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Auf den Spuren der Perlen "Glasmarathon" im Fichtelgebirge

Der Glaswanderweg erinnert an die Blütezeit dieser Industrie in Oberfranken. Auf der Wanderung zwischen Weidenberg und Bischofsgrün laden drei Glasmuseen und zahlreiche Produktionsstätten zum Eintauchen in die "Glas-Vergangenheit" ein.

Author: Anja Bischof

Published at: 5-3-2017 | Archiv

Glas aus Oberfanken: Auf dem Glaswanderweg die Spuren erleben

Der Glaswanderweg ist ein Marathon. Auf 42 Kilometern führt er durch das Fichtelgebirge. Kaum jemand erwandert ihn an einem Tag. Es wäre auch zu schade, denn auf dem Weg kann man viel lernen. Der Warmensteinacher Gemeinderat Berthold Schätz gehört zu den Glaswanderweg-Gestaltern und zeigt auf eine Informationstafel am Wegesrand. Hüttenhaus heißt die Überschrift:

Berthold Schätz zeigt bedeutende Glasmacherorte

"Hier wurde die Produktion schon 1870 eingestellt, aber auf der Wiese hinter dem Gebäude hat man die ältesten Perlen und Knöpfe gefunden, die das Glasmuseum hat."

Berthold Schätz

An allen Stellen entlang des Weges, wo bedeutende Hütten, Schleifereien oder Betriebe standen oder noch stehen, findet der Wanderer Pulttafeln mit historischen Fotos und Beschreibungen davon, was dort gemacht wurde, wie und von wem.

Der Wanderweg zeigt auch, wie viele Menschen in früher von der Glasproduktion im Fichtelgebirge abhängig waren. Schon im 16. Jahrhundert wurde in der Gegend Glas hergestellt. Und selbst im 20. Jahrhundert haben noch mehr als 500 Menschen in Warmensteinach eine Arbeit in der Glasindustrie gefunden. Glas zu schmelzen, zu färben, zu schleifen, zu  blasen und daraus ein Produkt zu gestalten, war laut Berthold Schätz schon immer eine Kunst und harte Arbeit. Das spiegelt sich auch heute noch im Zeichen der Glasmacher:

"Oben drüber die liegende Acht, darunter ein Kreuz. Das Zeichen geht auf einen alten Spruch zurück und bedeutet: Es ist ein unendlich Kreuz, gutes Glas zu machen."

Wanderin

Wegweiser auf dem Glaswanderweg

Dem Glaswanderweg zwischen Weidenberg und Bischofsgrün dient das schwarze Zeichen auf weißem Grund als Markierung. Das Warmensteinacher Teilstück des Wanderwegs ist elf Kilometer lang. Wie auf einer Perlenkette reihen sich in dem kleinen Wintersportort 21 ehemalige Produktionsstätten aneinander. Kurz vor dem Ortsausgang stößt der Wanderer auf das Glasmuseum im Freizeithaus. Alte Perlen, neuerer Schmuck, kunstvoll geschliffene und geblasene Gläser, Teller, Vasen, oft mehrfarbig, rubinrot, durchsichtig oder blickdicht bekommt der Besucher zu sehen, liebevoll zusammengetragen auch vom ehemaligen Glasmacher Gerd Lenk:

"Das ganze Fichtelgebirge kann man hier in Glas ansehen. Der größte Teil kommt aus Warmensteinach. Das hier kommt aus Fichtelberg, die schönsten Farben hatte die Steinachhütte in Warmensteinach."

Gerd Lenk

Schätze im Glasmuseum in Warmensteinach

Das Glasmuseum macht auch deutlich, wie hart die Arbeit der Perlendreher war. Ein nachgebildeter Perlenmacherofen zeigt, wie noch bis 1969 in Warmensteinach Perlen entstanden. Peter Fülle vom Glasmuseum kennt den Vorgang noch genau. Im heißen Ofen wurde Grünstein oder Quarzsand bis zum Schmelzen erhitzt….

"Dann hat der Perlenmacher über die Öffnung mit dem Perleneisen Glas aufgenommen, hat das durch Wickeln zu einer Perle geformt und so hat er in einem Arbeitsgang mehrere Perlen gewickelt."

Gerd Lenk

Die charmanten Spuren von Millionen hier produzierter Perlen sind noch heute zu sehen, erzählt der Warmensteinacher Bürgermeister Axel Herrmann.

"Sie können auf den ganzen Wiesen in Warmensteinach laufen, auf jedem Maulwurfshügel schaut eine Perle heraus. Wie sie dorthin kommen, ist mir noch heute ein Rätsel."

Axel Herrmann

Wer der Spur der Perlen auf dem Glaswanderweg weiter folgt, kommt durch Fichtelberg und landet schließlich in Bischofsgrün. Nach den 42 Kilometern ist jeder Wanderer zum Glas-Experten geworden. Die Ochsenkopfregion wird er für immer mit anderen Augen sehen. 

Tipps der Autorin zum Glaswanderweg

Mein Tipp: Informationen zum 42 Kilometer langen Glaswanderweg gibt es bei den Touristinformationen im Fichtelgebirge. Ein Besuch des Glasknopfmuseums in Weidenberg ist sehr spannend, vor allem wenn der Ofen angeschürt wird. Das ist einmal pro Monat der Fall. Ab April öffnet das Glasknopfmuseum immer sonntags von 14 bis 17 Uhr. Das Warmensteinacher Glasmuseum im Freizeithaus öffnet seine Türen jeden Mittwochnachmittag von 15 bis 17 Uhr. Das dritte Museum entlang des Weges in Bischofsgrün hat immer sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Eine Internetseite informiert den Wanderer über den Verlauf des Weges und gibt viele Zusatzinformationen zur Glas-Vergangenheit im Fichtelgebirge. Die Adresse lautet: www.glas-im-fichtelgebirge.de. Der Glaswanderweg lässt sich in mehreren Teilstücken laufen. Welche Richtung der Wanderer einschlägt, spielt keine Rolle, da die Informationen nicht aufeinander aufbauen. Wer einkehren möchte, findet in Weidenberg, Warmensteinach, Fichtelberg und Bischofsgrün zahlreiche Gaststätten. Sollte sich Wild aus dem Fichtelgebirge auf der Karte befinden – unbedingt bestellen!


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