Bayern 2 - Zündfunk


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Best of 2013 Die 60 besten Alben des Jahres

Auf einen konnten sich dann doch alle einigen, nachdem sämtliche Indie-Favoriten aus dem Rennen waren: Stefan Kozalla alias DJ Koze. Die Alben des Jahres 2013 von Zündfunk und Nachtmix. Auf einen Blick.

Stand: 20.12.2013 | Archiv

Zündfunk-Charts | Bild: picture-alliance/dpa

Es war ein Jahr ohne klare Favoriten. Vielleicht schon das erste Jahr, in dem sich Spotify und die anderen gigantischen Jukeboxen in die Gewohnheiten der Zündfunk- und Nachtmix-Musikredaktion geschlichen haben. Die Spotify-Playlist killed the Recordstar? Zumindest die wenigen ewigen Indie-Darlings, die dieses Jahr hoch gehandelt wurden, sind von der Redaktion in einem fiesem Favoritensterben heimtückisch gemeuchelt worden. Arcade Fire nur auf der 20, die Arctic Monkeys und Franz Ferdinand noch deutlich dahinter. Dafür haben sich ein paar Alterswerke in die Hitliste geschlichen - Nick Cave, Bill Callahan und die fast schon toten Queens Of The Stone Age haben sich mit Ausdauer, Power und Weisheit in unsere Jahrescharts konsensualisiert. Aber das hier wäre nicht die Zündfunk-Liste, hätten wir nicht am Ende doch ein paar faustdicke Überraschungen nach oben katapultiert.

Platz 1: DJ KOZE - Amygdala (Pampa / RTD)

Er hat sich ganz leise von hinten angeschlichen und damit das Zündfunk- und Nachtmix-Album des Jahres produziert. „Amygdala“ ist eine wundersame, wundervolle, mit Hingabe, Melancholie und Genauigkeit produzierte Schrulle von einem Autoren-Elektronik-Album. Jeder Sound, jedes Quietschen, jede letzte Ölung steht genau da, wo sie stehen muss. Kosi hat ernst gemacht mit seinem Verdikt, dass das Minimale, das Runtergestrippte das Schwere ist. Und lässt das aber ganz leicht aussehen. Was für eine seltsame Schönheit, diese Amygdala von DJ Koze – und jetzt wird es Zeit, den Meister mit ganzem Namen anzusprechen: Stefan Kozalla. Schweini war gestern. Ein Porträt von DJ Koze sendet der Zündfunk am 6. Januar 2014.

Platz 2: MOUNT KIMBIE - Cold Spring Fault Less Youth (Warp / RTD)

Das Debüt von Mount Kimbie war schon Out Standing, auf ihrem Zweitwerk haben sie nun ihrem Post-Dubstep noch genau die Pulle Pop zugeführt, die diese im besten Sinne Incredible Strange Music etwas flowen, funkeln und strahlen lässt. Und ihr Gastsänger King Krule ritzt der Musik noch die ein oder andere Wunde in den Unterarm.

Platz 3: ALOA INPUT - Anysome (Morr Music/Indigo)

Die Rakete unter den Debütanten und arschklar das am höchsten platzierte bayerische Werk des Jahres. Aloa Input haben sich in Krautrock gewickelt, aber weil sie eben auch Pop-Säue sind bekommen sie in diese Akademie der Kunst auch noch märchenhaft schönen zweistimmigen Gesang über ihren Apache Beat. Zusammen ergibt das ein schönes Art-Gar-Funk-El.

Platz 4: NICK CAVE & THE BAD SEEDS - Push The Sky Away (Bad Seed Ltd / RTD)

So hoch platziert war lange kein Nick Cave-Album mehr hier in unserer Jahresliste. Was bei dieser politisch korrekten Redaktion never, wirklich never nur am Nacktcover liegen kann. Tatsächlich haben die Songs an Raum und Zeit gewonnen, weil Herr Cave diesmal nicht ganz so alttestamentarisch-wuchtig die Pathos-Peitsche schwingt. Deshalb: seine beste Songsammlung seit Jahren.

