Blüten - nirgendwo in Europa gibt es so viele von ihnen.

Naturbaden in der Oberpfalz

Sommer: Das Wort stammt aus der Ursprache der jungsteinzeitlichen Bauern und bedeutet ursprünglich Jahreszeit oder schlicht Jahr. Es ist ja unbestritten, dass der Sommer die Jahreszeit schlechthin ist. Anfang und Ende des Jahres liegen im Winter, der Sommer aber ist das Zentrum des Jahres, um das sich alles Werden und Vergehen dreht. Die Menschen im zu dieser Zeit sonnengeplagten Süden Europas haben dafür ein anderes Wort gebraucht: Das lateinische Wort für Sommer aestas ist verwandt mit unserem Wort heizen und stellt die Hitze, die Glut, in den Vordergrund. Auch unser Wort heiter hat damit zu tun. Und nicht umsonst reden wir von heiterem Wetter, wenn wir sagen wollen, dass die Sonne scheint, was wiederum auch uns heiter werden lässt. Langer rede, kurzer Sinn: Sonne macht Spass. Und weil unsere Welt dialektisch ist, soll heißen, aus Gegensätzen lebt, deswegen macht es uns Spass, zur Hitze die Abkühlung zu suchen. Am schönsten und besten in einem Naturbad wie dem Valentinsbad in Regenstauf.

Modesport Stand Up Paddling

Abstand kommt von ab stehen und bedeutet ursprünglich sich von etwas fernhalten, verzichten, eben Abstand nehmen. Abstand ist sicher ein heißer Kandidat für das Wort des Jahres. Auch wenn da voraussichtlich das platte Corona das Rennen machen wird. Alles, was mit Abstand zu tun hat, scheint gut zu sein in diesen Zeiten. Auch wenn die Sportart, die wir Ihnen jetzt vorstellen wollen, schon vorher ganz groß im Kommen war: Stand Up Paddling. Weil dieser englische Begriff so umständlich ist, kürzt man ihn gern ab S U P, kurz SUP. Man könnt aber auch schlicht und einfach Stehpaddeln dazu sagen. Dieses aufrechtstehende Paddeln auf einem Brett empfiehlt sich grad jetzt - nicht nur, weil man es allein macht, also Abstand hält, sondern vor allem deswegen, weil man Abstand gewinnt von dem ganzen Wahnsinn der Welt, der uns mehr denn je in den Klauen zu halten scheint. Ausprobieren kann man das zum Beispiel in Bernau am Chiemsee.

Die Sommerrodelbahn in St. Englmar im bayerischen Wald

"Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war."

Mark Twain

Das hat Mark Twain genörgelt. Manchen kann man es ja nie recht machen. Und manche mögen mit der Aktivität überhaupt Probleme haben. Da ist es gut, wenn man sich kaum anstrengen muss. Oder wenn die Belohnung für die Anstrengung so groß ist, dass man die Mühe vorher ganz vergisst. Beim Rodeln zum Beispiel ist das so. Wieder und wieder steigt man da den Berg hinauf, nur um ihn hernach wieder runterzurutschen. Gut möglich, dass von diesem Dauerkreislauf das Rodeln seinen Namen hat. Es ist nämlich ein romanisches Wort von lateinisch rotulare, sich im Kreis drehen, rollen. Wer es mit Mark Twain hält, und wem das Rodeln im Winter zu kalt ist, der kanns ja mal im Sommer probieren. Da spart man sich sogar den Aufstieg. Und zu heiß kann es gar nicht sein - dafür sorgt schon der Fahrtwind. Täglich von 9-18 Uhr ist das Sommerrodelparadies am Egidi-Buckel in St. Englmar geöffnet. Und wem die Kiachen dort schmecken, der kann sie auch selbst einmal ausprobieren. Hier ein Rezept.

Sommergetränke nach alten Rezepturen

Aus dem Abstand von heute find ichs wunderbar - als Kind war es für mich ein Schrecken: Die alljährliche Beerenernte im riesigen Garten der Großeltern. In endlosen Reihen standen da die Johannisbeersträucher, schwer hängend mit roten und schwarzen Beerentrauben. Noch schlimmer die Stachelbeeren, die Him- und Brombeeren, die sich gegen die den Zugriff der Kinderhände heftig kratzend und stechend zur Wehr gesetzt haben. Und mit der Ernte in stechender Sonnenglut wars ja nicht getan. Die Johannisbeeren mussten hernach noch abbirlt werden. Heut find ich sowas meditativ, so ändert sich die Sicht auf die Dinge, aber damals wars einfach endlos… "Aber Marmalad und Saft mögts nachher schon", war das schlagende Argument meiner Mutter, wenn wir drüber gemault haben. Tatsächlich war ein Frühstück ohne Marmalad und ein Sommer ohne gspritzten Johannisbeersaft für uns einfach unvorstellbar. Und so haben wir uns gefügt und gelernt, dass die Götter vor den Genuss den Schweiß gesetzt haben. Und auch der kann ein Genuss sein, für Erwachsene zumindest, wie gesagt. Vielleicht probieren Sies auch wieder mal mit den klassischen Sommergetränken … zum Beispiel mit Obstsaft oder mit einer Waldmeisterbowle.

