#failoftheweek Kann die Microsoft-KI Google gefährlich werden?
Was bringt intermittierendes Fasten? Und war 1991 das beste Musikjahr aller Zeiten? Google antwortet auf die wichtigsten Fragen des Lebens immer öfter mit suchmaschinen-optimierten Wortschrott. Kann die neue Microsoft-KI Bard Google gefährlich werden? Ein Kommentar.

Diese Woche hat Google eine KI vorgestellt, Bard heißt sie und es sollte der große Befreiungsschlag werden. Denn Google, dieser Internet-Koloss, dem seit Jahrzehnten scheinbar niemand etwas anhaben kann- dieser Gigant steht seit Wochen unter Druck. Der Grund ist ChatGPT, die Wunder-KI also, und die kann eine Menge Dinge, die Google nicht kann. Die ChatGPT generiert uns auf Wunsch eine Weihnachtsansprache im Stil eines Mafia-Paten oder tritt ohne größere Vorbereitung an, um das bayerische Abitur zu schreiben.
Was kann Google, was ChatGPT nicht kann?
Vor allem aber beantwortet ChatGPT alles, was wir schon immer wissen wollten, für das wir uns bisher aber die Finger wund googlen mussten: Was bringt intermittierendes Fasten? Stirbt man wirklich, wenn man neun Esslöffel Salz isst? Und war echt jetzt 1991 das beste Musikjahr aller Zeiten? Auf jeden Fall will Microsoft Chat-GPT in seine Suchmaschine "Bing" einbauen, die bisher nur einen weltweiten Marktanteil von 3 % hat. Microsoft-Chef Satya Nadella hat deshalb diese Woche zum Angriff geblasen auf den Suchmaschinen-Giganten.
Microsoft will Google also zum Tanzen bringen. Das Problem für Google: Bard, der KI-Barde von Google, versteht vom Tanzen in etwa so viel wie ein, naja, wie ein KI-Barde halt. Im offiziellen Werbespot zu Bard hat sich auch gleich ein peinlicher Fehler eingeschlichen. Bard behauptete nämlich, dass das James-Webb-Weltraumteleskop die ersten Bilder eines Planeten außerhalb des Sonnensystems aufgenommen hätte. Dabei weiß doch wirklich jedes Kind mit Google-Zugang, dass die erste Aufnahme dem europäischen Very Large Telescope im Jahr 2004 gelang. Und, wenn wir schon dabei sind, natürlich nicht 1991, sondern 1969 das beste Musikjahr aller Zeiten war. Nach der Pleite von Bard ging es für die Google Aktie erst einmal in den Keller.
Wird Google ein Opfer seiner selbst?
Google steht vor einem echten Problem: Denn Google ist darauf angewiesen, dass man beim Suchen nicht einfach eine Antwort auf eine Frage bekommt, so wie ChatGPT das macht. Google ist darauf angewiesen, dass sich die Antwort in einer Liste von Artikeln versteckt, zwischen denen man Werbung platzieren kann. "Innovationsfalle” nennen das die BWLer, doch wann man danach googelt, was das eigentlich genau ist, so eine "Innovationsfalle", erhält man ganz oben im Google-Ranking irgendwelche Quatsch-Artikel, deren Existenszweck eigentlich nur darin bestehen, ganz oben in einem Google-Ranking zu stehen.
Und das ist das eigentliche Problem für Google: Googles Hauptprodukt, die Internetsuche, ist einfach Mist. Wer nach etwas bei Google sucht, der sucht in einem Heuhaufen aus Werbelinks und Suchmaschinen-optimiertem Wortschrott. Das erklärt dann auch, warum in dem ersten Google-Eintrag zur Frage, was eigentlich das beste Musikjahr war, 1969 angegeben wird, was natürlich komplett abwegig ist, da jeder weiß, dass 1997 das beste Musikjahr war, weil da "Urban Hymns" von The Verve erschienen ist. Die Google-Suche zeigt also auch, wie schädlich Monopole sind. Das Produkt ist in all den Jahren nicht besser geworden, sondern schlechter.
Okay, Google: Deswegen ist jetzt endlich mal wieder good old Marktwirtschaft angesagt. Lass dir von Microsoft mal ordentlich in den Hintern bingen, sodass wir hoffentlich irgendwann im Internet wieder das finden, wonach wir suchen und woran wir auch glauben.