Platz 5: KING KRULE - 6 Feet Beneath The Moon (XL / Beggars / Indigo)

Hier in der Redaktion streiten wir ab und zu darüber, ob King Krule der junge oder der neue Billy Bragg sei. Vermutlich ist er nicht ganz so Working Class. Aber schon seine "Noose Of Jah City"-EP hat ja Großes erwarten lassen und sein Debüt verbindet sehr intensives Songwriting mit einer ziemlich guten Club-Prägung.

Platz 6: QUEENS OF THE STONE AGE - Like Clockwork (Matador / Beggars / Indigo)

Fast wäre er uns über den Jordan gegangen, aber Josh Homme hat sich wieder hochgepäppelt und genau das Monster von einem Rockalbum geschaffen, das dieses eher leise Jahr so dringend gebraucht hat. Alles in Lack und Leder, unterschwellig, unterströmig, hinterfotzig und unfassbar gut produziert. Nebenbei gab uns Josh Homme wohl auch eines der Interviews des Jahres.

Platz 7: TOCOTRONIC - Wie Wir Leben Wollen (Vertigo / Universal)

Sie haben in diesem Jahr nicht nur schwer umjubelte, ganz und gar uneitle und großartige Konzerte gegeben. „Wie wir leben wollen“ hat genau die richtige Mischung aus Seltsome-Ness, Klugheit und Hits, für die wir Tocotronic so schätzen. Am 29. Dezember würdigt Roderich Fabian sie in einer Stundensendung - Passionsspiele: Tocotronic.

Platz 8: DEAN BLUNT - The Redeemer (Hippos In Tank / Cargo)

Er erinnert uns mit seinem Nerd-Humor durchaus an die Gebrüder Ween, von seiner Art zu singen vielleicht sogar an Frank Zappa, spielt aber in einer ganz anderen Musikliga. Welche genau das ist, das wollen wir gar nicht wirklich durchschauen – Humor-Goth? Garagen-Lynch? Hypnagogic-Soap? Noch so einer also, der dieses schwer einschätzbare Jahr mit Strangeness ausgekontert hat!

Platz 9: BILL CALLAHAN - Dream River (Drag City / RTD)

Der Mann braucht keine Pathos-Pfeile, um mitten in unser Herz zu treffen. Bill Callahan ist unser Sonor-Festival. Er hat in seiner Karriere schon eine Menge guter Platten gemacht, aber „Dream River“ ist wohl sein bestes. Und wer ein Song mit dem Kompliment beginnt: „Wenn du schläfst, schaust du aus wie der Weltuntergang“, der hat uns eh am Haken. Am 25. Dezember würdigt Sabine Gietzelt ihn in einer Stundensendung - Passionsspiele: Bill Callahan.

Platz 10: JON HOPKINS - Immunity (Domino / Goodtogo)

Cover Alben des Jahres | Bild: PR

Er war zunächst der Mann im Hintergrund für Brian Eno und andere. Als Solokünstler hat er auf Anhieb Techno in 3D erschaffen: vom Klang der Studiotür bis zu einem vorbei fahrenden Eiswagen hat er der Umwelt so viele Geräusche abgeschabt, dass sein elektronischer Entwurf eine schöne Roughness aufweist. Und mit „Open Eye Signal“ hat er den Flur-Funk des Jahres geschafft.

Platz 11: VAMPIRE WEEKEND - Modern Vampires Of The City (XL / Beggars / Indigo)

Cover Alben des Jahres | Bild: PR

Sie sind die Smarties unter den gehobenen Popbands. Beim Rolling Stone und auf Pitchfork sind sie Album des Jahres geworden, bei uns haben sie knapp die Top Ten verfehlt. Auf "Modern Vampires Of The City" fehlt der Afro-Pop-Einschlag nahezu völlig, aber die Songs tänzeln leichtfüßig in unser Ohr wie Ballerinas. Beim ersten Mal hören waren echte Smash-Hits nicht auszumachen, aber mittlerweile kriechen wir zu Kreuze und sagen: Mit „Step“, „Unbelievers“ und dem Rockabilly-Lookalike „Diane Young“ haben sie ein paar der Popsongs des Jahres geschrieben.

