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Papst Franz Der neue Papst ist nichts Neues!

Superlative sind recht und schön – aber die Fakten, die sie beschreiben sollen, müssen wirklich "super", also unübertroffen und unübertrefflich sein. Gerald Huber räumt ein paar Übertreibungen ab.

Von: Gerald Huber

Stand: 14.03.2013 | Archiv

Papst Franziskus | Bild: picture-alliance/dpa

Der neue Papst ist mitnichten der erste außereuropäische Papst. Anicetus beispielsweise, der zehnte Nachfolger auf dem Stuhl Petri regierte 155(?) bis 165(?) und stammte aus Homs, einer Stadt, die derzeit schlimme Schlagzeilen macht, sich aber nach wie vor in Syrien und damit in Asien befindet. Auch er musste sich bereits damals mit allerlei Häretikern herumschlagen und erließ die folgenschwere Vorschrift, dass Priester keine langen Haare tragen dürfen – auch so eine Vorschrift, die mit dem zweiten Vatikanischen Konzil aufgeweicht wurde!

Africa liegt in Afrika

Der dreizehnte Papst, Viktor I., ging in die Geschichte ein, weil er die römische Kirche von griechischen Einflüssen befreite und erst lateinisch machte. Er kam (wie seine Nachfolger Papst Miltiades im 4. Jahrhundert oder Anastasius II. im 5. Jahrhundert) aus der römischen Provinz Africa, die heute wie damals in Afrika liegt. Richtig allerdings ist, dass wir den ersten Papst aus Südamerika haben, weil dieser Erdteil einst im Römischen Reich noch unbekannt war.

Der Erste ist nicht der "I."

Vollkommen falsch wiederum ist es, den neuen Papst als "Franziskus I." zu bezeichnen. Weder nennt er sich selbst so, noch wurde er bisher so genannt – außer von ein paar sensationslüsternen Presseleuten. Richtig ist: Bisher hat es noch keinen Papst Franziskus gegeben, er ist tatsächlich der erste seines Namens. Aber es hat auch noch keinen zweiten Papst Franziskus gegeben, weswegen es vollkommen sinnlos ist, den ersten „der Erste", geschrieben römisch "I." zu bezeichnen.

Das trifft im Übrigen nicht nur für Päpste zu, sondern auch für weltliche Herrscher. Es hat römisch-deutsche Kaiser gegeben, die hießen Adolf, Wenzel oder Sigismund. Sie blieben ohne Nummer, weil es eben auch keinen Nachfolger gegeben hat, der so hieß. Außerdem würde es beispielsweise der Königin von England nicht im Traum einfallen, sich selbst "Elizabeth II." zu nennen oder gar so zu unterschreiben. Ein schlichtes "Elizabeth" genügt.

Papst Franz

Zuguterletzt sei noch der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass wir Deutschen den neuen Papst niemals "Franziskus" nennen werden. Wie die Italiener, die ihre Päpste selbstverständlich "Giuseppe", "Paolo" oder "Benedetto" nennen, haben auch wir immer den Papstnamen eingedeutscht. Niemand sagte "Papst Paulus", "Ioannes Paulus" oder "Benedictus". Die Päpste hießen immer "Paul (VI.)", "Johannes Paul (II.)" oder "Benedikt (XVI.)". In diesem Sinn wollen wir auch in Zukunft deutlich deutsch reden, wie es unser neuer Papst Franz verdient hat.


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