Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Dorf der Zukunft Was passiert mit dem Identitätskern Bayerns?

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Von: Georg Bayerle

Stand: 16.11.2014 | Archiv

Was passiert, wenn der letzte Bauer aus dem Dorf aufhört? Die Dorfwirtschaft hat schon vorher zugemacht. Bäcker, Metzger – Fehlanzeige. Mittelalterliche Urkunden erzählen bis zurück ins Jahr 1147 von der Viehwirtschaft in Mindelaltheim im Landkreis Günzburg. Es ist die Epoche, in der viele Dörfer Bayerns ihren Ursprung haben. Als landwirtschaftliche Flecken, mit Kirche, Handwerksbetrieben und einer speziellen Gemeinschaftsstruktur, in der das ganze Leben verankert war.

Die letzten Kühe

Eine beinah 1000-jährige Tradition, die in Mindelaltheim endet, als der Milchbauer Johann Bestler die letzten Kühe zum Schlachthof bringen lässt. Mehr als 40 Bauern waren es einst, es gab Post, Bank und Schule. Jetzt sind die langgestreckten Ökonomiegebäude nur noch Kulissen.

Das Ehepaar Bestler

Viele stehen leer, manche wurden für neue Nutzungen renoviert; aber sichtbar ist vor allem eines: eine ganze Epoche der Dorfgeschichte ist zu Ende gegangen und damit eine Epoche in der Kulturgeschichte des Lands.

Der schleichende Prozess läuft überall ab im Land. In Kunreuth im Landkreis Forchheim hat der heutige Landrat schon vor Jahren als Wissenschaftler den Wandel seines Heimatortes untersucht, nach Möglichkeiten gesucht, den Herzschlag im Dorf zu erhalten und es nicht zur Schlafstadt für nahe Zentren verkommen zu lassen. In den Speckgürteln der größeren Städte verändern sich die einst lebendigen kleinen Orte hin zu tagsüber leblosen Satelliten. Wie Jahresringe zeugen die Neubausiedlungen von den vergänglichen Moden der Gegenwart während der historische Kern ausgestorben ist.

Georg Bayerle fragt in seinem Feature nach der Zukunft des bayerischen Dorfes. Was ist das Dorf, wenn es seine einstige landwirtschaftliche Fassade nur noch wie potemkinsche Kulissen trägt? Was heißt das für ein Flächenland wie Bayern, wo die Dörfer das ausmachen, was „Heimat“ genannt wird? Braucht es überhaupt noch Dörfer. wenn sie ohne Kern, ohne Treffpunkte, ohne die quasi natürlichen Verknüpfungspunkte unter den Bewohnern sind? Hat sich die uralte Struktur des ländlichen Raums überlebt?


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