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Bogen selber bauen Ferien in der Wildnisschule Bad Staffelstein

Einen Haselnusstrauch abbrechen, einen Bogen schnitzen und eine Paketschnur als Sehne dran machen. Als Kind hat das mancher gemacht. Als Erwachsener kann man das zur Perfektion treiben, in der Wildnisschule im oberfränkischen Bad Staffelstein. Von Carlo Schindhelm

Stand: 03.07.2016 | Archiv

"Ja und jetzt stehen wir vor dem großen Holzhaufen. Ungefähr ein Kubik Haselnuss ist das da. Und den machen wir jetzt erstmal auseinander und jeder sucht sich sein Stück raus. Ok – dann greift mal zu. Die legen wir jetzt alle mal da in die Wiese rein."

Wildnisschulleiter Christian Simeoni

Christian Simeoni hat bereits etliche Bögen aus verschiedensten Hölzern gebaut. Nun gibt er sein Wissen weiter. Bis auf eine Frau sind alle Kursteilnehmer Männer

"Also ich würde das hier als Rücken nehmen, weil der sich unten ein bisschen nach außen neigt. Also so quasi. Und hier oben ist er ja wieder gerade – da geht er mehr in die Richtung. - Genau – dahinten hast Du auch noch den Ast drin – das ist auch ein Grund noch und was noch schön ist. Der ist schön breit."

Christian Simeoni mit Schüler

Mit Messer, Beil und Geschick

Noch halten die Kursteilnehmer einen faustdicken etwa zwei Meter langen Haselnuss Stamm in der Hand. Daraus soll im Laufe eines Wochenendes ein eleganter Bogen werden:

Christian Simeoni

"Ja, Ziel ist es, die alte Technik des Bogenbauens zu erlernen und dass sie auch nicht vergessen wird. Und die Besonderheit bei dem ist noch, dass wir das draußen machen ohne große Hilfsmittel, wie Sägen oder Ziehmesser oder Werkbänke – wir nutzen nur Beil und Messer und das ist das Besondere.“ Christian Simeoni

Grob haben die Männer die Enden des Bogens, und den Bereich des späteren Griffes eingezeichnet. Dann geht es ans Hacken. Bei Steffen erwachen Kindheitserinnerungen: 

"Als Kind haben wir immer alle Pfeil und Bogen gehabt – sind da durch die Gegend gerannt und so hat sich das ergeben. Und da habe ich einfach mal geguckt – obs so was gibt so einen Bogenbauseminar und dann habe ich im Internet das dann gefunden."

Wildnisschüler

"Heut zu Tage lernt man ja viel mehr aus Medien – Bücher Internet und alles. Man kriegt nichts mehr von einem Dritten oder einer anderen Person jetzt übermittelt und das fehlt ein bisschen und das möchte ich halt auch mal wieder haben, dass man etwas gelernt bekommt oder beigebracht bekommt – das einem nur gezeigt wird."

Kursteilnehmer Alex

Jetzt stapft Alex mit seinem Haselnussstamm durch das feuchte Gras zu einem Hackklotz. Auf dem Gelände der Wildnisschule befindet sich auch ein Tippi. Wer möchte kann es für das Nachtlager nutzen. Noch ist der Boden durch den Regen der vergangenen Tage recht matschig:

"In dem Tippi habe wir jetzt auch die Feuerstelle habe ich gerade angemacht – ich wollte es jetzt auch grad ein bisschen ausräuchern mit Salbei und verschiedenen Kräutern, die ich auch im letzten Jahr hier gesammelt habe – also um den Platz rum – ja um das Tippi auch ein bisschen einzuweihen und bewohnbar zu machen jetzt für das Wochenende.“

Sabine Simioni ist die Frau des Kursleiters. Das Feuer hat sie nicht einfach mit einem Streichholz entzündet, sondern wie in der Steinzeit mit einem Bogen und einer Holzspindel. Zu ihren Aufgaben gehört auch das Kochen über dem Feuer. In einem Bauwagen lagern die Zutaten:

"Also für 10 Personen brauchen wir schon den ganz großen Topf hier – den Kessel. Den Kessel über dem Feuer dann. Also ich habe auch ganz einfache Lebensmittel hier – also ich habe Kartoffeln hier, die ich auch hier auf dem Acker sammeln könnte. Ich habe Zwiebeln hier und das ist auch das wichtige an der wilden Küche oder der Feldküche, dass ich mit ganz einfachen und wenigen Zutaten was gutes schmackhaftes und Nahrhaftes bereiten kann."

Sabine Simeoni

Kartoffelgulasch steht auf dem Speiseplan und Kräuterfladen – gebacken in der Glut. Kraft werden die Männer noch brauchen. Bis aus dem Stamm ein Bogen wird, sind noch einige Beilhiebe nötig. Anschließend werden die Kursteilnehmer noch selber eine Sehne drehen und einen Pfeil anfertigen:

Selbstgemachte Ausrüstung a la Ötzi

"Wir bauen einen ganz primitiven Pfeil – und zwar mit einer Steinspitze drin – so wie es Ötzi hatte - (-) und wir machen dann die Federn kleben wir mit Birkenpech – so richtig wie es früher war. Nicht mit Uhu oder sonst was. Am Lagerfeuer wird das dann gemacht das Pech."

Christian Simeoni

Gegen Ende des Kurses, darf der fertige Bogen natürlich auch ausprobiert werden:

"Bogenschießen ist irgendwie was – keine Ahnung – das steckt vielleicht noch so in uns drinnen in uns Männern – das wir das irgendwie schön finden – ist einfach eine tolle Art, sozusagen draußen zu sein auf was zu zielen irgendwie so was zu treffen keinen Ahnung, ich weiß nicht hm."

Faszinierter Schütze mit eigenem Bogen

"Wenn man einen Bogen selber mal schießt das ist halt Ausgleich auch vom Alltag. Ist etwas, was man nicht durch Computer oder Elektronik oder irgendwas in Bewegung setzt. Das gibt es auch weniger. Alles ist ja motorisiert oder elektrisch. Aber alles mal durch Handarbeit. Bogen ziehen. Zielen, loslassen und dann treffen – das ist ein tolles Gefühl. Muss man mal ausprobieren."

Wildnis-Schüler


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