"Ugly" Das neue Album von Slowthai heißt „Ugly“ – was nichts mit Hässlichkeit zu tun hat
Slowthai hat sich „U gotta love yourself“, kurz „Ugly”, unters linke Auge tätowieren lassen. Und so heißt auch sein neues Album: Ein wilder Ritt durch die Genres. Mit druckvollem Rap, schroffen Beats – und mehr Gesang denn je.

Der erste Song auf „Ugly“, dem neuen Album von Slowthai, ist nur eine von etlichen Überraschungen auf diesem wilden Ritt durch die Genres. Mit seinen schroffen Beats und dem extrem druckvollen Rap erinnert das Stück „Yum“ direkt an Bands wie Consolidated. In den 90ern waren die linken Kalifornier und ihr harter Industrial kurz mal der heiße Scheiß. Wobei Slowthai bald schon wieder einen Gang zurückschaltet und mit Songs wie „Selfish“, „Sooner“ oder „Feel Good“ grandiosen Post-Punk, Pop und klassischen Punk-Rock liefert. Catchy und trotzdem oft ziemlich rough.
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slowthai - Yum (Visualiser)
Slowthai bespiegelt sich auf seinem neuen Album selbst
Slowthai geht es heute weniger um die ganz großen Themen wie den Brexit oder die britische Klassengesellschaft – er bespiegelt vielmehr sich selbst und seine nähere Umgebung. Der 28-Jährige ist Vater geworden und hat versucht, eine Therapie zu machen. In Songs wie „Selfish“ predigt er jetzt die Selbstliebe. Denn, nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Nicht neu, diese Erkenntnis, aber vermutlich durchaus wahr. Ob man sich wie Slowthai deshalb gleich „U gotta love yourself“, abgekürzt „Ugly”, unters linke Auge tätowieren lassen muss, sei dahingestellt.
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slowthai - Selfish (Visualiser)
Slowthai wollte Rockstar werden – war aber zu schüchtern
Dieser Mann macht keine halben Sachen. Oder doch? Dass das ehemalige Enfant Terrible des UK-Raps auf „Ugly“ weniger rappt und dafür mehr singt, liegt vermutlich an seinem Jugendtraum: dem Traum, ein Rockstar zu sein. Slowthai hat als Teenager in Northampton Bands wie Nirvana, Radiohead und den Musiker Daniel Johnston verehrt, selbst nur leider kein Instrument gespielt. Und zum Singen hat ihm offenbar noch das Selbstbewusstsein gefehlt. Blieb also nur der Rap. Vorerst. Für Album Nummer drei hat sich Slowthai jetzt Unterstützung aus dem Rocklager geholt. Und dafür unter anderem die Fontaines D. C. als Backing Band angeheuert. Dabei klingt er auf „Ugly“ mal nach den Libertines, mal nach den Sleaford Mods, mal nach The Streets – wie in „Never Again“, einem balladesk beginnenden Nachbarschafts-Drama.
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slowthai - Never Again (Visualiser)
„Ugly“ ist ein Album über Selbstzweifel, neuen Reichtum und alte Freunde
Aber egal, welche Genre-Schublade Slowthai aufzieht, jeder Song vibriert. Das ganze Album durchfließt eine nervöse Unruhe, eine Energie, der man sich nur schwer entziehen kann. Der Adrenalinpegel sinkt nur selten bei Slowthai. Es gibt offensichtlich immer noch genug, worüber er sich aufregen kann, auch was die eigene Person angeht. Er reflektiert über die eigenen Dämonen, die Selbstzweifel und die Zerrissenheit, zum Beispiel zwischen neuem Reichtum und alten Freunden aus der eigenen, nicht immer allzu lustigen Vergangenheit im tristen Northampton.
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slowthai - Wotz Funny (Visualiser)
„Dieses Album ist ganz und gar ich“
Über „Ugly“ sagt Slowthai selbst: „Dieses Album ist ganz und gar ich.“ Darauf gehe es darum, wie er sich fühle und was er sein wolle: „Es ist alles, worauf ich hinauswill.“ Was auch immer das sein sollte, „Ugly“ ist voller faszinierender Widersprüche. Ein Album voller Brüche und Twists, voller Aggression, Wut und Zärtlichkeit. Wie war das noch? „Ugly“ steht für „U gotta love yourself“. Selten bin ich einem Musiker so gern auf seinem Weg zu sich selbst gefolgt.
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