Fridays For Future "Die Atomkraftdebatte ist eine aufgebauschte, unnötige und destruktive Scheindebatte"
Mitte April gehen die letzten deutschen AKWs vom Netz – die mit Greta Thunberg zuletzt eine prominente Fürsprecherin erhalten haben. Warum Fridays for Future von einem Weiterbetrieb trotzdem nichts wissen wollen, erzählt Aktivistin Ronja Hofmann.

Ronja Hofmann, 20 Jahre, ist seit vier Jahren Aktivistin bei "Fridays for Future". Sie studiert in München Politik- und Kommunikationswissenschaften.
Zündfunk: Wie bewerten Fridays for Future die Atomkraft, die ja im Vergleich zu anderen Technologien deutlich weniger CO2 ausstößt?
Ronja Hofman: Es ist einfach klar, dass auch Atomkraft große Gefahren birgt und dass sie auf Kosten der künftigen Generationen geht, solange kein Endlager gefunden wurde. Das ist das eine Gegenargument. Und das andere ist: wir haben ja Alternativen. Wir haben Windkraft, Solaranlagen, ganz viele Möglichkeiten, Energie zu gewinnen, ohne Gefahren und Kosten für zukünftige Generationen. Wenn die Alternativen so klar auf dem Tisch liegen, ist es doch klar, was besser ist.
Wie diskutiert ihr denn bei Fridays For Future über Atomkraft? Vor allem wenn eine Greta Thunberg fordert, man solle eher die Kohlekraftwerke abschalten, als die Atomkraftwerke?
Natürlich sprechen wir darüber, aber ehrlich gesagt, ist das für uns gar nicht so ein großes Thema. Wir fokussieren uns auf konstruktive Vorschläge und diskutieren lieber, wie wir die Energiewende noch hinbekommen und es schaffen, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Dafür ist Atomkraft in Deutschland nicht das passende Mittel, weil es viel zu lange dauern würde, sie wieder zum Laufen zu bekommen. Es gibt auch von den Scientists for Future eine Zusammenstellung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die klar sagen: Atomkraft ist einfach nicht geeignet, um die Klimakrise zu lösen. Die Atomkraftdebatte ist eine aufgebauschte, unnötige und destruktive Scheindebatte. Wir brauchen erneuerbare Energien, und zwar einen sehr, sehr schnellen Ausbau davon.
Aber ist es nicht schneller, schon bestehende Atomkraftwerke zu reaktivieren, als neue Wind-, oder Wasserkraftwerke zu bauen?
Neue AKW-Brennstäbe bräuchten mindestens zwei Jahre, bis die so weit wären. In dieser Zeit könnte man auch sehr viele Windkraftanlagen bauen, wenn man es denn wirklich wollte. Und auch die Endlager-Problematik ist nicht gelöst. Wir würden damit nur neue Probleme in die Zukunft verlagern, und ich möchte keine Klimakrise plus Atomkraft erleben. Wir sehen es ja jetzt schon in Frankreich: Da sind viele AKWs gerade abgeschaltet oder funktionieren nicht; teilweise aufgrund technischer Probleme, aber vor allem auch, weil das Kühlwasser nicht ausreicht. Wir werden uns mit der Klimakrise immer mehr auf Wetterextreme einstellen müssen und diesen müssten Atomkraftwerken auch standhalten. Das muss man immer mitdenken. Unser Leben hier auf dem Planeten bleibt nicht so, wie es ist. Wir werden krassere Dürren und Wasserknappheit und Überschwemmungen haben. Und da ist natürlich die Gefahr nochmal größer, dass nicht alle Sicherheitssysteme so eines AKW greifen.
Also in das Kondolenzbuch der Jungen Union zum Atomausstieg würdet ihr euch eher nicht eintragen?
Die Forderung mancher Parteien nach Atomkraft ist ein Ablenken vom eigenen Versagen. Anstatt dass man sich konstruktiv damit befassen würde, wie man 1,5-Grad und unsere Energiesicherheit erhalten kann, erstellt man satirische Kondolenzbücher. Das sind Ablenkungsversuche und die lassen wir nicht durchgehen.