Nachruf auf Maximilian Dorner Kraft aus den Widersprüchen des eigenen Lebens
Er war Schriftsteller, Dramaturg, Radio-Autor unter anderem für den Zündfunk und Aktivist. Max Dorner wurde vielen bekannt, weil er öffentlich über seine MS-Erkrankung geschrieben und geredet hat. Er wurde 49 Jahre alt.

Max Dorner war schriftstellerisch gesehen frühreif. Als Schüler hat er angefangen, einen Roman zu schreiben. Noch früher, mit acht Jahren, war er schon dramaturgisch tätig, brachte einen Detektiv-Roman auf die Grundschulbühne. Mit 17 hat er dann sein erstes eigenes Stück inszeniert, ein Jahr später den ersten Film gedreht. Nach dem Abi hat er Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie studiert und dann schon sehr bald sein erstes Buch geschrieben: "Der erste Sommer", ein Roman über eine Liebesgeschichte im Nachkriegsdeutschland.
Multiple Sklerose hält Maximilian Dorner nicht von seinen Träumen ab
Dafür wurde er mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Kurz zuvor hatte er eine niederschmetternde Diagnose bekommen. Maximilian Dorner war an MS erkrankt. Multiple Sklerose. Eine chronische neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem angreift. Ab da bestimmte die Krankheit große Teile seines Lebens. Aber das hat ihn nicht von seinen Träumen abgehalten. Er wollte immer eine Oper inszenieren. Check! Schriftsteller werden. Check! Als Dramaturg arbeiten, wieder: Check! Dorner hat eigentlich geschafft, alles zu verwirklichen, was er sich vorgenommen hat.
Seine Themen haben oft einen Bezug zu seiner Erkrankung, wie in dem Sachbuch "Ich schäme mich", wo er über seine Probleme mit der Dankbarkeit schreibt, die sich ihm als Mensch mit Behinderung aufzwingt. Aber er veröffentlicht auch zwei Romane über Liebesbeziehungen. Meist schreibt er über gesellschaftlich relevante Themen wie in "Einsam, na und?", von der Entdeckung eines Lebensgefühls. Maximilian Dorner hat versucht, so normal wie möglich zu leben. Trotzdem war da diese Krankheit, die sich ihm immer wieder in den Weg gestellt hat. Die MS war für ihn aber nicht nur Fluch:
"Ich empfinde das Leben als sehr widersprüchlich. Ich glaube ich habe wie viele Menschen lange Jahre versucht, die Widersprüche aus meinem Leben wegzuleugnen, wegzudiskutieren oder selbst zu übersehen. Diese Behinderung hat mich gelehrt, diese Widersprüche als ein ganz wichtiges Wesensmerkmal meiner Existenz zu begreifen, dass ich daraus Kraft ziehen kann."
Maximilian Dorner
Kraft, die er gebraucht hat. Denn die Krankheit zwingt ihn in die Knie. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber Maximilian Dorner zieht sich nicht wie eine Krabbe zurück ins Dunkel, sondern lebt und feiert. Mit seinen Freunden und seiner Schwester. Reist trotz MS allein nach New York, schreibt darüber ein Buch. Hält Vorträge, geht in Talk-Sendungen und berichtet über sein Leben. Ab 2010 saß er dann im Rollstuhl.
Kabarett vor dem Bundespräsidenten, Referat für Diversität und Inklusion
Aber auch das hat ihn nicht wirklich aufhalten können. Er ist mit einem Kabarett-Programm vor dem Bundespräsidenten aufgetreten, hat gemeinsam mit dem Münchner Kardinal in der Frauenkirche bei einer Fernsehübertragung über Zerbrechlichkeit gepredigt und für eine Homestory der Bild der Frau nicht vorhandene Blumen gegossen. Seit 2021 leitete er ein Referat für “Diversität und Inklusion” in der Stadt München. Er hat neun Bücher veröffentlicht, schrieb an Buch Nummer Zehn, das nun nicht mehr fertig wird. Maximilian Dorner ist in der Nacht von Freitag auf Samstag im Alter von 49 Jahren an den Folgen seiner MS-Erkrankung gestorben.