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LGBTIQ+ Warum sich Musiker:innen für Suizidprävention einsetzen

Stars wie Ariana Grande, Dua Lipa, Orville Peck und Fletcher unterschreiben einen Aufruf, Suizidprävention in den USA weiter staatlich zu fördern. Studien zeigen: Musiker:innen sind eine der gefährdetsten Berufsgruppen für Suizid.

Von: Johanna Hintermeier

Stand: 04.06.2025

Der Sänger Orville Peck sitzt auf einem Hocker mit Cowboyhut und einer Maske um die Augen.  | Bild: picture alliance / Matt Licari/Invision/AP | Matt Licari

In der Flut an Hiobsbotschaften aus den USA schien die Nachricht, dass es eine weitere Kürzung bei US-Gesundheitsministerium geben sollte, zunächst eine Randnotiz zu sein. Aus der Randnotiz wurde eine Petition, der sich viele Musiker:innen wie Ariana Grande, Ethel Cain, Dua Lipa, Dasha, Sabrina Carpenter, Fletcher aber auch Schauspieler wie Daniel Radcliffs und Pedro Pascal angeschlossen haben.

Von vorne. Im April wurde ein Dokument aus dem US Department for Health and Services geleakt. Im Entwurf stand detailliert, in welchen Bereichen das Ministerium ab 2026 sparen will. Unter anderem soll das Projekt „988“ ersatzlos gestrichen werden, das zuletzt mit 50 Millionen US Dollar gefördert wurde. Das ist ein Krisennotrufprogramm für junge Menschen, die sich als queer identifizieren und suizidgefährdet sind. Die Organisation „The Trevor Project“, hat daraufhin eine Petition gestartet mit dem Aufruf "988" weiter zu finanzieren.

Warum queere Menschen besonders gefährdet sind

Menschen aus der LGBTIQ+ Community sind überdurchschnittlich gefährdet, Suizid zu begehen. Grund dafür sind laut der Weltgesundheitsorganisation die extremen psychischen Belastungen, die durch Ausgrenzungserfahrungen und „anders sein“ einhergehen. Die Non-Profit-Organisation "the Trevor Project" geht davon aus, dass 1,8 Millionen junge queere Menschen allein in den USA jedes Jahr über Suizid nachdenken. Alle 45 Sekunden würde ein Suizidversuch verübt werden, schreiben sie auf ihrer Website. Das Suizidpräventionsprogramm hat alleine in den letzten drei Jahren mit 1,3 Millionen Menschen in Krisensituationen gesprochen. Die Petition wurde mittlerweile von über hundert Prominenten unterzeichnet. Dass so viele Musiker:innen den Aufrug unterschrieben haben, ist kein Zufall.

Studie: Musiker in England gehört zu den fünf suizidgefährdeten Berufsgruppen

Denn in dieser Berufsgruppe ist Selbstmord leider keine Seltenheit. Amy Winehouse, Kurt Cobain, DJ Avicii – aber auch K-Pop Star Moonbin – die Liste der Menschen, die sich suizidierten ist tragisch lang. Eine Studie belegt nun, dass berühmte Musikerinnen und Musiker qua Beruf besonders suizidgefährdet sind.

George Musgrave und Dorian Lamis (Goldsmith University in London) kommen zu dem Ergebnis, dass in England zwischen 2011 und 2015 „Musiker, Schauspieler und Entertainer“ zu den fünf Berufsgruppen mit der höchsten Sterblichkeit durch Suizid zählten. Die Suizidrate in der Berufsgruppe „Kultur, Medien und Sport“ lag ganze 20 Prozent über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Überproportional viele Frauen verüben aus dieser Berufsgruppe Suizid. Grundsätzlich suizidieren sich Männer aber viel häufiger als Frauen. In Deutschland gibt es beim Statistischem Bundesamt keine statistische Erhebung von non-binären Personen, die Suizid begehen.

Suizide unter Musiker:innen werden teils glorifiziert

Die Forschenden kritisieren außerdem, dass Suizide in der Musikbranche oft als etwas „Unvermeidliches“ glorifiziert werde. So auch der "27 Club". Die Todesfälle von Musiker:innen, die im Alter von 27 starben, verstärkten die Idee, dass Musik machen und früh sterben ein Automatismus sei. Dabei gibt es handfeste Gründe, warum Musiker:innen durch ihren Beruf und Lebensstil häufiger suizidgefährdet sind: bei vielen gibt es keine finanzielle Stabilität, der Leistungsdruck ist enorm hoch, Missbrauch von Drogen und unregelmäßiger Schlaf gehören dazu, so schreiben die Forscher.

Die enorme Unterstützung für die Petition gegen die Streichung von „988“ kann als ein politisches Signal gegen den Sparkurs der Regierung gewertet werden. Aber auch als ein Appell für das Überleben vieler junger Menschen. Dass sich prominente Musiker:innen engagieren, zeigt: Suizidprävention geht alle etwas an.

Sie haben suizidale Gedanken oder eine persönliche Krise? 

Die Telefonseelsorge ist für Sie da. Sie können jederzeit kostenlos unter:

0 800 111 0 111, 0 800 111 0 222 oder 0 800 116 123 anrufen oder im Chat schreiben.

Weitere Hilfsangebote

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) - Hilfsangebote: Link