Bayern 2 - Zeit für Bayern


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"Goldsteig" und "Steigerwald Panoramaweg" Wie ein Wanderweg entsteht

Das Wichtigste für einen Wanderer ist viel Ruhe, eine deftige Brotzeit und vor allem: gute Wanderwege. Doch naturbelassene Wege werden knapp. Wie ein neuer Wanderweg entsteht? Das klärt die Zeit für Bayern – anhand des "Goldsteigs" und des "Steigerwald Panoramaweges".

Von: Steffi Mehlhorn & Joachim Dresdner

Stand: 23.03.2018 | Archiv

Eine Infotafel auf dem Steigerwald Panoramaweg | Bild: picture-alliance/dpa

Mehr als die Hälfte der Deutschen wandert – zumindest gelegentlich. Einer Studie zufolge legen die Wanderer hierzulande pro Jahr mehr als 5,6 Milliarden Kilometer zurück. Wandern ist also ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor, immer mehr bunt gekleidete Menschen laufen zu Fuß durchs Land und generieren so nach Schätzungen des Wanderverbandes inklusive der Ausgaben für Ausrüstung einen Jahresumsatz von elf Milliarden Euro.

200.000 Kilometer Wanderwege

Ein wesentlicher Faktor dabei sind die tausenden Wanderwege in Deutschland mit einer geschätzten Länge von rund 200.000 Kilometer – damit käme man fünfmal um die Erde. Doch naturbelassene Wege werden knapp. Durch die Intensivierung von Forst- und Landwirtschaft werden immer mehr Wegabschnitte zu maschinentauglichen Beton- oder Schotterpisten.

Mehr als 20.000 Ehrenamtliche halten Wege in Schuss

Über 20.000 ehrenamtliche Helfer sind ständig unterwegs, um die Wanderwege von der Ostsee bis zum Schwarzwald instand zu halten – mit Drahtbürste, Akkuschrauber und Astschere. Auf die von ihnen angebrachten Beschilderungen können sich die Wanderer verlassen.

Zu den alten kommen neue Wanderstrecken

Oft sind es die alten Wanderwege, die gegangen werden. Sie heißen: Baierweg, Pandurensteig, Burgenweg, Fränkischer Gebirgsweg, oder Keltenerlebnisweg. Und es entstanden neue Wanderstrecken: In Ostbayern der Goldsteig und in Franken der Steigerwald-Panoramaweg.

"Wir haben natürlich von alter Tradition her zig tausend Wanderkilometer in der Region, aber es nützt ja nichts, wir können nicht sagen, kommt nach Ostbayern, kommt in den Oberpfälzer- und den Bayerischen Wald, bei uns könnt ihr toll wandern! Man braucht eine 'Begrifflichkeit', wir müssen kommunizieren über eine Marke."

Michael Körner, Wegemanager vom Tourismusverband Ostbayern

Der Goldsteig in Ostbayern

Die Marke heißt Goldsteig. Dieser Weg beginnt in Marktredwitz, im Oberpfälzer Wald, und endet, nach 660 Kilometern, in Passau.

"Da wir natürlich wissen, dass die Frequenz des Wanderers steigt, müssen wir darauf achten, dass wir auch alles draußen immer ordentlich vor Ort angebracht haben und in unserem Fahrzeug, in unserem Wartungsmobil, haben wir also mal die Pfähle, unsere Lärchenpfähle die ich hier im Auto gelagert habe, aus denen unsere Wegweiser bestehen. Dann werden die Trägerschilder auf dem Pfahl befestigt und dann später kommt das Entfernungsschild mit Markierungslogo, den Ortsangaben mit den Piktogrammen und den Entfernungsangaben auf das Lärchenschild, damit der Wanderer gleich sieht, hier ist er am richtigen Weg."

Michael Körner, Wegemanager vom Tourismusverband Ostbayern  

Goldgelb auf weißem Untergrund – so sieht das Symbol des Goldsteigweges aus. Dieser gehört seit August 2007 zu den "Qualitätswegen Wanderbares Deutschland", ist einer der schönsten und zugleich der längste. Das Qualitätssiegel gibt es für jeweils drei Jahre. Dann wird der Weg neu geprüft. Die nutzerfreundliche Markierung ist ein Punkt der insgesamt 23 Wahl- und neun Kernkriterien des Deutschen Wanderverbandes, die ein Wanderweg erfüllen muss, um das begehrte Qualitätssiegel zu erhalten.

"Wenn ein Wanderweg zertifiziert wird, muss er bestimmte Kriterien erfüllen, das Wichtigste ist die Wegebeschaffenheit."

Michael Körner, Wegemanager vom Tourismusverband Ostbayern

Es geht darum wirklich auf abwechslungsreichen Wegen zu wandern und nicht zu viel auf oder neben Straßen. Auch der Goldsteig muss mindestens zu 35 Prozent der gesamten Strecke über naturbelassene Wege führen. Höchstens ein Fünftel des Weges darf Verbundstein-, Asphalt-, oder Betonbelag sein.

