"Heavy Heavy" Das steckt hinter der neuen guten Laune der Young Fathers
Das schottische Rap-Trio Young Fathers gewann vor zehn Jahren den Mercury Prize, zog zeitweilig nach Berlin und landeten mehrfach auf dem Soundtrack vom zweiten Teil von "Trainspotting". Dann hagelte es Kritik, da sie die BDS-Bewegung unterstützen. Nach dem Knick und fünf Jahren Pause sind sie jetzt zurück - und wie.

Mit dem bluesig-angehauchten "Rice" beginnt die vierte Platte der Young Fathers. Das Stück war bei uns schon in der Redaktionshitparade Topp Träxx. Von Anfang an merkt man, dass die Drei einen Lauf bei den Aufnahmen hatten. Was auch daran liegt, dass sie sich mehr Zeit gelassen haben, fünf ganze Jahre. Und es sind mehr Einflüsse zu hören auf dem Album: die beiden afrikanisch-stämmigen Musiker der Young Fathers haben den Kontinent ihrer Eltern besucht: Kayus Bankole war in Nigeria, Alloysius Massaquoi in Liberia. Und danach arbeiteten sie besser im Team zusammen als jemals zuvor.
"Heavy Heavy" ist die kürzeste und fröhlichste Platte der Young Fathers – und die, die am meisten Afrika in sich trägt, wie sie sagen. Das schottische HipHop-Trio macht nun einen Mix aus Trip-Hop, Post-Rock, Psychedelia, Gospel und Soul – und der ist meilenweit entfernt vom Rap dieser Tage.
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Young Fathers - 'I Saw' (Official Video)
Es gibt keine Grenzen mehr
Nehmen wir zum Beispiel "Drum" - einer der aufgedonnerten Songs auf dem neuen Album: er klingt, als würden TV On The Radio vom Animal Collective gespielt. Die Young Fathers sagen, dass sie diesmal einfacher gedacht und spontaner an die Musik rangegangen sind. Aber sie haben nicht einfach so alles zusammen gemischt, sagt Aloyssius Massaquoi: "Wir mögen alle sehr unterschiedliche Musik. Aber wir wollen etwas schreiben, das wir davor noch nie gehört haben. Vieles beruht bei uns auf Soul- und Reggae. Und in der Schule kam dann die ganze Dance-Music dazu, die ganzen Abspaltungen davon, die Subgenres, auch das haben wir aufgesogen. Wie eine Elster haben wir im Lauf der Jahre diese ganze Musik aufgesogen und in uns behalten. Und daraus wollten wir etwas ganz Neues schaffen. Um uns selbst zu überraschen."
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Young Fathers - 'Drum' (Official Audio)
Was Mama sagt
Im Song "Drum" zitieren die Young Fathers "Young, Gifted And Black" von Nina Simone. Diese Selbstvergewisserung voller Soul war in den 60er Jahren eine Hymne der Bürgerrechtsbewegung. Die Young Fathers rappen heute, dass sie jung, schwarz und talentiert seien, aber sich nie als Role-Models verstanden haben.
Im Stück "Geronimo" wird es dann noch persönlicher. Es geht um die Furcht, in einer Zwickmühle gefangen zu sein – in der Rolle des Sohnes, des Bruders, als Onkel oder als Vaterfigur. Rat kam bei ihnen von der Mama, die sagte: "Wenn du eine Frau zufrieden stellst, wirst du eine gute Zeit haben."
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Young Fathers - 'Tell Somebody' (Official Video)
Heavy-Heavy-Rotation!
Der Albumtitel "Heavy Heavy" meint es genau so: Mehr "Schwere", Ernsthaftigkeit und Intensität. Damit seien die Young Fathers ans Werk gegangen, sagt Graham Hastings, der Weiße der drei Rapper: "Es gibt diese Schwere bei uns! Weißt du, eine Schwere durch und durch, das ist es, was wir 'Heavy Heavy' nennen. Aber wenn du es doppelt sagst, 'Heavy Heavy', also zweimal nacheinander, dann hat das auch wieder etwas Spielerisches. Und der spielerische Aspekt auf der Platte, der steht für das bisschen Freude, die daraus entsteht. Ich denke, es ist genau dieser Punkt, der sowohl die Menschlichkeit an sich als auch diese Platte ausmacht."
In dem fabelhaft polternden "Holy Moly" sing-rappen die Young Fathers , dass sie bereit sind, sich nun aufzurichten, auch wenn das Rückgrat gebrochen scheint. "Holy Moly" – also: "Heiliger Strohsack, du musst deine Chance ergreifen, lass uns über den Rand hinausblicken, lass uns gewinnen".
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Young Fathers - 'Rice' (Lyric Video)
Holy Moly, Heiliger Bimbam! Wenn man diese Platte hört, kann man eigentlich nicht verstehen, warum die Young Fathers mit ihren drei vorigen Alben bei uns nur hintere Plätze in den Zündfunk-Jahrescharts belegt haben. Mit "Heavy Heavy" werden sie sich nun locker höher platzieren. Ich wette, dass sie am Jahresende erstmals in unseren Top 20 der Alben landen. Ab in die Heavy-Heavy-Rotation!