#failoftheweek Eine KI generiert politisch inkorrekte und weirde „Seinfeld“-Folgen in Dauerschleife – und das beruhigt mich
Wer die 90er-Sitcom „Seinfeld“ liebt, kann sich nun freuen: Eine künstliche Intelligenz generiert „Seinfeld“-Folgen in Dauerschleife. Das ist weird, politisch inkorrekt – und ein Vorgeschmack auf das, was uns in Zukunft erwartet.

Sagt euch Larry Feinberg was? Larry wurde von einer KI erfunden, er ist der Protagonist von „Nothing, Forever“, einer nie enden wollenden „Seinfeld"-Folge. Die Figuren und Dialoge erinnern auch sehr an diese 90er-Jahre-Sitcom rund um Jerry Seinfeld. Bei „Nothing, Forever“ schreibt die Dialoge allerdings die KI GPT3, die Stimmen generiert eine Maschine und das Ganze sieht aus wie ein 3D-Computerspiel aus den frühen 90ern. Diese neue Sitcom in Dauerschleife läuft auf der Streaming-Plattform Twitch, 24 Stunden am Tag, sieben Tagen die Woche, ohne Pause.
Ich habe mir das eine Nacht reingezogen, immer wieder das Gleiche und immer wieder von vorne. Die meiste Zeit ist das Ganze einfach nur weird. Aber manchmal, eigentlich sogar erstaunlich oft, blitzt so etwas wie echte Komik auf. Bekannt geworden ist eine Szene, in der es so wirkt, als seien sich die Protagonisten ihres beklagenswerten Daseins in einer KI-generierten Endlos-Serie bewusst. In der Szene machen sie sich nämlich über ihre komischen Stimmen und ungelenken Gesten lustig.
„Nothing, Forever“ wurde gecancelt wegen Witzen über trans Personen
Im Februar allerdings musste die Show dann doch mal eine Pause einlegen. Denn der KI-Larry hatte ein paar, nun ja, problematische Witze gemacht über queere und trans Menschen: „Ich wollte einen Witz darüber machen, dass trans zu sein eine Geisteskrankheit ist – aber niemand lacht“, sagte er zum Beispiel.
Und so wurde „Nothing, Forever“ kurzerhand gecancelt. Doch jetzt geht es weiter, die KI wurde überarbeitet und soll in Zukunft einen besseren Humor haben. Und so kann man sich nun wieder berieseln lassen von diesem hypnotischen Malstrom aus flachen Gags und eingespielten Lachern.
Ist „Nothing, Forever“ nur der Vorgeschmack?
Doch so merkwürdig und albern „Nothing, Forever“ auch sein mag, die Serie könnte ein Vorgeschmack auf das sein, was uns in ein paar Jahren erwartet. Sprachmodelle könnten Dialoge und Stories entwerfen, Bild-Generatoren Figuren und Umgebungen produzieren. Am Ende würden dann komplexe und vollständige Werke entstehen, die zu 100 Prozent von Maschinen erstellt wurden.
Werden wir in Zukunft also popkulturell im eigenen Saft schmoren, zubereitet von schlauen KI-Modellen? Wird KI uns die immer gleichen Bilder, Themen und Plots vorsetzen? Insbesondere der Mainstream-Popkultur wird ja schon lange vorgeworfen, immer nur bekannte Ideen und Erzählmuster zu iterieren und uns mit Fortsetzungen und Spin-offs des immer Gleichen zu quälen.
Selbst neue Popkultur-Marken greifen bekannte Muster und Geschichten auf und verpacken diese neu. Wird künstliche Intelligenz Kreativität noch vorhersehbarer machen und immer mehr einebnen? Vermutlich nicht. Denn in den politisch inkorrekten Ausrutschern des Larry Feinberg liegt auch etwas Beruhigendes: Sie zeigen nämlich, wie unberechenbar solche KI-Modelle sind. So unberechenbar wie die Menschen, die sie füttern.