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht

Ohne freiwillige Helfer lässt sich ein Wanderweg nicht instand halten. Ihre Leistung wird allerdings selten in der Öffentlichkeit erwähnt, sie tun ihren wichtigen Dienst in aller Stille. Der Goldsteig ist einer von siebenundfünfzig Qualitätswegen in Deutschland, die insgesamt siebentausend Kilometer umfassen. Wer läuft die Wege ab, überprüft, ob sie den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes standhalten? Auf dem Goldsteig sind es sechzig Wegepaten, die ihren Streckenabschnitt regelmäßig kontrollieren – so wie Kurt Heinold.

"Es sind schon vorwiegend rüstige Rentner, die wir dafür interessieren können, aber es gibt auch Jüngere, die man gewinnen kann. Vorwiegend sind's Ältere halt, die ihren Beruf an den Nagel hängen und jetzt aber meinen, sie müssen noch irgendwas machen und das ist ja auch eine schöne Beschäftigung, sie kommen an die frische Luft, sind in der Natur draußen, das tut im Grunde genommen gut, wenn man die körperlichen Eigenschaften hat und dient dann der Erhaltung."

Kurt Heinold, langjähriger Wegepate aus Weiden

Steigerwald-Panoramaweg muss sich noch etablieren

Der Goldsteig wird professionell und von vielen Helfern verwaltet. Er ist anerkannt bei Waldbauern, Bürgermeistern und Gastwirten. Dagegen wird der Steigerwald-Panoramaweg wohl noch etwas Zeit brauchen um sich zu etablieren. Er ist relativ neu in einer Region mit vielen bestehenden Rund- und Weinwegen. Seit 2009 besitzt er das Qualitätssiegel des Deutschen Wanderverbandes.

Der Steigerwald-Panoramaweg verläuft auf der Bergkante zwischen Bamberg und Bad Windsheim. Der Wanderer entscheidet, wo er den Einstieg in den 160 Kilometer langen Steigerwald Panoramaweg wählt. Waltraud Steinmetz vom Steigerwaldklub aus Gerolzhofen hat vor allem den nördlichen Verlauf des Panoramaweges mitbestimmt, von Bamberg bis Castell, rund 96 Kilometer lang. Sie wählt das Dörfchen Mutzenroth im mittleren Abschnitt des Wanderweges als Einstieg.

"Da hab’ ich zuallererst eine Informationstafel, die mir den ganzen Wegeverlauf zeigt, wie ich weiterlaufen will. Ich will jetzt in die südliche Richtung, oder in die nördliche, Richtung Bamberg, oder Richtung Bad Windsheim und da hab’ ich dann schon meine Markierungen, die Logos, nach denen muss ich mich dann richten."

Waltraud Steinmetz vom Steigerwaldklub Gerolzhofen 

Karten, Höhenprofil, Fotos und GPS-Daten

Auf der Tafel oben rechts, prangt das Prädikatszeichen des Deutschen Wanderverbandes: das geschwungene, dunkelgrüne W. Eine Detail-Wanderkarte, eine weitere im größeren Maßstab, dazu Höhenprofil, Fotos und kurze Texte über die Landschaft, die Orte in der Nähe. Links unten sind die GPS-Daten vermerkt, auf plus, minus fünf Meter genau. Waltraud Steinmetz hofft, dass vor allem jüngere Wanderer nicht unentwegt die GPS-Datenanzeige im Blick haben, weil sie sonst kaum die schönen Stellen des Waldes entdecken könnten. Das Symbol des Steigerwald-Panoramaweges hat sie mitgestaltet.

"Das drückt zum einen ein Wegesymbol aus. Man könnte auch ein 'S' draus lesen, für Steigerwald-Panoramaweg: Grün auf weißem Grund."

Waltraud Steinmetz vom Steigerwaldklub Gerolzhofen 

Der Steigerwald Panoramaweg führt durch abwechslungsreiche Wälder, sonnige Weinberge und bietet außergewöhnliche Fernsichten. Helfer, geschult vom Deutschen Wanderverband, haben die Strecke markiert. Sie erfassten den Charakter der Weg- und Landschaftsabschnitte sowie Einkehrmöglichkeiten am Rande.

Eine Wiederholung aus dem Jahr 2010

Wie ein Arbeitstag dieser Ehrenamtlichen aussieht, vom mühevollen Anbringen der Wegweiser, Schilder und Markierungen, von Wegemanager und Wegepaten, die auf dem Goldsteig im Oberpfälzer Wald und auf dem Panoramawanderweg im Steigerwald unterwegs sind, darüber berichten die Zeit für Bayern-Autoren Steffi Mehlhorn und Joachim Dresdner in ihrer Sendung, die aus dem Jahr 2010 stammt.


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