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Am Bildungszentrum Nürnberg Mit Genuss Glas selber gestalten

Glaskunst ist eine Sache für Profis – denkste! Klar, Glasschmuck herstellen ist nicht ganz so einfach wie einen Papierflieger basteln, aber auch für Laien durchaus machbar. Mit einigem an Übung, viel Geduld und einer kompetenten Anleiterin, die wir in ihrem mittelfränkischen Atelier besucht haben

Von: Thibaud Schremser

Stand: 04.03.2017 | Archiv

Zu den Gostenhofer Ateliertagen im Herbst öffnet Ursula Distler ihr Atelier.

Den Stab aus Metall in der rechten Hand gleichmäßig von sich wegdrehen, den Stab aus Glas in der linken Hand auch drehen, aber immer hin und her – Ursula Distler fordert Ihrer Schülerin Koordination ab. Die Nürnberger Glaskünstlerin bringt Edith Eichhorst bei, eine Glasperle herzustellen, zu drehen, sagt man.

Edith, die das zum ersten Mal macht, sitzt konzentriert auf einem niedrigen Hocker, die Augen auf der Höhe der 800 Grad heißen Gasflamme, die waagrecht zum Tisch von ihr wegbrennt. In der Hitze der blau-gelben Flammen schmilzt sie das dunkelblaue Glas – den linken Stab – an und verteilt es, möglichst gleichmäßig als Kugel, auf dem rechten Stab.

"Ja, jetzt warten bis das wieder flüssig ist. Das ein bisschen höher halten! Weil Sie kleben da hinten dran. Net ziehen sondern abschmelzen lassen. Moment! Stopp! Stopp!"

Teilnehmerin Edith Eichhorst

Von wegen Kugel: Auf dem Stab sammelt sich ein länglicher, unregelmäßiger Glasklumpen. Aber Edith Eichhorst bleibt ruhig, versucht, die Tipps von Ursula Distler umzusetzen.

"Das kann man irgendwo auf was draufstecken auf einen Metallstab und dann in den Blumenstock rein oder in eine Vase rein."

Ursula Distler

Die Tielnehmer stellen fest, dass das gar nich to einfach ist. Aber nichts, wovor man als Laie Angst haben müsste, trotz der heißen Flamme, meint Ursula Distler. Sie bietet Interessierten in ihrem Atelier und am Nürnberger Bildungszentrum immer wieder die Gelegenheit, kleine Glaskunstwerke herzustellen.

"Und man muss auch nicht Künstler sein, dass man da etzerla sagt ‚ich bin kein Künstler und deshalb will ich mit Glas nichts arbeiten‘ und man muss auch nicht unbedingt handwerklich begabt sein. Also ich hab auch schon in den Kursen gehabt Omas, die von den Enkeln dann den Kurs geschenkt gekriegt haben. ‚So jetzt bin ich da, jetzt soll ich da den Kurs machen. Ich weiß gar nicht was ich tun soll.‘ Und die waren dann zwei-, dreimal dabei, also haben sich immer wieder angemeldet, weils ihnen dann einfach gefallen hat, mit dem Glas zu arbeiten."

Ursula Distler

Und wen der Brenner abschreckt, der kann das Glas auch kalt verarbeiten – mit der Tiffany-Technik.

"Das heißt man hat flaches Glas, das wird auseinandergeschnitten und wird dann mit Kupferfolie eingefasst und dann durch die Kupferfolie miteinander verlötet mit Lötzinn.

Zum Einsteigen würde ich wirklich sagen, dass man mit dieser Art Tiffany-Technik anfängt, weil dann der Respekt, den man immer vor dem Glas hat ‚Oh! Da schneidet man sich, da kann man sich dran verletzen!‘, der fällt dadurch weg. Man lernt eben damit umzugehen, das Glas zu schneiden, das Glas zu brechen, zu Schleifen, das halt einfach weiterzuarbeiten oder auch zu gravieren."

Ursula Distler

Manche kommen zu den Kursen mit einem Plan, möchten etwas ganz bestimmtes herstellen. Manche sind nur neugierig auf das Arbeiten mit Glas und zucken mit den Schultern, bei der Frage nach ihren Zielen. Ursula Distler gibt ihnen Anregungen.

Edith Eichhorst ist froh, die Techniken zu lernen.

"Man kann Fensterbilder machen, man kann verschiedene Spiegel machen, man kann sich aber auch irgendeine Furnitur für den Schreibtisch machen, irgendwelche Stiftehalter oder so oder man macht sich irgendwelche Teelichter. Was noch? Lampen, Glasbilder fürs Fenster. Schmuck kann man sich herstellen. Bilderrahmen kann man sich machen. Es ist eigentlich fast unbegrenzt, die Möglichkeiten, die man hat. Wir haben auch schon Krawatten für Männer gemacht, also Krawatten, die sich schön bewegen lassen oder Fliegen für Männer."

Ursula Distler

Das Arbeiten mit kaltem Glas hat den Vorteil, dass die Kursteilnehmerinnen ihre Werke gleich mit nach Hause nehmen können. Edith Eichhorst kann das nicht. Die Perle muss mehrere Stunden lang abkühlen, weil sich sonst Risse im Glas bilden können.

Nach dem Auftragen des Glases kann die Perle in der Flamme noch nachgeformt werden, durch geschicktes Drehen oder mit Werkzeugen. Also den Stab erst einmal weiter in die Flamme halten aber weiter weg vom Brenner. Dann ganz aus der Flamme nehmen. Und dabei: ständig weiterdrehen! Sonst tropft das noch zähflüssige Glas nach unten und die Kugel ist nicht mehr rund. Und dann darf die Perle zum vollständigen Abkühlen abgelegt werden.

"Es war sehr schön, hat mir gut gefallen und ich bin schon überrascht, dass man so feinfühlig arbeiten muss. Also ich fands irgendwie toll. (lacht) Aber ich war zu nervös jetzt auch ein bisschen, muss ich sagen. Ich probier alles immer gerne aus."

Edith Eichhorst

Klar, man muss die Glastechniken einüben. Aber mit ein bisschen Übung kann auch mehr draus werden.

"Ich arbeite seit fast 30 Jahren mit Glas, hab ganz banal mit Tiffany-Glas angefangen an der Volkshochschule und dann hat mich der Glasvirus gepackt."

Ursula Distler


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