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Film-Tipp "Dinner in America" ist eine Art Punk-Version von „Notting Hill“ und einfach großartig

Die schwarzhumorige Komödie „Dinner in America“ erzählt die Liebesgeschichte zwischen Fangirl Patty und Punksänger Simon. Durch die Pandemie ging der Film zu Unrecht unter. Zum Glück ist er nun in Deutschland im Stream zu sehen.

Von: Roderich Fabian

Stand: 05.04.2022

Dinner in America, Cover | Bild: Koch Film

Das Schlimmste, was es gibt, ist eine amerikanische Familie beim gemeinsamen Abendessen. Das behauptet jedenfalls der Film „Dinner in America“ gleich in mehreren Szenen. Denn immer gibt es dabei moralische Appelle von Seiten der Eltern, Verbote und Belehrungen darüber, was nun gut und richtig ist. So ein Familienessen ist ein nervlich kaum erträgliches Ärgernis, mit der sich die Protagonisten dieses Films herumschlagen müssen.

Die genervte Tochter des Hauses ist Patty, 20 Jahre alt. Sie hat gerade ihren Job in einer Tierhandlung verloren, aus dem College ist sie schon länger raus. Die unscheinbare Brillenträgerin hat keine Freunde und wird von ihren Mitschülern wie Dreck behandelt. Deshalb hat sie eine unterdrückte Wut in sich und schwärmt für einen Punkrock-Sänger, den immer maskiert auftretenden John Q.

Lieber pleite sein als Kompromisse machen

Der ist die andere Hauptfigur in „Dinner in America“. John Q heißt eigentlich Simon, ist ein meist übellauniger und jähzorniger Typ, dem alle bürgerlichen Konventionen derartig auf den Sack gehen, dass er schon mal Panorama-Fenster einschmeißt oder einen Garten abfackelt. Mit den anderen Mitgliedern seiner Band namens „Psyops“ legt er sich gerne an, zum Beispiel, weil er keine Lust hat, die Vorgruppe für eine Mainstream-Band wie The Alliance abzugeben. Lieber pleite sein als Kompromisse machen, das ist sein Motto.

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Dinner in America (Deutscher Trailer) - A Punk Love Story -  Kyle Gallner, Emily Skeggs | Bild: KOCH FILMS Deutschland (via YouTube)

Dinner in America (Deutscher Trailer) - A Punk Love Story - Kyle Gallner, Emily Skeggs

Adam Rehmeier, dem bislang unbekannten Regisseur des Films, gelingen hier Charakterzeichnungen, die weit über das Klischee-Mauerblümchen und den tumben Punk hinausgehen. Patty und Simon sind furchtbar anstrengend und furchtbar sympathisch zugleich. Sie durchschauen den ganzen Wahn des amerikanischen Traums, können sich dieser verlogenen Gesellschaft aber auch nicht wirklich entziehen. Als die beiden sich begegnen, ist völlig klar, dass sie sich kriegen werden, auch wenn sich Simon Patty gegenüber gar nicht als Sänger John Q zu erkennen gibt. Die Annäherungen der beiden finden dann auch sehr behutsam statt. Zum Beispiel in einem Burgershop.

Die Harmonie der widerspenstigen Seelen

Eigentlich kann man sagen, dass „Dinner in Amerika“ die umgekehrte Punk-Version von „Notting Hill“ ist, wo sich Filmstar Julia Roberts ja in den Nobody Hugh Grant verliebt. Aber die oft bewundernswerte Glaubwürdigkeit hier erinnert auch an eine andere, unkonventionelle Romanze der Filmgeschichte. Wir haben es hier mit einer modernen Version von „Harold and Maude“ zu tun. Denn auch hier gilt: Mögen die beiden äußerlich doch eigentlich überhaupt nicht zusammenpassen, so vereint sie doch die Harmonie ihrer widerspenstigen Seelen.

Zu sehen auf Amazon Prime