Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Thomas Wimmer zum 125.Geburtstag O' zapft is!

Der legendäre Münchner Nachkriegsoberbürgermeister Thomas Wimmer ist aus vielen Gründen unvergessen. Der Wiederaufbau und das "Rama Dama" gehen auf ihn zurück und den oberbürgermeisterlichen Wiesnanstich hat er auch erfunden.

Stand: 06.01.2012 | Archiv

"Für München war er ein Glücksfall", sagt Hans-Jochen Vogel über Thomas Wimmer, seinen Amtsvorgänger im Amt des Münchner Oberbürgermeisters. In der Tat hat sich der Wimmer Damerl, wie ihn die Bürger liebevoll nannten, in vielerlei Weise um München verdient gemacht. Ohne ihn wäre die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Innenstadt nie wieder in ihrer alten Struktur erstanden. Hätten sich damals die Modernisten durchgesetzt, verliefe an der Stelle der jetzigen Fußgängerzone eine Stadtautobahn, und um von der Nordseite des Marienplatzes auf dessen Südseite zu kommen, müsste man eine Fußgängerbrücke überqueren.

Das Rathaus von München inmitten von Trümmern und Ruinen | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel München in der Nachkriegszeit Nur Not gab es im Überfluss

Dass wir diese Tonaufnahmen überhaupt hören können, ist eine Sensation. Mehr als fünfzig Jahre lang lagen die einzigartigen Dokumente aus Nachkriegs-Bayern unbeachtet in einem Schweizer Schallarchiv. [mehr]

Aber schon in den Jahren unmittelbar nach dem Krieg hatten die Münchner allen Grund, ihm dankbar zu sein. Er war derjenige, der mit einer groß angelegten Holzfällaktion dafür gesorgt hat, dass sie in den kalten Wintern 1946/47 nicht frieren müssten, er hat die private Müllabfuhr in die Wege geleitet, und vor allem: Er hat den Menschen wieder Mut gemacht. Mit seiner Losung "Rama dama" gab er das Signal zur Befreiung der Stadt von dem Schutt, den die Fliegerangriffe hinterlassen hatten, und wenn er dabei die Schaufel selber in die Hand nahm, dann war er, der gelernte Schreiner, der seine Herkunft aus kleinen Verhältnissen niemals vergaß, absolut glaubwürdig.

In jungen Jahren war er der Sozialdemokratischen Partei beigetreten, überzeugt davon, dass sie am ehesten in der Lage war, das Los derer zu verbessern, die nichts besaßen als ihre Arbeitskraft. Seine Geradlinigkeit und sein praktischer Sinn, seine Durchsetzungsfähigkeit und seine stets auf Ausgleich bedachte Art verschafften ihm unter Parteigenossen und Gewerkschaftlern Respekt und Anerkennung. Feinde machte er sich nur unter den Nazis, denen er sich von Anfang an vehement widersetzte. Dafür wurde er später aus dem städtischen Dienst entlassen, mit einem Arbeitsverbot belegt und mehrere Male eingesperrt.

Ab 1946 war Thomas Wimmer zwölf Jahre lang Mitglied des Landtags. 1948 wählte ihn der Stadtrat zum Oberbürgermeister, 1952 und 1956 bestätigten ihn die Münchner mit großer Mehrheit in seinem Amt, und als er 1960 das Rathaus verließ, bereiteten sie ihm einen herzlichen Abschied. Mit ihm ging eine Ära zu Ende. Der Damerl, der in seinen zwölf Jahren als Oberbürgermeister der richtige Mann am richtigen Platz war, verkörperte einen Politikertyp, der in der Mediendemokratie unserer Tage kaum mehr Chancen hätte.

Unvergessen ist er aus vielen Gründen, nicht zuletzt deshalb, weil er die Tradition begründet hat, der zu Folge auf dem Münchner Oktoberfest das erste Fass Bier vom Stadtoberhaupt angezapft wird.


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