Finale Staffel „Succession“ wird neben „Breaking Bad“ und „House of Cards“ in die Serien-Geschichte eingehen
Zur Zeit läuft weltweit die letzte Staffel von „Succession“, eine der meistgelobten Serien der letzten Jahre. Frei nach Motiven der Verlegerfamilie Murdoch, wird nun wirklich die Nachfolge im riesigen Medienunternehmen geregelt. Eine Lobrede.

An Rupert Murdoch liegt es nicht, dass „Succession“ auch bei uns so gut funktioniert. Denn hierzulande ist das Leben und Wirken des australisch-amerikanischen Medienmoguls eher wenig bekannt – und außerdem hat sich die Serie immer mehr von dieser realen Vorlage gelöst. Der Erfolg der Serie liegt also eher begründet im fiktiven Patriarchen Logan Roy – den der schottische Schauspieler Brian Cox so herrlich als alten, weißen Kotzbrocken verkörpert. Praktisch jeder Zuschauer*innen kann ihm mit maximaler Ablehnung begegnen. Sogar andere alte, weiße Männer können ihn hassen und darauf verweisen, dass es mit ihm einen sehr viel größeren Kotzbrocken gibt. So heuchelt Logan Roy Familiensinn, wo er doch ausschließlich an sich denkt…
Immer neue Intrigen
Die „Succession“-Familie heißt nicht ohne Grund Roy, denn sie ist nicht weit von der Roy-al Family angelegt, mit all ihren so unterschiedlichen Charakteren, die immer neue Intrigen spinnen mit dem Ziel, den alten Mann zu entmachten, abzulösen. Im Grunde geht es vier Staffeln lang vor allem darum, in immer wieder neuen Konstellationen mit jeweils neuen Verbündeten und Strategien. Drei der vier Kinder von Logan Roy sind es, die die Handlung, die sich ja eigentlich im Kreis dreht, vorantreiben: Tochter Shiv, die schlaueste und besonnenste, die jedoch immer wieder von emotionalen Eruptionen aus der Bahn geworfen wird; ihr jüngerer Bruder Roman, ein ewiges Kind, gewitzt, aber unbeständig und beeinflussbar, und schließlich sein älterer Bruder Kendall, immer am nächsten dran an der Macht, aber durch Haltlosigkeit und Ungeschick permanent scheiternd. Er arbeitet sich am meisten am Alten ab.
Diese drei – in ihren diversen Verstörungen brillant und glaubwürdig gespielt – sind die eigentlichen Trümpfe der Serie. Sie können sowohl Mitgefühl als auch Verachtung beim Zuschauer wecken. Wir planschen mit ihnen in den Wechselbädern ihrer Gefühle und blicken in ihre Abgründe, natürlich auch mit Schadenfreude darüber, dass auch Milliardärsfamilien leiden müssen. Denn: „Succession“ spielt eben nicht in einer langweiligen Vorstadt mit Doppelgarage, sondern in ausufernden Villen oder topmodernen Glaspalästen in New York City. Häufig brausen Hubschrauber oder Luxusyachten durchs Bild, in denen die Intriganten neue Pläne schmieden. Das sieht einfach super aus. Und ganz wichtig: Immer wieder hintergehen sich die Protagonisten gegenseitig, was dann zu dramatischen Konflikten führt.
Eine völlig neue Umlaufbahn
Auch in der vierten Staffel sehen wir vor allem teils dramatische, teils witzige Dialoge in gepflegtester Umgebung. Aber Shiv und Roman und Kendall absorbieren bald wieder die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers. Anfangs stehen die momentan kooperierenden Kinder dem Vater als geschäftliche Kontrahenten gegenüber. Aber dann! Wir wissen, es ist die finale Staffel! Es muss etwas passieren, um aus dem ewigen Kreislauf von Intrigen und Scheitern hinauszuführen. Und – was soll ich sagen? Es passiert, mehr darf man nicht verraten, aber ES schießt „Succession“ in eine völlig neue Umlaufbahn.
Schon bald wird die Serie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sein, weil die nächste Attraktion durchs Dorf gejagt wird. Aber sie wird sich einreihen in die Ahnengalerie ihrer Vorgänger von „Breaking Bad“ bis „House of Cards“. Denn in diese Reihe herausragender und zugleich sarkastischer Serien gehört sie auf jeden Fall.
Die vierte Staffel von „Succession" läuft auf Sky. Hier geht's zum Trailer.