Neu im Kino "An einem schönen Morgen" zeigt den selbstbestimmten Alltag einer Alleinerziehenden in Paris
Gnadenlos-realistisch und doch überaus positiv: Der französische Spielfilm „An einem schönen Morgen“ ist die Beschreibung einer jungen Frau, die alleinerziehend in Paris lebt. Léa Seydoux spielt diese Sandra mit heiterer Souveränität.

Dies ist ein moderner Film. Denn er präsentiert uns eine 35-jährige Frau, die zwischen privaten und beruflichen Pflichten eingespannt ist, nicht als Opfer, sondern als jemand, die die Herausforderungen annimmt und schließlich damit klarkommt. Die Regisseurin Mia Hansen-Love zeigt uns eine im Grunde alltägliche, für viele nachvollziehbare Geschichte. Im Zentrum steht die Übersetzerin Sandra - gespielt vom französischen Star Léa Seydoux. Sandra ist seit fünf Jahren Witwe, und kümmert sich in Paris um ihre achtjährige Tochter und obendrein um ihren zunehmend dementen Vater, einen emeritierten Literatur-Professor, der am Anfang des Films noch allein in seiner Wohnung lebt.
Eine menschliche Entscheidung
Nicht nur Sandra, auch dem Zuschauer wird sehr schnell klar, dass der alte Mann nicht mehr lange allein wohnen kann. So wird die Zukunft ihres Vaters eine Zeitlang in diesem Film zu Sandras Hauptbeschäftigung. Es gibt zwar noch ihre Schwester und auch ihre Mutter, die schon seit Jahrzehnten von ihrem Ex getrennt lebt, aber es ist doch Sandra, die sich am meisten um ihren Vater kümmert. Sie tut das aus freien Stücken und trotz ihrer sonstigen Verpflichtungen, aus Liebe eben. Aber das erscheint hier nicht als kitschiges Rührstück, sondern als sehr erwachsene und menschliche Entscheidung.
Der Film „An einem schönen Morgen“ beschränkt sich aber nicht auf die Vater-Tochter-Geschichte. Sandra trifft eher zufällig auf einen Freund ihres verstorbenen Mannes und beginnt mit ihm eine problematische Affäre. Auch hier gelingt Mia Hansen-Love eine überaus realistische Darstellung. Sandra und auch ihr Liebhaber Clément lassen sich auf eine Sache ein, von der beide wissen, dass sie im Grunde eine falsche Entscheidung ist, denn der Mann hat Frau und Kinder. Aber wir haben es eben immer noch mit einem französischen Film zu tun, in dem die Leidenschaft die Vernunft besiegt.
Weder Feelgood noch Problemfilm
Und so bleibt dieser Film bis zum Schluss durchaus spannend. Wie wird das Problem mit dem dementen Vater gelöst, was wird aus seinen Büchern? Und: Überwinden Sandra und Clément die inneren Widerstände? „An einem schönen Morgen“ zeigt uns das Leben einer starken, aber auch stets zweifelnden Frau im Paris des 21. Jahrhunderts und zwar weder als „Problemfilm“ noch als „Feelgood Movie“, sondern eher… fast so wie im richtigen Leben.
Ab 8. Dezember 2022 im Kino.