Platz 12: KANYE WEST - Yeesuz (Def Jam / Universal)

Cover Alben des Jahres | Bild: PR

In einem eher durchschnittlichen HipHop Jahr ist Kanye West wieder ein großer Wurf gelungen. Diesmal hat er seine unvergleichliche Geschmeidigkeit gegen Aggressivität und Unversöhnlichkeit eingetauscht und noch dazu einige der noisigsten und sonischten HipHop-Stücke der jüngeren Zeit geschaffen.

Platz 13: DAFT PUNK - Random Access Memories (Columbia / Sony)

Cover Alben des Jahres | Bild: PR

Sie haben mit Pharell zusammen den Welthit des Jahres gemacht. "Get Lucky" wird uns alle überleben. Das Album selbst war manchen zu retro-disco-progig. Aber das Album ist ein Wagnis, immerhin, und komm schon: Wer sonst bekommt Giorgio Moroder dazu, in einem Neo-Trance-Stück zu sagen „My Name is Giovanni Giorgio, but everybody calls me Giorgio“!

Platz 14: WILLIS EARL BEAL - Nobody Knows (XL / Beggars / Indigo)

Album Cover "Nobody Knows" von Willis Earl Beal | Bild: Beggars

Der unanpassbare Einzelheinz und Eigenbrötler Willis Earl Beal macht seiner Hörerschaft ein Angebot: Er verlässt zumindest ein bisschen sein autistisches Blues-Universum und beginnt große Songs zu schreiben.

Platz 15: DARKSTAR - News From Nowhere (Warp / RTD)

Cover Alben des Jahres | Bild: PR

Dieses "News from Nowhere" wurden auf dem Land aufgenommen. Darkstar haben einen ähnlichen Weg wie Mount Kimbie genommen. Aber der Weg von Dubstep zu pop-psychedelischer Electronica mit Beach Boys-Sand im Getriebe war zwingend.

Platz 16: MODERAT - II (Monkeytown / RTD)

Alle Stücke sollten wie ein Film ablaufen. Modeselektor und Apparat sind zusammen also Moderat ins Kino gegangen und haben ihren Ruf gefestigt als derzeit populärster deutscher Elektronik-Act. Und mit "Bad Kingdom" haben sie einen feist-melancholischen Hit hingezaubert.

Platz 17: ONEOHTRIX POINT NEVER - R Plus Seven (Warp / RTD)

Cover Alben des Jahres | Bild: PR

Diese Platte bekommt von uns ein besonderes Prädikat: Daniel Lopatin hat mit seinem Projekt Oneothrix Point Never das Album gemacht, das die Musik in diesem Jahr am meisten nach außen und nach vorne gedacht hat. Er hat vorgefertigte Patterns benutzt und ist mit ihnen Achterbahn gefahren.

Platz 18: WILLIAM ONYEABOR - Who Is William Onyeabor (Luaka Bop / Alive)

Raum und Zeit gingen auf im Jahr 2013. Eine ganze Menge an verschollenen, vor allem afrikanischen Juwelen haben Crate-Digger aus aller Welt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. William Onyeabors seltsam lo-fi-psychedelische Sounds waren bisher unerhört, nie gehört und deshalb so toll.

Platz 19: JAMES BLAKE - Overgrown (Polydor / Universal)

Diese Platte ist an James Blakes Lieblingsinstrument entstanden – am Klavier. Nach wie vor sein Traum: mit einem Konzertflügel auf Tour zu gehen. Auf "Overgrown" hat sich Blake erstmals getraut seine Stimme nackt und ohne Verfremdungen zu präsentieren. Und dass Brian Eno mit ihm arbeiten wollte, ist ohnehin ein Ritterschlag. Trotzdem: Platz 19 ist für das Wunderkind eher eine Enttäuschung.