Kellerzeit in Oberfranken

Ein bisserl britzeln muss es schon. Kohlensäure, das ist ja bekannt, macht jedes Getränk gleich erfrischender. Ganz gleich, ob die Kohlensäure aus dem Mineralwasser kommt, mit dem man einen Fruchtsaft spritzt, oder ob sie aus der alkoholischen Gärung stammt. Womit wir beim Sommergetränk schlechthin sind - dem Bier. Das Bier hat das Britzeln buchstäblich schon im Namen. Bier, Bir, ist nämlich nichts anderes als das uralte Stammwort Br, das in allem steckt, war britzelt: Im Brodeln, im Brühen, im Prasseln, im Brausen zum Beispiel, und selbstverständlich auch im Brauen. Ich trink jetzt ein Br hat der jungsteinzeitliche Bauer gesagt und damit das köstliche kohlensäure- und alkoholhaltige Erfrischungsgetränk gemeint, das er am liebsten gemeinsam mit anderen genossen hat. Und weil das Br halt am besten schmeckt, wenn es kühl ist, und weil es sich nur gekühlt auch im Sommer hält, hat man schon früh heftige Anstrengungen unternommen zur Kühlung unternommen. Man hat Keller gegraben. Bis weit hinein ins 20. Jahrhundert hats kühles Bier im Sommer nur aus dem Keller gegeben… Hier finden Sie die schönsten oberfränkischen Bierkeller.

Urlaub daheim - Ein Gang durch Sommerhausen

In der Antike hat man zwischen Wein und Bier nicht so genau unterschieden. Beides göttliche Getränke, für deren Herstellung den Menschen keine landwirtschaftlichen Mühen zuviel waren. Der gemeinschaftliche Genuss hat dem Menschen schon immer als das Ziel der Arbeit, als das Leben schlechthin gegolten. Und die Feier dieses Lebens brachte sie in Kontakt zu den Göttern. So wurde die Landwirtschaft, die Agrikultur die Grundlage jeder Kultur: Sechs Tage Arbeit und danach Wirtshaus und Kirche. All das hats immer schon gegeben und gehört schon immer zusammen. Was man heute modisch Work-Life-Balance nennt und für die neueste Erfindung ausgibt, haben die Leut halt schon immer gewusst. Und in Bayern kann man dieses "Schon immer" immer noch und immer wieder erfahren allen Anfeindungen der Moderne zum Trotz. Zum Beispiel in dem schönen main- und weinfränkischen Marktflecken Sommerhausen, der hervorragend in unser heutiges Bayern genießen passt. Nicht nur des Namens wegen…

Dieser Sommer wird ein historischer Sommer

Zum ersten Mal seit Menschengedenken müssen wir buchstäblich Abstand nehmen von den Dulten, Kerwa, Kirchtagen, Kirchweihen oder Messen wie der berühmten Nördlinger Mess. Die Volksfeste, von denen viele nicht von ungefähr ihre religiöse Herkunft im Namen tragen, fallen samt und sonders aus. Eine mehr als schmerzliche Erfahrung, denn das menschliche Leben war, ist und bleibt immer definiert über Gemeinschaften. Kleine und große. Und wenn es die nicht gibt, ist es kein Leben mehr. Ein Shut down wirft die Menschen auf sich selbst und die engste Umgebung zurück. Das Leben wird ausweglos, sinnlos. Denn wer eingeschlossen ist, ist auch ausgeschlossen. Nur die Gesellschaft, nur immer wieder wechselnde neue Gemeinschaften geben Gelegenheit, über unsere Tellerränder zu blicken, eröffnen Möglichkeiten, neue Perspektiven. Die werden sich heuer ganz bestimmt nicht wie von selbst eröffnen. Wir werden sie suchen müssen. Aber das stimmt auch immer noch: wer sucht, der findet. In diesem Sinn: Auf einen großen Sommer 2020!


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