Platz 20: ARCADE FIRE - Reflektor (Vertigo / Universal)

Es war nicht nur ein reiner Siegeszug – das Warten auf das neue Arcade Fire-Album wurde mit allen Regeln des Marketings zelebriert, aber das Ergebnis hat dann doch nicht alle umgenietet. Es hat dann neben "Reflektor" und dem Rausschleicher "Supersymmetry" doch mit "Here Comes The Night Time" ein paar im doppelten Sinne merkwürdige Lieder auf der Platte gehabt. Arcade Fire haben also die Musikwelt im Jahr 2013 nicht gerettet, aber uns einige tolle afrokaribischen Schunkler geschenkt.

Platz 21: FOXYGEN - We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic (Jagjaguwar / Cargo)

Platz 22: DISCLOSURE - Settle (Island / Universal)

Platz 23: GOLDENE ZITRONEN - Who's Bad (Buback / Indigo)

Platz 24: YO LA TENGO - Fade (Matador /Beggars / Indigo)

Platz 25: ARCTIC MONKEYS - AM (Domino / Goodtogo)

Platz 26: ATOMS FOR PEACE Amok (XL / Beggars / Indigo)

Platz 27: DARKSIDE - Psychic (Matador/Other People/Indigo)

Platz 28: JULIA HOLTER - Loud City Song (Domino / Goodtogo)

Platz 29: FLAMING LIPS - The Terror (Bella Union / PIAS / RTD)

Platz 30: COURTNEY BARNETT - The Double EP: A Sea Of Split Seas (House Anxiety / Import)

Platz 31: JOHN WIZARDS - John Wizards (Planet Mu / Cargo)

Platz 32: DJ RASHAD - Double Cup (Hyperdub / Cargo)

Platz 33: WAXAHATCHEE - Cerulean Salt (Wichita / PIAS)

Platz 34: DEVENDRA BANHART - Mala (Nonesuch / Warner)

Platz 35: TORO Y MOI - Anything In Return (Carpark / Indigo)

Platz 36: ELVIS COSTELLO + THE ROOTS - Wise Up Ghost (Blue Note / Universal)

Platz 37: MUTUAL BENEFIT - Love's Crushing Diamond (Soft Eyes /Import)

Platz 38: MATTHEW E. WHITE - Big Inner (Outer Face Edition 2013; Domino / Goodtogo)

Platz 39: THE NATIONAL JAZZ TRIO OF SCOTLAND - Standards Vol. II (Karaoke Kalk / Indigo)

Platz 40: SAVAGES - Silence Yourself (Matador /Beggars / Indigo)

Platz 41: PHOSPHORESCENT - Muchado (Dead Oceans / Cargo)

Platz 42: VAN DYKE PARKS - Songs Cycled (Bella Union / PIAS / RTD)

Platz 43: WOODKID - The Golden Age (Green United Music / Universal)

Platz 44: JESSY LANZA - Pull My Hair Back (Hyperdub / Cargo)

Platz 45: WASHED OUT - Paracosm (Domino / Goodtogo)

Platz 46: ALUNAGEORGE - Body Music (Island / Universal)

Platz 47: MY BLOODY VALENTINE - mbv - (MBV / H'art)

Platz 48: FOUR TET - Beautiful Rewind (Text / Indigo)

Platz 49: VOLCANO CHOIR - Repave (Jagjaguwar / Cargo)

Platz 50: THE GROWLERS - Hung At Heart (Fatcat / Alive)

Platz 51: BOARDS OF CANADA - Tomorrow's Harvest (Warp / RTD)

Platz 52: ABOUT GROUP - Between The Walls (Domino / Goodtogo)

Platz 53: THE STEPKIDS - Troubadour (Stones Throw/Groove Attack)

Platz 54: MERCHANDISE - Total Nite (Night People / Cargo)

Platz 55: BATHS - Obsidian (Anticon / Indigo)

Platz 56: UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA - II (Jagjaguwar / Cargo)

Platz 57: JOASIHNO - A Lie (Alien Transistor / Indigo)

Platz 58: LAURA MARLING - Once I Was An Eagle (Virgin / Universal)

Platz 59: WOODEN SHJIPS - Back To Land (Thrill Jockey / RTD)

Platz 60: FÖLLAKZOID - II (Sacred Bones / Cargo)


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